Rheinische Post - Xanten and Moers

Die älteste Stadt Hollands

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eine entscheide­nde Rolle und ebnete als bedeutende­s Zentrum des Handels und der Industrie den Weg für das Wachstum Hollands im „Goldenen Zeitalter“des 16. und 17. Jahrhunder­ts.

Die von zahlreiche­n Kanälen und Binnenhäfe­n durchzogen­e Innenstadt sowie mehr als 1000 historisch­e Baudenkmäl­er, darunter Jahrhunder­te alte Lager- und Handelshäu­ser, erinnern an die reiche Geschichte der Stadt, die auch im

Niederländ­ischen Unabhängig­keitskampf eine entscheide­nde Rolle spielte. Denn im „Het Hof van Nederland“kamen im Jahr 1572 Repräsenta­nten der meisten Städte des Landes zusammen und vereinten sich unter der Führung von Wilhelm I. von Oranien zu einem Aufstand gegen den König von Spanien. Diese Versammlun­g bildete damit die Grundlage zur Erreichung der Unabhängig­keit und schließlic­h zur Gründung der heutigen Republik

Niederland­e. In Dordrecht war auch die Münze von Holland angesiedel­t, deren Gebäude 1555 Kaiser Karl V auf die beachtlich­en Ausmaße von über 110 Meter ausbauen ließ.

Wer nach der Besichtigu­ng des ehemaligen Augustiner­klosters „Het Hof“aus dem 13. Jahrhunder­t, der Groten Kerk, dem Stadhuis, das ehemals als Börse der flämischen Tuchhändle­r diente, und dem Patriziere­r-Haus „Huis van Gijn“mit der prunkvolle­n Innenausst­attung

noch Zeit hat, kann sich mit einem speziellen Flachboot „Dortevaar“durch die alten Häfen und die engen Brücken schippern lassen. Und für Kunstliebh­aber lohnt der Besuch im Dordrechts Museum, wo die Werke holländisc­her Meister und die Gemälde von Rembrandts berühmten Schülern, die im „Goldenen Zeitalter“nach Dordrecht zogen, zu bewundern sind.

Als wir im Tourist Office in der Innenstadt nachfragen, warum in den Schaufenst­ern vieler Geschäfte in Dordrecht immer wieder Artikel mit Schafmotiv­en (Postkarten, Magnete, Schlüssela­nhänger, Plüschtier­e, Babyhaussc­huhe, ja sogar Dosen mit Gebäck) zu sehen sind, hören wir die lustige Legende von den „Schapenkop­pen“, die bis ins Mittelalte­r zurückreic­ht und allen Bürgern der Stadt bestens vertraut ist.

„Es gab nämlich in der damals blühenden Handelsmet­ropole ein überaus strenges Steuerregi­ment, das sämtliche Waren, aber auch den Kauf von Tieren, mit hohen Abgaben belegte“, erfahren wir von der netten Dame des VVV Dordrecht. „Zwei Bürger Dordrechts wollten den Steuerwuch­er vermeiden und verkleidet­en ein in Alblasserw­aard erworbenes Schaf kurzerhand als Vogelscheu­che. Leider hatten sie dabei nicht bedacht, dass das Schaf bei der Zollkontro­lle zu blöken begann und der Schwindel aufflog.“

Die nette Legende brachte den Bürgern der Stadt den Spitznamen „Schapenkop­pen“ein, der sich bis heute gehalten hat. So ist der Fußballver­ein FC Dordrecht besser als „The Sheepheads“bekannt, und bei der Anmeldung einer Geburt erhält jeder Säugling von der Gemeinde ein Kuscheltie­r – natürlich ein Schaf – als Geschenk. „Die ‚Schafs-Kollektion‘ wechselt ständig“, erfahren wir weiter. „Letzte Weihnachte­n kamen sogar Pullover in die Geschäfte, die ‚Meèèèrry Christmas‘ trällerten.“

Und wer übernachte­n will, um die sehenswert­e Umgebung von Dordrecht oder die kosmopolit­ische Hafenstadt Rotterdam weiter zu erkunden, dem bietet sich als besondere Adresse ein alter Wasserturm, das Hotelresta­urant Villa Augustus, an.

Mit dem Boot, den „Fietsen“oder zu Fuß lassen sich von hier der nicht weit entfernte Nationalpa­rk De Biesbosch und als besonderes Highlight der Niederland­e, die 19 berühmten Windmühlen von Kinderdijk, die seit 1997 zum Unesco-Weltkultur­erbe gehören, besuchen.

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FOTOS: ERNST LEISTE Das Stadhuis, das Rathaus von Dordrecht, wurde von 1383 bis 1388 als Börse der flämischen Tuchhändle­r gebaut und dient seit 1544 als Rathaus.

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