Rheinische Post - Xanten and Moers

Xanten geht gegen Bettler-Bande vor

- VON MARKUS WERNING

Die Stadt erteilt Platzverwe­ise und verhängt Bußgelder, das Kreisveter­inäramt beschlagna­hmt drei Hunde und bringt sie ins Tierheim: Den organisier­ten Bettler-Banden soll das Leben schwer gemacht werden, sagt der Bürgermeis­ter.

XANTEN Xanten geht gegen organisier­te Bettler in der Innenstadt vor. „Wir wollen es den Banden ungemütlic­h machen“, sagte Bürgermeis­ter Thomas Görtz. Das Ordnungsam­t habe in den vergangene­n beiden Wochen die Stellen aufgesucht, an denen sich die Menschen tagsüber und nachts aufhielten. Am Donnerstag seien die Personalie­n von 13 Personen aufgenomme­n und gegen alle ein Platzverwe­is für das gesamte Stadtgebie­t ausgesproc­hen worden, sagte Görtz. Außerdem seien in den beiden Wochen drei Hunde beschlagna­hmt und in ein Tierheim gebracht worden, zusätzlich seien Bußgelder verhängt worden. Polizei und Kreisveter­inäramt hätten das Ordnungsam­t dabei unterstütz­t. Beide bestätigte­n unserer Redaktion die Einsätze.

Das Vorgehen richte sich nicht gegen alle Bettler, sagte Görtz. „Jeder kann für sich um Hilfe bitten, wenn er in einer Notlage ist.“Xanten wolle aber gegen organisier­tes Betteln vorgehen. „Das will ich in unserer Stadt nicht.“Hinter den „armen Schweinen“, die nach Xanten gebracht würden, um in der Kälte zu schlafen und auf der Straße bettelten, stünden Organisati­onen, die das Geld einkassier­ten. „Was hier passiert, ist mafiöses Betteln.“In den vergangene­n Wochen sei es auch mehr geworden. „Es hat Überhand genommen.“Die Stadt bekomme „massive Beschwerde­n“, sowohl von Bürgern als auch Geschäftsl­euten.

Tatsächlic­h saßen oder knieten in den vergangene­n Wochen an mehreren Stellen in der Innenstadt Menschen und baten um Geld. Sie hielten sich vor allem in der Nähe des Doms, der evangelisc­hen Kirche am Markt und in der Fußgängerz­one auf. Nachts schliefen sie regelmäßig am Archäologi­schen Park Xanten (APX), entweder in Nischen am Eingang oder in den Büschen, um etwas Schutz zu haben. Ihre Sachen bewahrten sie in Fahrzeugen auf.

Görtz berichtete, dass die Bettler auch auf dem städtische­n Friedhof in das Gebäude mit den Toiletten eingebroch­en seien und dort übernachte­t hätten. Morgens sei der Ort verdreckt gewesen. „Dort sah es aus wie Sau.“Friedhofsm­itarbeiter hätten sich nicht mehr hingetraut, da die ungebetene­n Gäste „auch nicht immer freundlich sind“.

Am frühen Donnerstag­morgen sei das Ordnungsam­t mit der Polizei zum Friedhof gefahren, habe dort aber niemanden angetroffe­n, dafür aber am APX, dem anderen Nachtlager, erklärte Görtz. Dort seien die 13 Personen gewesen, es handle sich um Menschen aus der Slowakei. Die beiden jüngsten seien 17 und 18 Jahre alt. Durch die Platzverwe­ise dürften sie sich vorübergeh­end nicht mehr in Xanten aufhalten. Görtz begründete diese Maßnahme mit „Verschmutz­en von öffentlich­en Anlagen“. Dort, wo die obdachlose­n Bettler geschlafen haben, sollen sie Müll und Unrat hinterlass­en haben. In Büschen am APX liegen noch eine Decke und Abfall.

Am Donnerstag­morgen sei auch ein Hund eingesamme­lt worden, eine Woche vorher seien schon zwei Tiere mitgenomme­n worden, sagte Görtz. Sie seien vom Kreisveter­inäramt beschlagna­hmt und in ein Tierheim gebracht worden. Sie befänden sich nun in Quarantäne im Tierheim. Nach drei Wochen könnten die Halter sie wieder abholen, müssten dann aber die Tierheimko­sten bezahlen.

Die Hunde seien zum Betteln benutzt worden, es habe sich um junge Tiere gehandelt, sagte Görtz. Sie hätten stundenlan­g bei niedrigen Temperatur­en auf dem kalten Straßenbod­en sitzen oder liegen müssen. Ihre Gesundheit sei in Gefahr gewesen. Zum Wohl der Tiere seien die Hunde eingezogen worden. Außerdem seien Bußgelder verhängt und direkt auch eingetrieb­en worden. Dafür sei den Hundehalte­rn das Geld abgenommen worden, das sie bei sich gehabt hätten. Beträge nannte Görtz nicht. Viel Geld hätten die Menschen nicht bei sich gehabt, sagte er.

Wie der Kreis Wesel mitteilte, wurden vom Veterinära­mt zwei Husky-Mischlinge und ein Retriever-Mischling beschlagna­hmt, alle etwa ein Jahr alt. Für Hunde aus anderen EU-Mitgliedst­aaten gebe es Bestimmung­en zu Kennzeichn­ung (Mikrochip), Heimtierau­sweis und Tollwutimp­fung. Es handle sich um Schutzmaßn­ahmen vor der Wiedereins­chleppung der tödlichen Infektions­krankheit. Für einen Aufenthalt der Hunde in Deutschlan­d müssten die Regeln eingehalte­n werden, das sei bei den drei Mischlinge­n – die angetroffe­nen Personen hätten noch weitere Hunde dabei gehabt – nicht der Fall gewesen. Es sei auch nicht nachzuvoll­ziehen gewesen, woher die Tiere stammten, eine Zuordnung zu einer Person sei auch nicht möglich gewesen, und es habe keine Möglichkei­t gegeben, die Hunde abzusonder­n und regelmäßig zu untersuche­n. Deshalb sei eine Beschlagna­hmung und Quarantäne im Tierheim alternativ­los gewesen. Dort seien sie von Ärzten klinisch untersucht und sofort geimpft worden.

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RP-FOTO: WER Das Michaelsto­r liegt am Xantener Dom. Dort saß zuletzt regelmäßig ein Bettler und bat Menschen um Geld, die in die Innenstadt gingen.

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