Rheinische Post - Xanten and Moers
Xanten geht gegen Bettler-Bande vor
Die Stadt erteilt Platzverweise und verhängt Bußgelder, das Kreisveterinäramt beschlagnahmt drei Hunde und bringt sie ins Tierheim: Den organisierten Bettler-Banden soll das Leben schwer gemacht werden, sagt der Bürgermeister.
XANTEN Xanten geht gegen organisierte Bettler in der Innenstadt vor. „Wir wollen es den Banden ungemütlich machen“, sagte Bürgermeister Thomas Görtz. Das Ordnungsamt habe in den vergangenen beiden Wochen die Stellen aufgesucht, an denen sich die Menschen tagsüber und nachts aufhielten. Am Donnerstag seien die Personalien von 13 Personen aufgenommen und gegen alle ein Platzverweis für das gesamte Stadtgebiet ausgesprochen worden, sagte Görtz. Außerdem seien in den beiden Wochen drei Hunde beschlagnahmt und in ein Tierheim gebracht worden, zusätzlich seien Bußgelder verhängt worden. Polizei und Kreisveterinäramt hätten das Ordnungsamt dabei unterstützt. Beide bestätigten unserer Redaktion die Einsätze.
Das Vorgehen richte sich nicht gegen alle Bettler, sagte Görtz. „Jeder kann für sich um Hilfe bitten, wenn er in einer Notlage ist.“Xanten wolle aber gegen organisiertes Betteln vorgehen. „Das will ich in unserer Stadt nicht.“Hinter den „armen Schweinen“, die nach Xanten gebracht würden, um in der Kälte zu schlafen und auf der Straße bettelten, stünden Organisationen, die das Geld einkassierten. „Was hier passiert, ist mafiöses Betteln.“In den vergangenen Wochen sei es auch mehr geworden. „Es hat Überhand genommen.“Die Stadt bekomme „massive Beschwerden“, sowohl von Bürgern als auch Geschäftsleuten.
Tatsächlich saßen oder knieten in den vergangenen Wochen an mehreren Stellen in der Innenstadt Menschen und baten um Geld. Sie hielten sich vor allem in der Nähe des Doms, der evangelischen Kirche am Markt und in der Fußgängerzone auf. Nachts schliefen sie regelmäßig am Archäologischen Park Xanten (APX), entweder in Nischen am Eingang oder in den Büschen, um etwas Schutz zu haben. Ihre Sachen bewahrten sie in Fahrzeugen auf.
Görtz berichtete, dass die Bettler auch auf dem städtischen Friedhof in das Gebäude mit den Toiletten eingebrochen seien und dort übernachtet hätten. Morgens sei der Ort verdreckt gewesen. „Dort sah es aus wie Sau.“Friedhofsmitarbeiter hätten sich nicht mehr hingetraut, da die ungebetenen Gäste „auch nicht immer freundlich sind“.
Am frühen Donnerstagmorgen sei das Ordnungsamt mit der Polizei zum Friedhof gefahren, habe dort aber niemanden angetroffen, dafür aber am APX, dem anderen Nachtlager, erklärte Görtz. Dort seien die 13 Personen gewesen, es handle sich um Menschen aus der Slowakei. Die beiden jüngsten seien 17 und 18 Jahre alt. Durch die Platzverweise dürften sie sich vorübergehend nicht mehr in Xanten aufhalten. Görtz begründete diese Maßnahme mit „Verschmutzen von öffentlichen Anlagen“. Dort, wo die obdachlosen Bettler geschlafen haben, sollen sie Müll und Unrat hinterlassen haben. In Büschen am APX liegen noch eine Decke und Abfall.
Am Donnerstagmorgen sei auch ein Hund eingesammelt worden, eine Woche vorher seien schon zwei Tiere mitgenommen worden, sagte Görtz. Sie seien vom Kreisveterinäramt beschlagnahmt und in ein Tierheim gebracht worden. Sie befänden sich nun in Quarantäne im Tierheim. Nach drei Wochen könnten die Halter sie wieder abholen, müssten dann aber die Tierheimkosten bezahlen.
Die Hunde seien zum Betteln benutzt worden, es habe sich um junge Tiere gehandelt, sagte Görtz. Sie hätten stundenlang bei niedrigen Temperaturen auf dem kalten Straßenboden sitzen oder liegen müssen. Ihre Gesundheit sei in Gefahr gewesen. Zum Wohl der Tiere seien die Hunde eingezogen worden. Außerdem seien Bußgelder verhängt und direkt auch eingetrieben worden. Dafür sei den Hundehaltern das Geld abgenommen worden, das sie bei sich gehabt hätten. Beträge nannte Görtz nicht. Viel Geld hätten die Menschen nicht bei sich gehabt, sagte er.
Wie der Kreis Wesel mitteilte, wurden vom Veterinäramt zwei Husky-Mischlinge und ein Retriever-Mischling beschlagnahmt, alle etwa ein Jahr alt. Für Hunde aus anderen EU-Mitgliedstaaten gebe es Bestimmungen zu Kennzeichnung (Mikrochip), Heimtierausweis und Tollwutimpfung. Es handle sich um Schutzmaßnahmen vor der Wiedereinschleppung der tödlichen Infektionskrankheit. Für einen Aufenthalt der Hunde in Deutschland müssten die Regeln eingehalten werden, das sei bei den drei Mischlingen – die angetroffenen Personen hätten noch weitere Hunde dabei gehabt – nicht der Fall gewesen. Es sei auch nicht nachzuvollziehen gewesen, woher die Tiere stammten, eine Zuordnung zu einer Person sei auch nicht möglich gewesen, und es habe keine Möglichkeit gegeben, die Hunde abzusondern und regelmäßig zu untersuchen. Deshalb sei eine Beschlagnahmung und Quarantäne im Tierheim alternativlos gewesen. Dort seien sie von Ärzten klinisch untersucht und sofort geimpft worden.