Rheinische Post - Xanten and Moers
Die Girocard wird fit fürs Digitalzeitalter
Die Nachfolgerin der EC-Karte soll als direktes Zahlungsmittel im Onlinehandel dienen. Was Bankkunden jetzt wissen müssen.
FRANKFURT Die Girocard erhält neue Funktionen. Das hat die Deutsche Kreditwirtschaft (DK), der Dachverband der fünf großen Bankenverbände Deutschlands, jüngst angekündigt. Sie solle im Onlinehandel und in der digitalen Welt besser nutzbar werden, hatte Henriette Peucker, Stellvertreterin des Hauptgeschäftsführers des Bundesverbands deutscher Banken (BdB), dazu der Deutschen Presse-Agentur gesagt. Die Girocard solle kontinuierlich um „marktnahe Funktionalitäten erweitert“werden, ergänzte der BdB, der in diesem Jahr federführend in der DK ist.
So sollen die Kunden künftig die Girocard digital nutzen können. Dazu müssen sie diese auf dem
Smartphone oder der Smartwatch digital hinterlegen. Als Bezahlmethode für Giropay – das ist das gemeinsame Onlinebezahlverfahren der deutschen Banken und Sparkassen – könne die digitale Girokarte bald auch für das Bezahlen im Onlinehandel genutzt werden. Damit könnten Kunden mit der Girocard dann beispielsweise eine Kaution hinterlegen, wenn sie ein Hotelzimmer buchen oder einen Mietwagen reservieren. Viele Autovermieter akzeptieren dazu bisher nur reine Kreditkarten und keine Debitkarten, die eine Zahlung sofort vom Konto abbuchen und nicht nur einmal im Monat.
Aufseiten der Banken und Sparkassen sei Giropay technisch umgesetzt, nun werde das neue Verfahren schrittweise bei den Händlern eingeführt. Die Zeit drängt auch deshalb, weil die Konkurrenz von Anbietern aus den USA hierzulande längst etabliert ist: Viele Verbraucher in Deutschland nutzen heute schon Apple Pay oder Google Pay oder bezahlen im Internet per Paypal.
Mit den neuen Nutzungsmöglichkeiten soll die Girokarte also attraktiv bleiben für die Kunden der deutschen Geldhäuser. 100 Millionen solcher Karten sind an deren Kunden ausgegeben worden. „Die Girocard ist die meistgenutzte Bankkarte in Deutschland und das meistgenutzte Zahlungsmittel an den Ladenkassen in Deutschland“, sagte Peucker.
Im Ausland jedoch kann die Girocard nur über die Kooperation mit Mastercard oder Visa eingesetzt werden. Zu erkennen ist das an dem auf der Karte aufgebrachten Maestro- oder V-Pay-Symbol. Diese Funktion macht es möglich, dass man etwa im Urlaub den Wein in der französischen Bar oder den Espresso im italienischen Café mit dieser Karte bezahlen kann. Abgewickelt werden die Zahlungen im Ausland dann über die amerikanische Master- oder Visacard. Doch neue Karten werden vom 1. Juli 2023 an nicht mehr mit dem Maestro-Symbol ausgegeben, das für weltweite Nutzung der Bezahl- und Geldautomatenfunktion steht. Die alten behalten jedoch bis zum Ende ihrer Laufzeit die Gültigkeit, spätestens bis Ende 2027. So lange kann man mit den Girocards also auch im Ausland zahlen oder Geld abheben. Vielleicht sogar noch darüber hinaus, denn offenbar verhandeln einzelne Banken mit dem Betreiber Mastercard über eine Verlängerung der Nutzung. Offiziell bestätigt wird das jedoch nicht. Zum Auslandseinsatz wählten die Geldhäuser jetzt neue Partner – oder sie hätten das schon getan, heißt es von der DK.
Verbraucher bräuchten nichts zu unternehmen, versichert die Interessenvertretung der Kreditwirtschaft. Mit dem regulären Kartenaustausch werde man eine neue Lösung erhalten. Das könne dann auch eine weitere Karte zusätzlich zur Girocard sein – also vielleicht wieder eine Mastercard. Denn das US-Unternehmen verweist auf Anfrage unserer Redaktion auf seine Debitkarte, die Zugang zu 90 Millionen Akzeptanzstellen weltweit ermögliche – und die Digitalisierung des Zahlungsverkehrs voranbringe.