Rheinische Post - Xanten and Moers
Vergleichsportale stehen in der Kritik
Die Wettbewerbszentrale verklagt mehrere Vermittlungsplattformen wegen irreführender Angaben.
DÜSSELDORF Check 24 und Verivox für Versicherungen, Kredite oder Energie, für Hotels Booking, HRS und Expedia sowie Opodo, Fluege.de und Lastminute.de für Flüge – die Zahl der Vergleichsportale im Internet ist in den vergangenen Jahren rasant gewachsen. Die Wettbewerbszentrale, die sich als Selbstkontrollinstitution der Wirtschaft für die Förderung des fairen Wettbewerbs versteht, kritisiert deren Geschäftsgebaren nun jedoch scharf.
Es seien 64 Vergleichs- und Vermittlungsportale intensiver beobachtet worden, hieß es. Darunter hätten sich 24 Portale aus dem Tourismusbereich, acht aus der Finanzbranche, 20 aus dem Pflegesektor befunden. Das Ergebnis: Über 70 Prozent der in der Prüfung einbezogenen Portale warben in wettbewerbswidriger Weise. Laut der Zentrale wurden 122 Wettbewerbsverstöße registriert, darunter vor allem solche wegen Irreführung. So fehlten etwa Informationen über die Sortierungskriterien bei Suchergebnissen und Kundenbewertungen.
„Besonders bedenklich ist aus unserer Sicht, wenn Portale verschleiern, dass in Rankings solche Anbieter oben gelistet werden, die eine Provision zahlen. Solche Einträge müssen nach der Rechtsprechung eindeutig als Werbung gekennzeichnet werden“, sagt Martin Bolm, Syndikusrechtsanwalt bei der Wettbewerbszentrale.
Von Transparenz fehle häufig jede Spur. „Außerdem muss zum Ranking eine Information über die Hauptparameter und deren Gewichtung bereitgestellt werden. Viele Anbieter haben das noch nicht umgesetzt“, so Bolm. Auch darüber, ob und wie Bewertungen auf Echtheit geprüft werden, habe es Unklarheiten gegeben.
Wichtige Vergleichsportale sind Verivox und Check 24. Die Firmen weisen die Vorwürfe auf Anfrage zurück: Transparenz sei bei ihnen oberstes Gebot. „Wir listen die Tarife streng mathematisch nach Preisen oder sonstigen Einstellungen, die unsere Nutzer selbst vornehmen. Dass wir beim Abschluss Provisionen erhalten, sagen wir sehr transparent auf unserer Website“, heißt es von Verivox. Check 24 erklärt: „Alle unsere Vergleichsrechner erläutern an mehreren prominenten Stellen die jeweilige Marktabdeckung, das Zustandekommen von Rankings und die Echtheit von Kundenbewertungen.“
Doch auch die Verbraucherzentrale NRW sieht Risiken für die Nutzer. Udo Sieverding hat sich auf Plattformen spezialisiert, die Stromund Gasverträge vermitteln. Man solle sich immer vor Augen führen, dass die Portale gewinnorientiert arbeiteten: „Es handelt sich eben nicht um die Stiftung Warentest, die das Beste für Verbraucher will. Daher geht es nicht immer vollumfänglich transparent zu. Es steht der Verdacht im Raum, dass zum Beispiel Tarifbedingungen so ausgetüftelt werden, dass Premiumpartner ihre Tarife darauf abstimmen und dann kurzzeitige Besserplatzierungen erreichen.“
Bei den Angeboten wie auch bei den Vertragsunterlagen gelte es, auf das Kleingedruckte zu achten, rät die Verbraucherzentrale. Zudem solle man die Filter bewusst einstellen. Es würden mitunter nämlich Boni eingepreist und mit den Kosten für das erste Vertragsjahr verrechnet. Ein weiterer Rat: Man sollte mehrere Vergleichsportale nutzen, um möglichst viele Anbieter zu berücksichtigen.