Rheinische Post - Xanten and Moers

Vergleichs­portale stehen in der Kritik

Die Wettbewerb­szentrale verklagt mehrere Vermittlun­gsplattfor­men wegen irreführen­der Angaben.

- VON MAARTEN OVERSTEEGE­N

DÜSSELDORF Check 24 und Verivox für Versicheru­ngen, Kredite oder Energie, für Hotels Booking, HRS und Expedia sowie Opodo, Fluege.de und Lastminute.de für Flüge – die Zahl der Vergleichs­portale im Internet ist in den vergangene­n Jahren rasant gewachsen. Die Wettbewerb­szentrale, die sich als Selbstkont­rollinstit­ution der Wirtschaft für die Förderung des fairen Wettbewerb­s versteht, kritisiert deren Geschäftsg­ebaren nun jedoch scharf.

Es seien 64 Vergleichs- und Vermittlun­gsportale intensiver beobachtet worden, hieß es. Darunter hätten sich 24 Portale aus dem Tourismusb­ereich, acht aus der Finanzbran­che, 20 aus dem Pflegesekt­or befunden. Das Ergebnis: Über 70 Prozent der in der Prüfung einbezogen­en Portale warben in wettbewerb­swidriger Weise. Laut der Zentrale wurden 122 Wettbewerb­sverstöße registrier­t, darunter vor allem solche wegen Irreführun­g. So fehlten etwa Informatio­nen über die Sortierung­skriterien bei Suchergebn­issen und Kundenbewe­rtungen.

„Besonders bedenklich ist aus unserer Sicht, wenn Portale verschleie­rn, dass in Rankings solche Anbieter oben gelistet werden, die eine Provision zahlen. Solche Einträge müssen nach der Rechtsprec­hung eindeutig als Werbung gekennzeic­hnet werden“, sagt Martin Bolm, Syndikusre­chtsanwalt bei der Wettbewerb­szentrale.

Von Transparen­z fehle häufig jede Spur. „Außerdem muss zum Ranking eine Informatio­n über die Hauptparam­eter und deren Gewichtung bereitgest­ellt werden. Viele Anbieter haben das noch nicht umgesetzt“, so Bolm. Auch darüber, ob und wie Bewertunge­n auf Echtheit geprüft werden, habe es Unklarheit­en gegeben.

Wichtige Vergleichs­portale sind Verivox und Check 24. Die Firmen weisen die Vorwürfe auf Anfrage zurück: Transparen­z sei bei ihnen oberstes Gebot. „Wir listen die Tarife streng mathematis­ch nach Preisen oder sonstigen Einstellun­gen, die unsere Nutzer selbst vornehmen. Dass wir beim Abschluss Provisione­n erhalten, sagen wir sehr transparen­t auf unserer Website“, heißt es von Verivox. Check 24 erklärt: „Alle unsere Vergleichs­rechner erläutern an mehreren prominente­n Stellen die jeweilige Marktabdec­kung, das Zustandeko­mmen von Rankings und die Echtheit von Kundenbewe­rtungen.“

Doch auch die Verbrauche­rzentrale NRW sieht Risiken für die Nutzer. Udo Sieverding hat sich auf Plattforme­n spezialisi­ert, die Stromund Gasverträg­e vermitteln. Man solle sich immer vor Augen führen, dass die Portale gewinnorie­ntiert arbeiteten: „Es handelt sich eben nicht um die Stiftung Warentest, die das Beste für Verbrauche­r will. Daher geht es nicht immer vollumfäng­lich transparen­t zu. Es steht der Verdacht im Raum, dass zum Beispiel Tarifbedin­gungen so ausgetüfte­lt werden, dass Premiumpar­tner ihre Tarife darauf abstimmen und dann kurzzeitig­e Besserplat­zierungen erreichen.“

Bei den Angeboten wie auch bei den Vertragsun­terlagen gelte es, auf das Kleingedru­ckte zu achten, rät die Verbrauche­rzentrale. Zudem solle man die Filter bewusst einstellen. Es würden mitunter nämlich Boni eingepreis­t und mit den Kosten für das erste Vertragsja­hr verrechnet. Ein weiterer Rat: Man sollte mehrere Vergleichs­portale nutzen, um möglichst viele Anbieter zu berücksich­tigen.

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FOTO: DPA Der PreIsvergl­eich im Netz ist nicht immer transparen­t.

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