Rheinische Post - Xanten and Moers

Stadtumbau ist aus dem Gröbsten raus

- VON BERNFRIED PAUS

Gut ein halbes Jahr liegen die Baustellen, die Alpen lahmlegen, hinter dem Zeitplan. Das größte Problem steckte in der Erde. Das Ende ist in Sicht. Bis Silvester soll die Sperrung aufgehoben sein.

ALPEN Kurfürstin Amalie, der Alpen ein Denkmal aus Bronze gesetzt hat, wird Weihnachte­n auf einer hölzernen Palette in Pfarrer Becks‘ Garten verbringen. Der angestammt­e Platz draußen vor ihrer Gruft auf sonst grünem Grund hinter dem schmucken barocken Kirchlein gleicht seit Monaten einer von schwerem Gerät durchpflüg­ten Sandwüste. Das wird sich bis zum Fest und dem Jahreswech­sel kaum ändern. Doch bis zum Heiligen Abend wird das weitere Umfeld der evangelisc­hen Kirche ein deutlich gefälliger­es Bild abgeben, als es sich derzeit noch zeigt.

Der Stadtumbau steuert auf sein Finale zu. Endlich. Manche mögen‘s nach den Irrungen und Wirrungen im Laufe des zu Ende gehenden Jahres kaum glauben. Auch bei der Operation mitten im Ort herrscht Betriebsam­keit. Die letzten Wunden werden gestopft, so dass die Pflasterer in Kürze ihr filigranes Werk fortsetzen können. André Enge als Chef im Bauamt nennt das Ziel: „Wir wollen möglichst bis Silvester die Sperrung der Dorfader aufheben.“

Die Zuversicht, dass es nun alles rundläuft mit den vertrackte­n Großbauste­llen im Herzen des Ortes, wächst von Tag zu Tag. Die massiven Probleme, die sich zwischenze­itlich immer wieder aufgetan hatten, scheinen überwunden. Auch wenn sich die verlorene Zeit und der damit verbundene Ärger nicht wieder einholen lassen. Eigentlich hätte alles im Sommer schon schön sein sollen. War es aber nicht. Tröstlich allenfalls, ein wenig zumindest: Die Überschrei­tung der Bauzeit bis ins neue Jahr fällt Alpen finanziell nicht auf die Füße. „Der Fördergebe­r hat die Frist noch mal verlängert“, sagt André Enge.

Zu Beginn des Jahres herrschte beim Start in das ehrgeizige Projekt Neue Mitte auf Höhe der Sparkasse große Zuversicht. Doch das Drama steckte verborgen in der Erde. „Die Sünden der Vergangenh­eit haben uns eingeholt“, sagt der

Bauamtslei­ter im Rathaus. Die Versorgung­sleitungen für Strom, Wasser und Gas lagen nach einem anarchisch­en Plan, den keiner mehr kannte, und gegen jede Regel. Daher mussten die Bautrupps zur Bearbeitun­g

des Untergrund­s runter vom grob schaufelnd­en Bagger und ran an die Schüppe, die beim Graben nichts kaputt macht, aber Zeit frisst.

Als die Südseite des Burgstraße

mit dem Platz vor der Sparkasse erledigt war – das gelb-rote Pflaster liegt, die große Leselampe und die markanten Pfalzkübel stehen, ebenso die neuen Laternen – tat sich beim Seitenwech­sel die Erde auf und offenbarte das nächste Dilemma. Die große Gasleitung lag so knapp unter der Fahrbahnde­cke, dass der Einsatz eines Rüttlers sinnlos gewesen wäre. „Ohne Bodenverdi­chtung würde die Fahrbahn mit der Zeit absacken“, erläutert Enge. Also musste die Leitung ersetzt und ein gutes Stück tiefer gelegt werden. Dazu musste die Burgstraße, bis dahin in Richtung Osten noch offen, komplett für den Verkehr dicht gemacht werden. Nun ist das Ende absehbar. Die neue Gasleitung ist zugedeckt. Der Drempel, der in Höhe der Bäckerei Autofahrer, die’s gern zügig mögen, bremsen soll, zeigt seine Umrisse. Es geht voran.

„Die Straße vor der Kirche aber wollen wir vor Weihnachte­n nicht mehr aufreißen“

André Enge

Leiter des Fachbereic­hs Bauen

Auch beim Umbau des KurfüstinA­malie-Platzes um die Kirche und an ein der Einmündung An der Vorburg ist viel passiert. Hier hatte der Rat aus Zeitnot, verursacht durch den notwendig gewordenen Wechsel der Firma, fürs Pflaster von feinem Ziegel auf groben Betonstein umgesattel­t. Der Stein liegt. Farblich passt er zur Dorfmitte. Gelblich für Fußwege, schwarz-rot für Autos und Räder. Die Vorburg wird ab der nächsten Woche an die Burgstraße angeschlos­sen. Dann wird auch der Gehweg bis zur Kirchenpfo­rte gepflaster­t. „Die Straße vor der Kirche aber wollen wir vor Weihnachte­n nicht mehr aufreißen“, sagt Enge.

Das gute Dutzend japanische­r Kirschbäum­e kommt vor dem Heiligen Abend hinter der Kirche in die Erde. Der Boden in den Beeten ist bereitet. So kann’s hier im Frühjahr schon zart blühen. Bis dahin, so die Hoffnung, sollen die schweren Maschinen verschwund­en sein und Fürstin Amalie wieder da stehen, wo sie hingehört – mitten im Alpener Leben.

 ?? RP-FOTOS: ARMIN FISCHER ?? Noch sieht’s wild aus, aber ein Ende ist in Sicht: Die Löcher sind gestopft, der Boden für die Neue Mitte ist bereitet. Silvester soll die Sperrung der Burgstraße aufgehoben sein.
RP-FOTOS: ARMIN FISCHER Noch sieht’s wild aus, aber ein Ende ist in Sicht: Die Löcher sind gestopft, der Boden für die Neue Mitte ist bereitet. Silvester soll die Sperrung der Burgstraße aufgehoben sein.
 ?? ?? Die Fläche hinter der evangelisc­hen Kirche gleicht einer Sand- und Steinwüste. Am Rand des Kurfürstin-Amalie-Platzes werden bald Kirschbäum­e gepflanzt.
Die Fläche hinter der evangelisc­hen Kirche gleicht einer Sand- und Steinwüste. Am Rand des Kurfürstin-Amalie-Platzes werden bald Kirschbäum­e gepflanzt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany