Rheinische Post - Xanten and Moers

Die sagenhafte Piña Colada

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der Bartender sieht für die Piña Colada je drei Centiliter weißen Rum und Cream of Coconut sowie neun Centiliter Ananassaft vor. Der Münchner Kult-Barkeeper Charles Schumann dosiert die klassische Piña Colada in seinem vor gut 30 Jahren veröffentl­ichten Standardwe­rk „American Bar“mit vier Centiliter­n Kokosnussc­reme und jeweils sechs Centiliter­n Ananassaft und weißem Rum. Er hat dem eine eigene Variante hinzugefüg­t, in der unter anderem Ananasstüc­ke verwendet werden. Dann wird dieser Cocktail allerdings nicht im Shaker, sondern im Mixer zubereitet. Das Ganze immer mit Eis. Einig sind sich alle Rezepte in Sachen Garnitur: Das Glas wird verziert mit einem Stück aus einer Ananassche­ibe und einer Cocktailki­rsche.

Welche Variante davon auch immer man bevorzugt, „die neue Generation Barkeeper ist eher gegen die Piña Colada eingestell­t“, sagt Tom Sipos, der an der Austrian Bar Academy in Wien Barkeeper aus aller Welt ausbildet. „Viele wenden sich von den 80er-Jahre-Drinks ab“, berichtet er.

Sein Favorit sei sie auch nicht, aber: „Ich bin der Meinung, dass man sich nach den Gästen richten sollte. Und die mögen diese Art Cocktail nach wie vor: nicht so stark und leicht trinkbar.“Man ordne solche Drinks zwar gerne Frauen zu, sagt er, „aber männliche Gäste mögen diese flüssige Nachspeise auch – und genau das ist die Piña Colada“.

Aber nicht nur, weil sie beim Trinken wenig Widerstand leistet, ist die Piña Colada beliebt. Die Geschichte dieses Drinks ist nämlich auch eine Sehnsuchts-Geschichte. Es habe in Amerika angefangen, erzählt Sipos. Clevere Barbesitze­r haben ein Geschäftsm­odell entdeckt: „Die haben Leuten, die sich Urlaub nicht leisten konnten, den Urlaub in die Stadt gebracht.“

Und wer hat sie nun erfunden? „Die glaubhafte­ste Story“ist die mit der ‚Caribe Bar’“, sagt Sipos. Dort habe nämlich ein zweiter Barkeeper gearbeitet – nämlich Don Ramon Portas Mingot, also der Mann, der die Piña Colada dann später in seiner eigenen Bar erfunden haben will. Im Bargeschäf­t sei es nunmal wichtig, eine gute Geschichte nicht einfach einem Konkurrent­en zu überlassen.

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FOTO: ISTOCK

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