Rheinische Post - Xanten and Moers
Eberl ist angekommen bei RB Leipzig
Auf seiner Antritts-Pressekonferenz sprach der Fußballmanager auch über seinen Abschied aus Gladbach.
LEIPZIG Nach 45 Wochen ist Max Eberl zurück im Rampenlicht. An einem Freitag Ende Januar verkündete er tränenreich seinen Abschied von Borussia Mönchengladbach, an einem Freitag Anfang Dezember stellte er sich als neuer Geschäftsführer Sport bei RB Leipzig vor. Ex-CEO Oliver Mintzlaff hätte den Einstieg wohl als „Softstart“bezeichnet. Denn präsent ist Eberl beim Tabellendritten der Bundesliga schon seit Wochen. Nun ist er endgültig aus dem Hintergrund in den Vordergrund gerückt.
Das Altbier auf dem Podium im Presseraum ist zwei Getränkedosen gewichen, die Werbetafeln leuchten rot. Fußball-Deutschland muss seine Gewohnheiten erst einmal neu justieren, nachdem Eberl so lange als Sportdirektor bei Borussia Mönchengladbach gearbeitet hat. „Die ersten Tage waren sehr intensiv und sehr interessant“, sagte Eberl. „Es ist für mich ja auch ein großer Schritt, ich war 23 Jahre an einem anderen Standort.“
Es dauerte auf der Antritts-PK nicht lange, bis sich Eberl zu seinem Rückzug aus Gladbach, seinem „Ich kann nicht mehr“-Bekenntnis und dem Unmut verhalten musste, den sein Wechsel nach Leipzig auslöste. „Es war ein extrem interessanter Prozess für mich als Mensch. Ich habe mit die beste Zeit meines Lebens gehabt. Sie war sehr emotional, sehr aufschlussreich“, sagte er und erzählte von seinen „Reisen physischer und psychischer Art“. „Ich wurde kritisiert, dass ich nie das Wort in den Mund genommen habe. Ob es ein Burnout oder Depressionen waren – keine Ahnung. Auf jeden Fall war es ein Zeitpunkt, an dem ich als Mensch stoppen musste.“
Das Fanprojekt aus Mönchengladbach hatte ihm vorgeworfen, bei seinem Abschied ein „Schauspiel“abgeliefert zu haben. Beim Heimspiel gegen RB platzierten die Ultras beleidigende Plakate am
Zaun im Borussia-Park, für die der Verein zuletzt eine Strafe zahlen musste. Aber Eberl machte deutlich, all das hinter sich lassen zu wollen: „Ich bin der Meinung, dass ich da für mich – wenn ich das etwas egoistisch sagen kann – einen Abschluss gefunden habe. Es war eine großartige Zeit in Mönchengladbach. Ich durfte sehr viele Erfolge feiern, kritische Situation erleben, extrem viel lernen. Und ich denke auch, dass ich dem Verein sehr viel geben konnte.“
Sein Ex-Klub war dennoch mehrmals ein Thema. So kündigte der Manager an, dass er sich kein Verbot auferlegt habe, Spieler aus Gladbach zu holen. „Ich habe lange dort gearbeitet und Transfers getätigt, ich werde hier in Leipzig auch die bestmöglichen Transfers für diesen Klub tätigen“, betonte Eberl. Bedarf könnte es bald geben. Und als Eberl darüber sprach, ähnelten seine Ausführungen dann doch seiner Zeit in Gladbach, obwohl er zuvor die „anderen Größenordnungen“in Leipzig hervorgehoben hatte. Christopher Nkunku, der Führende der Torschützenliste, soll vor einem Wechsel zum FC Chelsea stehen. Konrad Laimer hat seinen auslaufenden Vertrag noch nicht verlängert, der FC Bayern ist dran. „Ich strebe die größtmöglichen Erfolge an, deshalb bin ich Sportler“, sagte Eberl, wollte es aber bewusst nicht als Kampfansage an den Rekordmeister verstanden wissen, gegen den RB am 20. Januar ins Jahr startet.
Den Eindruck, eine lange Anlaufzeit zu benötigen, machte Eberl nicht. Er war gewappnet für die Fragen, bei deren Beantwortung er sich auf dünnes Eis begeben könnte. So berichtete er, dass Mintzlaff sich kurz nach seinem Rückzug gemeldet habe. „Natürlich war es so, dass Leipzig einen Sportdirektor gesucht hat. Aber das war in den ersten Monaten nicht einmal Thema. Olli hat es in einer unglaublich empathischen Weise gemacht“, sagte Eberl.
Angesichts seines neuen Arbeitgebers mussten dennoch viele Beobachter der PK schmunzeln, als Eberl erzählte, wie er sich über den Amateurfußball, mit Bratwurst und Bier, dem Sport wieder angenähert habe. „Das runde Ding, die zwei Tore, diese 100 mal 60 Meter – das ist es, was mir Freude macht“, sagte Eberl. Dass der 49-Jährige diese Freude nun bei RB auslebt, daran scheint zumindest er selbst sich kaum gewöhnen zu müssen.