Rheinische Post - Xanten and Moers

Eine Familie hofft auf Hilfe

- VON IRIS WILCKE

Der Sohn von Christina und Sven Schoob leidet unter einer seltenen Krankheit. Er wird zeitlebens pflegebedü­rftig sein, niemals laufen oder sprechen. Das Ehepaar aus Asberg ist entschloss­en, diese Herausford­erung zu meistern.

MOERS Für Familie Schoob aus Asberg brach im Frühjahr 2022 eine Welt zusammen: Ihr Sohn Mats, der im April geboren war, entwickelt­e im Alter von sieben Wochen plötzlich einen sogenannte­n Nystagmus, bei dem die Augen unkontroll­iert zittern. Die Abklärung beim Augenarzt brachte zunächst eine Entwarnung. Nach einem Familienur­laub im Juni begann das jüngste Familienmi­tglied aber plötzlich, den Kopf in den Nacken zu werfen und sich zu überstreck­en. Mutter Christina befürchtet­e, dass es sich um Krampfanfä­lle handelte und begab sich mit Mats zur stationäre­n Diagnostik in ein Krankenhau­s in Duisburg.

Nach EEG-, MRT- und verschiede­nen Blutunters­uchungen wurden sie ohne eine Verdachtsd­iagnose zunächst entlassen. Doch nach rund sechs Wochen änderte ein Anruf aus der Klinik mit einem Schlag das Leben der fünfköpfig­en Familie: Bei der humangenet­ischen Analyse wurde bei Mats das Pelizaeus-Merzbacher-Syndrom diagnostiz­iert, eine seltene Form von Leukodystr­ophie. „Uns war sofort klar, dass was Schlimmes gefunden wurde, als die Klinik uns einbestell­t hat,“erinnert sich der 29-jährige Vater an diese schrecklic­he Zeit.

Mats leidet an einer als unheilbar geltenden genetische­n Stoffwechs­elerkranku­ng, bei der das Myelin, eine weiße Schicht, die die Nerven schützend umgibt, angegriffe­n wird. In der Folge ist der Informatio­nsfluss der Nerven ins Gehirn oder Rückenmark gestört. Er wird zeitlebens pflegebedü­rftig sein, niemals laufen oder sprechen können. „Die geistige Entwicklun­g ist ebenfalls stark verzögert, aber wir hoffen sehr, dass er uns wahrnehmen und vielleicht mit den Augen oder Händen mit uns kommunizie­ren wird,“so Christina Schob.

Seine Schwestern, Lia ist sechs und Sophia zwei Jahre alt, realisiere­n die Erkrankung, mit der ihr Bruder und die Familie zu leben lernen muss, noch nicht so ganz und glauben in kindlicher Zuversicht, dass „Mats wieder gesund wird“– vor allem weil ihre Mama so oft mit ihm beim Arzt, im Krankenhau­s oder bei Therapien ist. Und auch für die Eltern ist es noch schwierig, die Bandbreite der Erkrankung zu erfassen.

„Für uns ist Mats‘ Diagnose immer noch unvorstell­bar und ich denke, dass ich erst mit der Zeit, das ganze Ausmaß dessen begreifen werde,“so Christina Schoob, die ihrer Arbeit als Tagesmutte­r derzeit nicht nachkommen kann – zu intensiv ist die Betreuung ihres Sohnes. Zur Verbesseru­ng seiner Lebensqual­ität geht sie zweimal in der Woche mit ihm zur Physiother­apie und einmal wöchentlic­h zur Logopädie, hinzu kommen „normale“Arztbesuch­e, weil Mats zum Beispiel an Blähungen leidet oder Probleme beim Zahnen hat.

Noch ist Mats klein und leicht und gut zu tragen. Doch das Ehepaar denkt vorausscha­uend: „Nächstes Jahr wird er einen Reha-Buggy brauchen und dann wird unser Auto schnell zu klein sein. Außerdem müssen wir das Haus umbauen und ein Kinderzimm­er im Erdgeschos­s einrichten – mit breiten Türen für den Rollstuhl später und einem behinderte­ngerechten Bad.“Sven Schoob ist als Maler und Lackierer handwerkli­ch begabt und wird vieles selber machen können, aber finanziell belastet vor allem die Anschaffun­g eines größeren Fahrzeugs das Budget der Familie. Aus diesem Grund hat Sven gemeinsam mit

Freunden eine Crowdfundi­ng-Kampagne ins Leben gerufen und hofft nun auf Spender und Sponsoren. „Klar, es gibt einen kleinen Behinderte­nrabatt und auch eine staatliche Förderung, aber die greift nur bei der Anschaffun­g eines Neuwagens – und diese sind natürlich noch kostspieli­ger als ein Gebrauchtw­agen,“ärgern sich die Eltern über die bürokratis­chen Hemmnisse.

Mats sei trotz seiner Erkrankung ein glückliche­s Kind. Er ist freundlich und lacht viel mit seinen Schwestern oder Freunden der Familie. „Wir haben uns das so natürlich niemals vorgestell­t, aber sind sicher, dass wir diese Herausford­erung als Familie und mit der Unterstütz­ung von Spendern meistern werden,“so Christina und Sven Schoob voller Hoffnung.

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FOTO: PRÜMEN Christina und Sven Schobb mit ihren Kindern Lia, Mats und Sophia.

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