Rheinische Post - Xanten and Moers
Stadtumbau ist aus dem Gröbsten raus
Gut ein halbes Jahr liegen die Baustellen, die Alpen lahmlegen, hinter dem Zeitplan. Das größte Problem steckte in der Erde. Das Ende ist in Sicht. Bis Silvester soll die Sperrung aufgehoben sein.
ALPEN Kurfürstin Amalie, der Alpen ein Denkmal aus Bronze gesetzt hat, wird Weihnachten auf einer hölzernen Palette in Pfarrer Becks‘ Garten verbringen. Der angestammte Platz draußen vor ihrer Gruft auf sonst grünem Grund hinter dem schmucken barocken Kirchlein gleicht seit Monaten einer von schwerem Gerät durchpflügten Sandwüste. Das wird sich bis zum Fest und dem Jahreswechsel kaum ändern. Doch bis zum Heiligen Abend wird das weitere Umfeld der evangelischen Kirche ein deutlich gefälligeres Bild abgeben, als es sich derzeit noch zeigt.
Der Stadtumbau steuert auf sein Finale zu. Endlich. Manche mögen‘s nach den Irrungen und Wirrungen im Laufe des zu Ende gehenden Jahres kaum glauben. Auch bei der Operation mitten im Ort herrscht Betriebsamkeit. Die letzten Wunden werden gestopft, so dass die Pflasterer in Kürze ihr filigranes Werk fortsetzen können. André Enge als Chef im Bauamt nennt das Ziel: „Wir wollen möglichst bis Silvester die Sperrung der Dorfader aufheben.“
Die Zuversicht, dass es nun alles rundläuft mit den vertrackten Großbaustellen im Herzen des Ortes, wächst von Tag zu Tag. Die massiven Probleme, die sich zwischenzeitlich immer wieder aufgetan hatten, scheinen überwunden. Auch wenn sich die verlorene Zeit und der damit verbundene Ärger nicht wieder einholen lassen. Eigentlich hätte alles im Sommer schon schön sein sollen. War es aber nicht. Tröstlich allenfalls, ein wenig zumindest: Die Überschreitung der Bauzeit bis ins neue Jahr fällt Alpen finanziell nicht auf die Füße. „Der Fördergeber hat die Frist noch mal verlängert“, sagt André Enge.
Zu Beginn des Jahres herrschte beim Start in das ehrgeizige Projekt Neue Mitte auf Höhe der Sparkasse große Zuversicht. Doch das Drama steckte verborgen in der Erde. „Die Sünden der Vergangenheit haben uns eingeholt“, sagt der
Bauamtsleiter im Rathaus. Die Versorgungsleitungen für Strom, Wasser und Gas lagen nach einem anarchischen Plan, den keiner mehr kannte, und gegen jede Regel. Daher mussten die Bautrupps zur Bearbeitung
des Untergrunds runter vom grob schaufelnden Bagger und ran an die Schüppe, die beim Graben nichts kaputt macht, aber Zeit frisst.
Als die Südseite des Burgstraße
mit dem Platz vor der Sparkasse erledigt war – das gelb-rote Pflaster liegt, die große Leselampe und die markanten Pfalzkübel stehen, ebenso die neuen Laternen – tat sich beim Seitenwechsel die Erde auf und offenbarte das nächste Dilemma. Die große Gasleitung lag so knapp unter der Fahrbahndecke, dass der Einsatz eines Rüttlers sinnlos gewesen wäre. „Ohne Bodenverdichtung würde die Fahrbahn mit der Zeit absacken“, erläutert Enge. Also musste die Leitung ersetzt und ein gutes Stück tiefer gelegt werden. Dazu musste die Burgstraße, bis dahin in Richtung Osten noch offen, komplett für den Verkehr dicht gemacht werden. Nun ist das Ende absehbar. Die neue Gasleitung ist zugedeckt. Der Drempel, der in Höhe der Bäckerei Autofahrer, die’s gern zügig mögen, bremsen soll, zeigt seine Umrisse. Es geht voran.
„Die Straße vor der Kirche aber wollen wir vor Weihnachten nicht mehr aufreißen“
André Enge
Leiter des Fachbereichs Bauen
Auch beim Umbau des KurfüstinAmalie-Platzes um die Kirche und an ein der Einmündung An der Vorburg ist viel passiert. Hier hatte der Rat aus Zeitnot, verursacht durch den notwendig gewordenen Wechsel der Firma, fürs Pflaster von feinem Ziegel auf groben Betonstein umgesattelt. Der Stein liegt. Farblich passt er zur Dorfmitte. Gelblich für Fußwege, schwarz-rot für Autos und Räder. Die Vorburg wird ab der nächsten Woche an die Burgstraße angeschlossen. Dann wird auch der Gehweg bis zur Kirchenpforte gepflastert. „Die Straße vor der Kirche aber wollen wir vor Weihnachten nicht mehr aufreißen“, sagt Enge.
Das gute Dutzend japanischer Kirschbäume kommt vor dem Heiligen Abend hinter der Kirche in die Erde. Der Boden in den Beeten ist bereitet. So kann’s hier im Frühjahr schon zart blühen. Bis dahin, so die Hoffnung, sollen die schweren Maschinen verschwunden sein und Fürstin Amalie wieder da stehen, wo sie hingehört – mitten im Alpener Leben.