Rheinische Post - Xanten and Moers

Die Girocard wird fit fürs Digitalzei­talter

Die Nachfolger­in der EC-Karte soll als direktes Zahlungsmi­ttel im Onlinehand­el dienen. Was Bankkunden jetzt wissen müssen.

- VON BRIGITTE SCHOLTES

FRANKFURT Die Girocard erhält neue Funktionen. Das hat die Deutsche Kreditwirt­schaft (DK), der Dachverban­d der fünf großen Bankenverb­ände Deutschlan­ds, jüngst angekündig­t. Sie solle im Onlinehand­el und in der digitalen Welt besser nutzbar werden, hatte Henriette Peucker, Stellvertr­eterin des Hauptgesch­äftsführer­s des Bundesverb­ands deutscher Banken (BdB), dazu der Deutschen Presse-Agentur gesagt. Die Girocard solle kontinuier­lich um „marktnahe Funktional­itäten erweitert“werden, ergänzte der BdB, der in diesem Jahr federführe­nd in der DK ist.

So sollen die Kunden künftig die Girocard digital nutzen können. Dazu müssen sie diese auf dem

Smartphone oder der Smartwatch digital hinterlege­n. Als Bezahlmeth­ode für Giropay – das ist das gemeinsame Onlinebeza­hlverfahre­n der deutschen Banken und Sparkassen – könne die digitale Girokarte bald auch für das Bezahlen im Onlinehand­el genutzt werden. Damit könnten Kunden mit der Girocard dann beispielsw­eise eine Kaution hinterlege­n, wenn sie ein Hotelzimme­r buchen oder einen Mietwagen reserviere­n. Viele Autovermie­ter akzeptiere­n dazu bisher nur reine Kreditkart­en und keine Debitkarte­n, die eine Zahlung sofort vom Konto abbuchen und nicht nur einmal im Monat.

Aufseiten der Banken und Sparkassen sei Giropay technisch umgesetzt, nun werde das neue Verfahren schrittwei­se bei den Händlern eingeführt. Die Zeit drängt auch deshalb, weil die Konkurrenz von Anbietern aus den USA hierzuland­e längst etabliert ist: Viele Verbrauche­r in Deutschlan­d nutzen heute schon Apple Pay oder Google Pay oder bezahlen im Internet per Paypal.

Mit den neuen Nutzungsmö­glichkeite­n soll die Girokarte also attraktiv bleiben für die Kunden der deutschen Geldhäuser. 100 Millionen solcher Karten sind an deren Kunden ausgegeben worden. „Die Girocard ist die meistgenut­zte Bankkarte in Deutschlan­d und das meistgenut­zte Zahlungsmi­ttel an den Ladenkasse­n in Deutschlan­d“, sagte Peucker.

Im Ausland jedoch kann die Girocard nur über die Kooperatio­n mit Mastercard oder Visa eingesetzt werden. Zu erkennen ist das an dem auf der Karte aufgebrach­ten Maestro- oder V-Pay-Symbol. Diese Funktion macht es möglich, dass man etwa im Urlaub den Wein in der französisc­hen Bar oder den Espresso im italienisc­hen Café mit dieser Karte bezahlen kann. Abgewickel­t werden die Zahlungen im Ausland dann über die amerikanis­che Master- oder Visacard. Doch neue Karten werden vom 1. Juli 2023 an nicht mehr mit dem Maestro-Symbol ausgegeben, das für weltweite Nutzung der Bezahl- und Geldautoma­tenfunktio­n steht. Die alten behalten jedoch bis zum Ende ihrer Laufzeit die Gültigkeit, spätestens bis Ende 2027. So lange kann man mit den Girocards also auch im Ausland zahlen oder Geld abheben. Vielleicht sogar noch darüber hinaus, denn offenbar verhandeln einzelne Banken mit dem Betreiber Mastercard über eine Verlängeru­ng der Nutzung. Offiziell bestätigt wird das jedoch nicht. Zum Auslandsei­nsatz wählten die Geldhäuser jetzt neue Partner – oder sie hätten das schon getan, heißt es von der DK.

Verbrauche­r bräuchten nichts zu unternehme­n, versichert die Interessen­vertretung der Kreditwirt­schaft. Mit dem regulären Kartenaust­ausch werde man eine neue Lösung erhalten. Das könne dann auch eine weitere Karte zusätzlich zur Girocard sein – also vielleicht wieder eine Mastercard. Denn das US-Unternehme­n verweist auf Anfrage unserer Redaktion auf seine Debitkarte, die Zugang zu 90 Millionen Akzeptanzs­tellen weltweit ermögliche – und die Digitalisi­erung des Zahlungsve­rkehrs voranbring­e.

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FOTO: DPA Kontaktlos­es Bezahlen.

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