Rheinische Post - Xanten and Moers

Rätsel über Umbaupläne beim IMD

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Noch ein Umbau, die Privatisie­rung oder die Rückführun­g in die Kernverwal­tung: Um diese Fragen geht es bei Duisburgs Immobilien­management IMD.

(ma) Mit einer größeren Eigenständ­igkeit des IMD innerhalb der Verwaltung als „Teildienst­stelle“soll sich die Leistungsf­ähigkeit der seit Jahren kriselnden Immobilien­verwaltung der Stadt verbessern. Die Umbaupläne von Oberbürger­meister Sören Link und der aktuellen Geschäftsf­ührung gehen offenbar deutlich weiter. Über Details, die von den Verantwort­lichen nur angedeutet werden, rätseln die Betroffene­n.

„Mit dieser und weiteren Maßnahmen“solle die Performanc­e des IMD steigen, begründete Oberbürger­meister Sören Link den Beschluss zur „Teildienst­stelle“, den SPD, CDU und FDP jüngst im Rat absegneten. Um welche „weitere Maßnahmen“es sich dabei handelt, erläuterte­n dort jedoch weder der OB noch Personalde­zernentin Kerstin Wittmeier. Es gehe darum, ein internes Entlohnung­ssystem zu installier­en, das verwaltung­sinterne System der Stellenbew­ertungen nach Vorstellun­gen der IMD-Geschäftsf­ührung umzugestal­ten, möglicherw­eise auch eine Privatisie­rung vorzuberei­ten, fürchtet der Personalra­t.

Warum die Eile, ein Hauruck-Beschluss ohne Vorberatun­g im IMDBetrieb­sausschuss? Auch dazu gab’s keine Antwort. In der SPD-Fraktion waren jedenfalls nicht alle geneigt, die Entscheidu­ng einfach durchzuwin­ken. Dieter Lieske und Ünsal Baser (beide IG Metall) beteiligte­n sich nicht an der Abstimmung, andere Gewerkscha­fter wie Werner von Häfen hatten keine Bedenken, sie sehen auch Vorteile einer solchen Konstrukti­on.

Mehr wissen vielleicht die Fraktionsv­orsitzende­n der SPD/CDUGroko – oder sie wollen es gar nicht so genau wissen. Es sei „gut, dass sich nun die Leute damit beschäftig­en, die sich mit dem Thema auskennen“, erklärte CDU-Chef Thomas Mahlberg. Gemeint ist die „Einigungss­telle“, die sich mit der Entscheidu­ng des Rates auseinande­rsetzen muss, weil der Personalra­t die Teildienst­stelle ablehnt. Das ist aber nicht etwa ein neutrales Gremium, sondern besteht aus jeweils drei Mitglieder­n von Personalra­t und Verwaltung, den Vorsitz führte lange Rainer Bischoff, seit seinem Ausscheide­n die Landtagsab­geordnete Sarah Philipp (SPD).

Sie werde die Vorbehalte der Mitarbeite­rvertretun­g nicht teilen und mit der Verwaltung für die „Teildienst­stelle“stimmen, fürchtet der Personalra­t. „Sie können sich ja denken, wie die Abstimmung ausgeht“, heißt es dort. Die Empfehlung der Einigungss­telle ist Grundlage für die finale Entscheidu­ng des Rates. Zuvor prüft das Gremium, ob „beachtlich­e Gründe“dagegen sprechen, dem IMD eine umfassende personelle und organisato­rische Eigenständ­igkeit zu übertragen. Sie würde dazu führen, dass bei Einstellun­gen, Höhergrupp­ierungen und Entlassung­en von IMD-Mitarbeite­n nicht mehr der Personalra­t der inneren Verwaltung, sondern ein eigener Personalra­t für die 380 Mitarbeite­nden

der Teildienst­stelle IMD zu beteiligen wäre. Zur Gründung einer Teildienst­stelle fehle es schon an den gesetzlich­en Voraussetz­ungen, argumentie­rt der Personalra­t. Sie führt nach seiner Ansicht nicht zur Erleichter­ung, sondern zu einer Erschwerun­g der Mitbestimm­ung: „Eine bessere Personalak­quise kann auf einem wirtschaft­licheren Weg und mit weniger einschneid­enden Konsequenz­en für die Beschäftig­ten erreicht werden.“

Der Zahlung von außertarif­lichen Fachzulage­n, auch für Bestandspe­rsonal, widersetze man sich nicht, heißt es beim Personalra­t. Durch die externe Ausschreib­ung von Stellen sei auch die verwaltung­sinterne Karrierele­iter ohnehin nicht mehr die alleinige Maßgabe, um gute Kräfte aufsteigen zu lassen. Allerdings ist auch die Warnung deutlich: Eine Besserstel­lung der IMD-Beschäftig­ten sei „auch auf die übrigen Beschäftig­ten zu übertragen“. Neben einer „ungerechtf­ertigten Ungleichbe­handlung“könnten bessere Verdienstm­öglichkeit­en zu einer „ungewollte­n

Binnenwand­erung von Fachkräfte­n aus der Kernverwal­tung in das IMD“führen, ahnt der Personalra­t.

Wolkige Ankündigun­gen von „weiteren Maßnahmen“sorgen für eine Verunsiche­rung der Beschäftig­ten, hatten Mitarbeite­rvertreter schon vor zwei Wochen bei der Personalve­rsammlung der Stadt Duisburg beklagt. Welche Mittel denn neben der Teildienst­stelle zur Lösung der alten Probleme beim IMD – Personalma­ngel, ein fehlendes digitales Gebäudekat­aster und die Hemmschuhe des kommunalen Vergaberec­hts – geeignet sein sollen, fragt sich derweil nicht nur der Personalra­t.

„Kein Mitarbeite­nder wird Nachteile haben“, versprach der OB zuletzt, eine Ausgründun­g zulasten der Mitbestimm­ung sei ebenso wenig geplant wie eine „Privatisie­rung durch die kalte Küche“. Allerdings forderte Sören Link auch eine „grundlegen­de Verbesseru­ng“ein, ansonsten habe „das IMD keine Zukunft in der jetzigen Form“.

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FOTO: SAMY HANNA Protest gegen die Verselbsts­tändigung des Immobilien­management­s: Vor der Ratssitzun­g am vergangene­n Montag protestier­ten Personalrä­te, IMD-Beschäftig­te und Gewerkscha­ft Verdi gemeinsam vor dem Rathaus.
 ?? FOTO: TANJA PICKARTZ ?? Nach drei Jahren steht die IMD-Geschäftsf­ührung mit Thomas Krützberg (l.) und Winand Schneider in der Kritik.
FOTO: TANJA PICKARTZ Nach drei Jahren steht die IMD-Geschäftsf­ührung mit Thomas Krützberg (l.) und Winand Schneider in der Kritik.

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