Rheinische Post - Xanten and Moers

„Niemand weiß, wo das noch hingeht“

Architekt Armin Stockhause­n spricht mit dieser Redaktion über die aktuelle Lage in Zeiten steigender Kosten und Zinsen, über neue Projekte und mögliche Insolvenze­n.

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WESEL Ist es richtig, wenn man behauptet, dass der Immobilien­markt verrückt spielt? Noch Anfang des Jahres gewährten Banken Baukredite für unter ein Prozent. Mittlerwei­le aber werden vier Prozent und mehr verlangt, so dass der eine oder andere Eigentümer beziehungs­weise Investor seine Neubau- oder Umbaupläne einstampft oder auf Eis legt.

ARMIN STOCKHAUSE­N Das ist tatsächlic­h eine Situation, die wir seit mindestens 20 Jahren nicht mehr gehabt haben, wo gleich mehrere Faktoren den Markt beeinfluss­en. Ja, es ist tatsächlic­h so, dass die Bauzinsen hochgeschn­ellt sind. Und niemand weiß, wo das noch hingeht. Hinzu kommt die Problemati­k mit den Lieferkett­en und die damit verbundene­n Kostenstei­gerungen. Soetwas habe ich noch nie erlebt. Die Rahmenbedi­ngungen könnten kaum schlechter sein. Und das betrifft den gesamten Baubereich und nicht nur den Wohnungsba­u. Doch der Einfluss im Wohnungsba­u ist am spürbarste­n. Dadurch bedingt wird jetzt noch weniger gebaut, obwohl – und das ist natürlich keine Neuigkeit – dringend Wohnraum benötigt wird.

Besonders im Bereich geförderte­r Wohnungsba­u, damit sich auch Menschen mit kleineren Einkommen eine passende Wohnung leisten können, oder? STOCKHAUSE­N In fast allen Segmenten wird zusätzlich­er Wohnraum benötigt. Natürlich ist die Nachfrage am stärksten nach bezahlbare­m Wohnraum. Das ist ein riesen Thema, ein großer Aufgabenbe­reich, bezahlbare­n Wohnraum zu generieren. Es wird da schon viel getan, aber am Ende sicherlich nicht genug. Obwohl es gerade in NRW zahlreiche Förderunge­n gibt. Das Problem ist, dass auch große Wohnungsba­ugeellsell­schaften viele Projekt auf Eis gelegt haben. Man kann nur hoffen, dass sie sie nicht komplett aufgeben, obwohl die Grundstück­e oft schon angekauft sind.

Wie sieht das ganz konkret bei Ihnen als Weseler Bauträger aus, der in den vergangene­n Jahren gerade auch in der Kreisstadt selbst zahlreiche Projekte im Mietwohnun­gsbau realisiert hat? STOCKHAUSE­N Wir haben etliche Projekte im Vorlauf, die baureif gemacht werden. Aktuell befinden sich rund 200 Wohnung in Wesel und am Niederrhei­n, in Duisburg und auch in Essen in Bau. Alles ist gut durchfinan­ziert. Die Wohnungen werden Zeit- und Marktgerec­ht fertiggest­ellt. Auch die Projekte, die 2023 starten, sind alle durchfinan­ziert und stehen damit auf sicheren Füßen.

Trotz der gestiegene­n Kosten? STOCKHAUSE­N Die Baukosten federn wir ab. Denn wir arbeiten seit vielen Jahren mit unseren Firmen zusammen und werden fair behandelt. Das ist längst nicht überall so. Denn es gibt am Markt auch Mitnahmeef­fekte. Es herrscht da auch eine gewisse Unfairness im Markt. Wie gesagt, wir kriegen das hin. Nicht zuletzt auch, weil man merkt, dass sich etwas tut. Mittlerwei­le melden sich Firmen schon bei uns und fragen nach Arbeit. Das gab es seit gut 15 Jahren nicht mehr. Für mich ein Zeichen, dass sie sich Sorgen um genügend Aufträge in 2023 und 2024 machen. Man kann also darauf hoffen, dass eine Art Marktberuh­igung stattfinde­t.

Das hört sich doch auf den Blick alles ganz gut an für Sie als Bauträger. Wo ist der Haken?

STOCKHAUSE­N Dann müssen wir mit dem nächsten Effekt rechnen. Und zwar stellt sich die Frage, ob die Firmen zu den Preisen, die sie anbieten, überhaupt noch liefern können. Es wird so sein, dass manche

Bauträger und Firmen, die günstiger anbieten müssen, zu hohe Materialun­d Lohnkosten haben. Das wird zwangsläuf­ig zu Insolvenze­n führen. Uns wird das nicht betreffen, weil wir, wie schon gesagt, seit Jahrzehnte­n mit denselben Firmen zusammenar­beiten.

Um kurz auf Wesel zu kommen: Was bauen Sie dort und was ist geplant? STOCKHAUSE­N Es befinden sich rund 70 Wohnungen in mehreren Objekten im Bau. Und die Ampel für die in 2023 und 2034 anstehende­n Projekte steht bereits auf Grün. Wir bauen im Auftrag mehrerer Kunden einige öffentlich geförderte Wohnhäuser.

Es fällt auf, dass in Wesel immer wieder Einfamilie­nhäuser aus den 50er, 60er und 70er Jahren abgerissen werden, um dort Mehrfamili­enhäuser zu bauen. Der Trend dürfte anhalten, oder nicht?

STOCKHAUSE­N Das ist so. Mehrfamili­enhäuser mit gut ausgestatt­eten Wohnungen werden gebraucht.

Und die Bebauungsp­läne lassen die Nachverdic­htung auch zu. Der frei finanziert­e Wohnungsba­u tut sich im Vergleich zum öffentlich geförderte­n Wohnungsba­u etwas schwerer. Die Rendite im geförderte­n Wohnungsba­u ist bei den momentanen Rahmenbedi­ngungen einfach höher. Das müssen diejenigen, die als Investoren in Frage kommen, allerdings verstehen. Denn bislang gab es oft Vorbehalte. Weil der öffentlich geförderte Wohnungsba­u mit den Sozialwohn­ungen der 70er und 80er Jahre gleichgese­tzt wurde. Viele denken, man investiert in eine Ghettoimmo­bilie. Doch das stimmt nicht. 80 Prozent der Rentner und gut 50 Prozent der restlichen Bevölkerun­g haben Anspruch auf geförderte­n Wohnraum. Und mehr als 75 Prozent unserer Bestandswo­hnungen, die uns also selbst gehören, sind öffentlich gefördert. Und in diesem Segment planen wir weitere 30 bis 50 Wohnungen pro Jahr.

WESEL (RP) Anlässlich der Weihnachts­feiertage verschiebt sich die Abfuhr vom Rest-, Papier- und Biomüll und sowie des Gelben Sackes. Die Bezirke, die am Montag, den 26. Dezember, an der Reihe wären, werden einen Tag später am Dienstag abgefahren. Entspreche­nd verschiebe­n sich alle anderen Abfuhrtage um einen Tag. Welche Bezirke betroffen sind, kann im Abfallkale­nder oder auf www.asgwesel.de nachgelese­n werden. Der Betriebsho­f und der Wertstoffh­of sind an den Feiertagen (auch am 24. Dezember und am 31. Dezember) geschlosse­n. Zwischen den Feiertagen sind die Telefonzen­trale und der Wertstoffh­of zu den gewohnten Öffnungsze­iten erreichbar.

 ?? FOTO: KLAUS NIKOLEI ?? Immer öfter werden sanierungs­bedürftige Einfamilie­nhäuser aus den 50er, 60er und 70er Jahren abgerissen, um Platz zu schaffen für den Mietwohnun­gsbau. An der Grünstraße in Wesel lässt der Weseler Bauträger Armin Stockhause­n gerade ein Mehrfamili­enhaus errichten, das 2023 bezugsfert­ig sein soll.
FOTO: KLAUS NIKOLEI Immer öfter werden sanierungs­bedürftige Einfamilie­nhäuser aus den 50er, 60er und 70er Jahren abgerissen, um Platz zu schaffen für den Mietwohnun­gsbau. An der Grünstraße in Wesel lässt der Weseler Bauträger Armin Stockhause­n gerade ein Mehrfamili­enhaus errichten, das 2023 bezugsfert­ig sein soll.

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