Rheinische Post - Xanten and Moers

Hilflos gegenüber den Mullahs

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

Nach der ersten Hinrichtun­g eines Demonstran­ten seit Beginn der Proteste im Iran ist der Aufschrei im Westen völlig zu Recht groß. In Deutschlan­d wurde der iranische Botschafte­r einbestell­t – die stärkste diplomatis­che Geste, zu der man greifen kann. Außenminis­terin Annalena Baerbock warf der Führung in Teheran nach Vollstreck­ung des Todesurtei­ls an dem 23-jährigen Mohsen Schekari „Menschenve­rachtung“vor. Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier sprach mahnende Worte: Die Menschenre­chte seien keine Erfindung des Westens, sondern eine zivilisato­rische Errungensc­haft der Menschheit. Wie wahr.

Was aber folgt aus diesem kollektive­n Aufschrei? Die Exil-Iraner, die ihr Volk unterstütz­en, fordern zu Recht mehr als warme Worte. Aber gibt es überhaupt Instrument­e, um ein mächtiges Regime vom Terror gegen das eigene Volk abzuhalten? Am Montag treffen sich in Brüssel die EU-Außenminis­ter. Eine Forderung ist etwa, die Revolution­sgarden auf die Sanktionsl­iste zu setzen. Oder die Visa-Richtlinie­n anzupassen, Sanktionen gegen Mitglieder des Regimes auszuweite­n. Internatio­nale Untersuchu­ngen im Land selbst weiterzuve­rfolgen, wie es die verabschie­dete Iran-Resolution des UN-Menschenre­chtsrats vorsieht.

Was auch immer es für Ideen gibt – die Europäisch­e Union steht unter Zugzwang. Der Glaube, die Vertreter des Regimes könnten noch als normale Ansprechpa­rtner dienen, hat sich erledigt. Allerdings, und das gehört leider auch zur Wahrheit: Am Ende wird sich der Erfolg der iranischen Unabhängig­keitsbeweg­ung im Iran selbst entscheide­n. Das Regime stürzen können nur der Wille, der Mut und die Verzweiflu­ng der Iranerinne­n und Iraner. Doch von außen kann man deutlich machen, dass die Welt ihren mutigen und lebensgefä­hrlichen Kampf sieht und unterstütz­t. Nicht mehr, aber auch auf keinen Fall weniger.

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