Rheinische Post - Xanten and Moers
Scherpenbergs Verteidigung arg gerupft
Fußball-Landesliga: Dem Tabellenführer geht kurz vor der Winterpause fürs Sonntagsspiel gegen den PSV Wesel das Personal aus. Für Fichte Lintfort ist das Spieljahr bereits beendet, da der Kunstrasen des VfB Bottrop defekt ist.
KAMP-LINTFORT/MOERS In der Not handelte Ralf Gemmer in dieser Woche pragmatisch. Weil sich nur sieben Spieler für die Vorbereitung auf das letzte Fußball-Landesligaspiel des Jahres am Sonntag (15.30 Uhr, Kunstrasen Asberger Straße) gegen den PSV Wesel fit meldeten, ließ der Coach des Tabellenführers SV Scherpenberg das Training am Donnerstag und Freitag ausfallen – weil es auch wegen der kalten Temperaturen keinen Sinn machte, weitere Personalausfälle zu riskieren.
Bei den Scherpenbergern ist ohnehin schon die Innenverteidigung arg gerupft. Raffael Schütz fällt wegen eines doppelten Bänderrisses im Fußgelenk aus. Dazu sind Kapitän Nico Frömmgen und sein Partner Marcel Gesemann jeweils gesperrt. Beim 2:2 bei der SV Hönnepel-Niedermörmter kassierte Gesemann wegen eines vermeintlichen Strafraumfouls, das ins 2:1-Elfmetertor für die Gastgeber mündete, Gelb/Rot.
Glatt Rot sah Kapitän Frömmgen. Der frühere Schalker Juniorenspieler war sechs Minuten vor dem Spielende in einen Bodenzweikampf mit einem Hö.-Nie.-Kicker verwickelt. Referee Hasan Darici, der übrigens für Scherpenberg-Verfolger Arminia Klosterhardt pfeift, erkannte dabei einen gezielten Tritt Frömmgens gegen die Wade seines Widersachers. Wegen grober Unsportlichkeit muss der Kapitän nun vier Pflichtspiele pausieren und fällt im neuen Jahr zum Landesliga-Start bei Fichte Lintfort aus.
Die Abwehr des Spitzenreiters wird also völlig neu sortiert werden. Erste Anwärter auf die beiden Innenverteidiger-Posten wären Neuzugang Ole Egging sowie Tim Ramroth, der sich in Scherpenberg vom Mittelstürmer zum starken Sechser entwickelt hat. „Beide sind gute defensive Mittelfeldspieler, sind zweikampfstark und im Kopfball gut“, betont Trainer Gemmer. Auch der aktuell angeschlagene Yunus Kocaoglu hat schon in der Abwehr gespielt, wird aber im defensiven Mittelfeld gebraucht.
Weitere Sorgenkinder sind der erkältete Rechtsaußen Andre Meier, der mit Rückenbeschwerden geplagte Offensivspieler Valdet Totaj und Torjäger Darius Strode, der seit langem unter Sprunggelenksbeschwerden leidet. Der Sommerzugang aus Amern hat immerhin schon 13 Treffer auf dem Konto und sorgte zuletzt in Hönnepel tief in der Nachspielzeit mit seinem Tor dafür, dass Scherpenberg mit nur neun
Mann noch ein 2:2 holte.
„Unser Physiotherapeut Marcus Lufen hat eine Menge zu tun, damit wir gegen Wesel einigermaßen brauchbar auf dem Platz stehen“, fürchtet Trainer Ralf Gemmer. Der sehnt die Winterpause herbei: „Einige Spieler müssen dringend ihre Verletzungen auskurieren.“Die Heimpartie gegen den PSV wird unter den geschilderten Umständen alles andere als ein Selbstläufer
werden. „Wesel hat am Anfang klar unter Wert gespielt und besitzt eigentlich das Potenzial, um unter den besten sechs Teams zu stehen“, sagt Coach Gemmer. Das 6:3 im Hinspiel gegen eine arg dezimierte PSVElf nimmt Gemmer deshalb keineswegs als Maßstab.
Das Weseler Team um Trainer Björn Assfelder besitzt in Necati Güclü (zehn Treffer) einen torgefährlichen Akteur. Dazu dürfte vorn der 19-jährige Felix Gehrmann auflaufen. Den schnellen Mittelstürmer hat der PSV aus der A-Junioren-Bundesliga-Mannschaft des MSV Duisburg im Sommer geholt. Gehrmann dürfte mehr Spielpotenzial als nur Landesliga-Niveau besitzen.
Eigentlich war der Plan von Meik Bodden, Trainer von Fichte Lintfort, mit dem fünften Sieg in Serie und in Schlagdistanz zu den drei Topteams der Fußball-Landesliga in die Winterpause zu gehen. Diesem macht allerdings Sonntagsgegner VfB Bottrop einen Strich durch die Rechnung. Der böse abgestürzte Mitfavorit auf Platz eins, der aktuell nur noch Tabellenvorletzter ist, sagte das Fichte-Gastspiel am Freitagvormittag ab.
Der VfB-Vereinsvorsitzende Gündüz Tubay erklärte dazu: „Der Kunstrasenplatz ist im Fünfmeterraum defekt und muss durch eine Firma repariert werden.“Auf den Naturrasenplatz können die Schwarz-Weißen auch nicht ausweichen, weil der aufgrund der Winterwitterung gesperrt ist.
Dass den zuletzt arg schwächelnden Bottroper die Absage durchaus gelegen kommt, versteht sich von selbst. „Wir hätten sehr gern gespielt“, versichert indes FichteTrainer Meik Bodden. Auch wenn er in der Innenverteidigung den gelb-rot-gesperrten Cedric Sprenger wohl mit Lars Hoffmeister hätte ersetzen müssen.
Die nun vorzeitige Winterpause des Vierten sorgt dafür, sich einige Tage früher gedanklich mit dem neuen Jahr zu befassen. Und da könnte es personelle Auffrischungen geben. Am Dienstag meldete sich Florian Ortstadt zum Training zurück. Der Mittelstürmer, der in der vergangenen Saison bis zu seinem Kreuzbandriss im April 23 Treffer erzielt und die Landesliga-Torjägerliste auch gewonnen hatte, hat mit Laufen gestartet. Ziel wird es sein, im ersten Punktspiel 2023 am 26. Februar gegen den SV Scherpenberg eine personelle Alternative zu sein. Das gilt auch für Mittelfeldlenker Tim Konrad, der aktuell nach einem Mittelfußbruch ausfällt.