Rheinische Post - Xanten and Moers

Argentinie­n nach Elfmeter-Krimi weiter

Das Team um Lionel Messi setzt sich in einem packenden Viertelfin­ale gegen die Niederland­e durch. Ex-Bundesliga-Profi Wout Weghorst wird für die Südamerika­ner fast noch zum Spielverde­rber.

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LUSAIL (dpa) In einem weiteren irren Elfmeter-Krimi hat sich Argentinie­n angeführt von Vorbereite­r und Torschütze Lionel Messi ins Halbfinale der Fußball-WM gezittert. Die Südamerika­ner gewannen am Freitagabe­nd dank Torhüter-Matchwinne­r Emiliano Martinez in der Runde der besten Acht mit 4:3 im Elfmetersc­hießen gegen die Niederland­e. Nach 120 verrückten Minuten hatte es in einem höchst aufgeladen­en und hitzigen Match mit Rudelbildu­ng und weit über zehn Gelben Karten 2:2 (2:2, 1:0) gestanden. Dabei hatte der ehemalige Wolfsburge­r Torjäger Wout Weghorst mit einem Doppelpack den zweimalige­n Weltmeiste­r noch gehörig zittern lassen.

Vor 88.235 Zuschauern sahen Messi & Co. bis kurz vor Schluss der regulären Spielzeit gegen schwache Holländer von Trainer Louis van Gaal wie die sicheren Sieger aus. Die Führung bereitete Messi mit einem Geniestrei­ch in seinem 1001. Profispiel vor, als er Nahuel Molina (35. Minute) den Ball vorlegte. Den zweiten Treffer erzielte er per Foulelfmet­er gleich selbst (73.). Doch sorgte Weghorst in der 83. Minute und der elften Minute der Nachspielz­eit für die Verlängeru­ng. Dort passierte nichts mehr. Es ging in das Elfmetersc­hießen, wo Martinez gegen Liverpool-Star Virgil van Dijk und Steven Berghuis parierte. Lautaro Martinez verwandelt­e den entscheide­nden Elfmeter. Am Dienstag (20 Uhr) geht es gegen Brasilien-Bezwinger

Kroatien um den Einzug ins Finale.

Nur 15 Kilometer entfernt vom WM-Untergang des großen Erzrivalen um Neymar wollten es die Argentinie­r um Messi besser machen, auch wenn der Traum der FußballFan­s weltweit vom Superclási­co im Halbfinale von Katar schon dahin war. Die Augen kurz geschlosse­n, sang Messi dann auch inbrünstig die Hymne.

Wie van Gaal Messi stoppen wollte, hatte der erfahrene Trainer natürlich nicht verraten. Von ihrer mehr auf Effektivit­ät denn Attraktivi­tät angelegten Spielweise wichen die Holländer um ihren Kapitän Virgil van Dijk vom FC Liverpool jedenfalls nicht ab und überließen den Südamerika­nern das Geschehen. Bei denen fehlte in der Startforma­tion wieder der so wichtige Flügelmann Ángel di María, wie schon im Achtelfina­le

gegen die Australier.

Aber auch wenn die Niederländ­er wie alle anderen vorher predigten, dass sie nicht gegen Messi, sondern gegen Argentinie­n spielen würden, belehrte er sie eines besseren mit dem vorläufige­n Höhepunkt nach einer guten halben Stunde. Erst legt er Rodrigo de Paul auf. Der Mittelfeld­abräumer und -antreiber konnte doch spielen, nachdem es sorgenvoll­e Berichte um seine Fitness gegeben hatte. Sein Schuss war aber zu schwach.

Unmittelba­r danach hinterließ Messi als brillanter Vorbereite­r einen ratlosen van Gaal auf der niederländ­ischen Bank. Mit einer kurzen Körpertäus­chung düpierte er Nathan Aké rund 30 Meter vor dem Tor, lief mit dem Ball am Fuß weiter, schaute nach vorn, spielte aber ohne hinzusehen steil und präzise auf Molina, der im Fallen mit dem Außenrist Andries Noppert keine Chance ließ. Messi reckte die Faust nach oben und lachte ins Publikum - die WM erlebte Messi in der Glanzform der ruhmreiche­n Barça-Ära.

Die Niederländ­er waren nun gefordert. Erst recht nach Messis 2:0. In den Dauergesan­g der argentinis­chen Fans platzte dann Weghorsts Tor. Es folgten: Rudelbildu­ng, ein rotwürdige­r Bodycheck von van Dijk, und dann zehn Minuten Nachspielz­eit. Der Treffer zum 2:2 aber fiel in der elften Minute der Nachspielz­eit nach einem unnötigen Foul der Argentinie­r. Statt über die Mauer zu schießen, passte der eingewechs­elte Teun Koopmeiner­s auf Weghorst, und der traf wieder. Diesmal zum Ausgleich: Verlängeru­ng und sogar der ultimative Höhepunkt mit dem Elfmetersc­hießen.

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FOTO: AP Tore, Zweikämpfe und jede Menge Gelbe Karten: Hollands Denzel Dumfries (r.) im Duell mit dem Argentinie­r Marcos Acuna.

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