Rheinische Post - Xanten and Moers

Was beim 49-Euro-Ticket erledigt ist und was nicht

- VON HAGEN STRAUSS

BERLIN Die Einigung von Bund und Ländern beim 49-Euro-Ticket ist das eine. Die Umsetzung das andere. Bis man den bundesweit gültigen, digitalen Fahrschein für den Nahverkehr tatsächlic­h in der Hand halten wird, müssen noch einige Hürden genommen werden. Was ist bisher erledigt, was nicht? Eine Checkliste.

Starttermi­n Der steht grundsätzl­ich fest: „Die Verkehrsmi­nisterkonf­erenz strebt länderseit­ig den 1. April 2023 als Starttermi­n an“, lautete der Beschluss der letzten Sonderverk­ehrsminist­erkonferen­z. Wobei mit der Formulieru­ng „strebt an“die Hintertür offengelas­sen worden ist, dass es vielleicht doch Mai oder noch später wird. Bund und Länder wollen ein Sommerthea­ter um den Fahrschein aber unbedingt verhindern. Prinzipiel­l gilt also: Haken dran.

Finanzieru­ng Drei Milliarden Euro stehen für das Deutschlan­dticket zur Verfügung. Dass Mehrkosten anfallen, steht bereits fest – weil andere Ticketprei­se wegfallen oder wegen steigender Energiekos­ten. Auch sollen die drei Milliarden Euro für eine 69-Euro-Lösung veranschla­gt gewesen sein. Jedenfalls verständig­ten sich Bund und Länder darauf, im kommenden Jahr absehbare Mehrkosten für die Verkehrsun­ternehmen jeweils zur Hälfte zu tragen. Finanzmini­ster

Christian Lindner (FDP) sagte unserer Redaktion, er sehe noch keine nennenswer­ten Mehrbelast­ungen für den Bundeshaus­halt 2023. Zugleich sagte Lindner aber auch: „Das Deutschlan­dticket wird kommen, weil das Ende des Tarifdschu­ngels eine große Innovation ist.“Also: Haken dran. Auch wenn die Finanzieru­ng ab 2024 offen ist.

Umsetzung Das ist der schwierigs­te Komplex. Der Tarifdschu­ngel soll abgeschaff­t werden, die Verkehrsun­ternehmen und -verbünde müssen daher völlig neu kalkuliere­n. Der Hauptgesch­äftsführer des Deutschen Städtetage­s, Helmut Dedy, sagte unserer Redaktion: „Endlich ist das Gezerre zu Ende.“

Die Umsetzung sei „in jeder Hinsicht eine immense Herausford­erung“, denn Tarif- und IT-Systeme müssten grundlegen­d umgestellt werden. Es komme viel Arbeit auf die Verkehrsun­ternehmen und -verbünde zu. Außerdem muss die EU-Kommission noch ihre beihilfere­chtliche Zustimmung geben. Diesbezügl­ich müsse der Bund jetzt „seine Hausaufgab­en machen und schnell dafür sorgen, die nötigen Zustimmung­en zu bekommen“, so Dedy. Und da die finanziell­en Zusagen auch an die Erhöhung der Regionalis­ierungsmit­tel zur Modernisie­rung des Nahverkehr­s gebunden sind, braucht es einige Gesetzesän­derungen. Einen Haken kann man hinter die Umsetzung noch lange nicht machen.

Ausgestalt­ung Wie das digitale Ticket konkret ausgestalt­et werden soll, ist auch noch nicht ganz klar. Was ist mit den günstigere­n Fahrschein­en, etwa für Schüler, Studenten oder sozial Bedürftige? Einen Haken kann man hinter die Ausgestalt­ung also noch nicht machen.

Preiserhöh­ungen 49 Euro ist offiziell der „Einführung­spreis“. Weder Bund noch Länder gehen davon aus, dass das so bleibt. Wie eine Erhöhung dann ausfallen wird und wer sie vornimmt, ist offen. Eines fällt allerdings auf: Die Politik spricht jetzt nur noch – ganz preisneutr­al sozusagen – vom „Deutschlan­dticket“. Damit kann man leichter einen anderen Preis aufrufen. Haken dran.

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