Rheinische Post - Xanten and Moers
Liebe Grüße aus dem Moers von gestern
MOERS Andreas Storz hat es wieder getan und lädt in seinem druckfrischen Buch „Liebe Grüße aus Moers“zu einer Zeitreise auf 192 Seiten ein. Er startet im Jahr 1899 mit kolorierten Bildpostkarten, auf denen Ansichten vom Gymnasium Adolfinum, dem Kaiserdenkmal oder dem Postamt zu sehen sind. Postkarten, auf denen Grüße von Haus zu Haus geschickt wurden. Sie ist dabei das Medium jener Zeit, mit dem man sich „per Postkarte am Morgen zum Kaffee am Nachmittag“verabreden konnte.
Storz spricht von einer Postkartenmanie, da in Städten die Post mehrmals am Tage ausgetragen wurde. Der schnelle Gruß war unter anderem auch möglich, da Ausflugsorte wie Gaststätten Postkarten mit entsprechenden lokalen Motiven anboten. Diese wohl ältesten Postkarten sorgen für das Entree des Buches, dem er verschiedene Aufnahmen aus verschiedenen Jahrzehnten folgen lässt.
Das Besondere ist, dass Storz den alten Postkartenmotiven die dazu gehörigen neuen Aufnahmen gegenüberstellt. So gelingt aus städtebaulicher Sicht eine spannende Reise. Mancher wird auf der Postkarter von 1966 Geschäfte auf der Steinstraße wiederentdecken, wie das Bekleidungsgeschäft Jäcklein oder das Glas- und Porzellangeschäft Friedrich Kühndahl.
Damals wurde die Steinstraße von O-Bussen, Straßenbahn und Autos noch befahren. 1972 lud die Steinstraße als Fußgängerzone zum entspannten Bummel ein. Der Fußgängertunnel folgte 1975, um sicher auf die andere Straßenseite Richtung Homberger Straße zu gelangen. Der Kö war unter anderem Treffpunkt für die Schuljugend. Kaum vorstellbar ist, dass man an der Otto-Ottsen-Straße, damals Bahnhofstraße, den Zug der Crefelder Eisenbahngesellschaft ab 1881 in Richtung Hüls und Niep besteigen konnte.
Zum ersten Bahnhof in Moers gehörte die Gaststätte Zur Platane. Am 31. Dezember 2015 wurde dort das letzte Bier getrunken. „Ich konnte den Thekenbereich vor dem Abriss noch fotografieren“, so Storz. Heute steht dort der exklusive Neubau
Platanenhof. Storz lädt in die Stadtteile Hülsdonk, Kapellen, Meerbeck, Repelen, Schwafheim und Vinn ein.
Dass früher der Besuch der verschiedenen Stadtteile nicht problemlos war, sondern eine „Erlaubnis zum Verkehr zwischen verschiedenen Gemeinden“brauchte, zeigt das Dokument aus der belgischen Besatzungszeit von 1918. Raritäten sind zu entdecken, so bei den Erinnerungsstücken der Moerser Gaststätten.
Sie warben für ihre Lokalitäten auf Streichholzschachteln mit kalter und warmer Küche, Gesellschaftsräumen, Farbfernsehen und Tanz nur mit Spitzenkapellen.
Im Jahr 1951 wurden Rundfunkgenehmigungen ausgestellt, die monatliche Gebühr betrug zwei Mark. 1920 gab es Mahlkarten. In Kapellen konnte bei Feltgen Brotgetreide gemahlen werden.
Andreas Storz gelingt es in seiner Sammlung, Altes und Neues zu zeigen. Er hält Stadtgeschichte fest, verortet sie. Zu entdecken sind ebenfalls Firmengeschichten wie die vom Gartencenter Schlößer, Auto Kratz, Autohaus Minrath, Modehaus Braun oder der Dorf-Bäckerei Friesen in Repelen.