Rheinische Post - Xanten and Moers
Das Gedächtnis muss trainiert werden
Timon hat einen Donut. Kira fragt ihn: „Kann ich auch etwas vom Donut haben?“Timon meint: „Ja, du kannst die Mitte haben!“
Timon (10) aus Moers
WerennKonstantinSkudler Sport macht, sitzt oft ganz still da. Denn das, was hier trainiert wird, kann man von außen nicht sehen: die Gedächtnis-Zellen in seinem Kopf. Im Gedächtnis-Sport gibt es verschiedene Disziplinen. Gesichter und Namen merken, geschichtliche Ereignisse samt Jahreszahlen. Oder man prägt sich eine beliebige Reihenfolge von Bildern, Wörtern, Spielkarten oder Zahlen ein. Konstantin Skudler beherrscht alle Disziplinen. „Besonders gut bin ich aber im Merken von langen Zahlenreihen“, sagt er. Um sich die Zahl 565837290124628291 zu merken, braucht der 23-Jährige nur wenige Sekunden.
Zahlen haben es Konstantin Skudler schon immer angetan. Mit fünf Jahren nahm er das erste Mal an einer Gruppe für Gedächtnis-Sport teil. Hier hat er die Techniken gelernt, die es braucht, um sich solch lange Zahlenreihen zu merken. „Die Grundregel ist, dass man die einzelnen Ziffernpaare in Bilder übersetzt“, erklärt er. Für jede Zahl hat er ein bestimmtes Bild. Die 56 etwa ist für ihn ein Loch. „Um mir die richtige Reihenfolge dieser
ERPELINO
Vokabeln lernen, Namen merken, Memory spielen: Wer seine Hirnzellen regelmäßig fordert, ist im Vorteil. Das weiß auch Gedächtnis-Sportler Konstantin Skudler.
Bilder zu merken, stelle ich mir einen Weg vor. Zum Beispiel gehe ich im Kopf durch meine Wohnung. Am Eingang lege ich in meiner Vorstellung das erste Bild ab – bei der 56 stelle ich mir vor, dass ich den Lichtschalter anmachen will, stattdessen aber in ein Loch greife“, erklärt der Gedächtnis-Profi. „Dann gehe ich weiter zu meinem Klavier, in das ein Löwe reinbeißt. Der Löwe steht für die Zahl 58.“Wichtig ist bei diesen Geschichten, dass sie Gefühle auslösen. Konstantin Skudler sagt: „Wenn die Hand in der Wand versinkt, dann erinnert man sich daran eher, als wenn in der Wand nur ein kleines Bohrloch ist.“
Das alles klingt ziemlich kompliziert. Wie kann es also sein, dass sich Skudler die Zahlen auch noch so schnell merkt? „Mit der Zeit werden die Geschichten kürzer“, sagt der Experte. Die über viele Jahre eintrainierten Bilder kann er in seinen Gedanken blitzschnell aneinanderreihen. Dann spult er sie nur noch ab. „Wer regelmäßig Gedächtnis-Sport betreibt, der kann sich alle möglichen Dinge besser merken“, sagt er. So nutzte er die Tricks in der Schule zum Lernen von Vokabeln, Jahreszahlen und anderem Lernstoff.
Auch nach 18 Jahren macht ihm das Training immer noch Spaß. Oft nutzt er eine Plattform im Internet. „Am liebsten trainiere ich am Samstagmorgen“, sagt er. „Dann ist der Kopf schön entspannt und frei.“