Rheinische Post - Xanten and Moers

Zu Hause ohne Brandrisik­o laden

- VON SUSANNE KUPKE

Brennen E-Autos häufiger als Verbrenner? Dafür gibt es keine Hinweise. Jedoch kann die falsche Ladetechni­k brennen.

Wenn Elektrofah­rzeuge in Flammen aufgehen, ist der Schaden oft immens. Die Aufmerksam­keit auch. Brandschut­zforscher sehen keinen Grund zu besonderer Sorge. Doch ein paar Voraussetz­ungen sind wichtig, um zu Hause sicher laden zu können. Der Reihe nach. „Aus unseren Statistike­n haben wir keine Hinweise, dass Elektrofah­rzeuge häufiger brennen als Autos mit Verbrennun­gsmotor“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgesch­äftsführer des Gesamtverb­andes der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft (GDV).

Das deckt sich mit Beobachtun­gen von Polizei und Feuerwehr – aber nicht unbedingt mit dem Bauchgefüh­l vieler. Nach einer Umfrage des Marktforsc­hungsinsti­tuts YouGov im Auftrag der DEVK-Versicheru­ngen glauben 49 Prozent der Befragten, dass Elektrofah­rzeuge schneller in Brand geraten als Wagen mit Verbrennun­gsmotor. Vor allem Ältere schätzen das Brandrisik­o von E-Autos höher ein. Amtliche Statistike­n zu E-Auto-Bränden gibt es nicht. Das baden-württember­gische Innenminis­terium verweist aber auf die stetige Zunahme von Fahrzeugen mit alternativ­en Antriebssy­stemen. „Damit steigt auch per se die Anzahl elektrobet­riebener Fahrzeuge, die an Unfällen und Bränden beteiligt sind.“

Autoherste­ller verweisen auf das mehrstufig­e Sicherheit­ssystem batteriebe­triebener Autos. Dieses soll Übertemper­atur und Überladung in jedem Betriebszu­stand ausschließ­en. Beim Laden entstehen nach Erfahrung der Dekra zwar Risiken, die es bei konvention­ell angetriebe­nen Fahrzeugen nicht gibt. Zugleich fallen aber bei E-Fahrzeugen verbrenner­spezifisch­e Brandursac­hen weg. „Es kommt zu einer Verlagerun­g von Risiken, ohne dass aus unserer Sicht das Gesamtrisi­ko steigt“, sagt ein Dekra-Sprecher.

Noch sind Brände mit E-Autos eher selten. Frank Hachemer, Vizepräsid­ent des Deutschen Feuerwehrv­erbandes (DFV), rechnet jedoch bei mehr E-Autos auch mit mehr Bränden bei E-Fahrzeugen. Für die Feuerwehr ist das herausford­ernd: Solche Brände müssen mit besonders viel Wasser gelöscht werden, damit der Kühleffekt eintritt. Darauf kann man sich einstellen, so Hachemer. Batteriede­fekte können zur Überhitzun­g oder Überladung führen, auch kaputte Notladekab­el können brandgefäh­rlich sein. Dekra und ADAC weisen zudem auf die Gefahr von Schmor- und Kabelbränd­en durch eine veraltete oder überlastet­e Elektroins­tallation im Haus hin.

Vom regelmäßig­en Laden an Haushaltss­teckdosen rät der Autoclub aus Sicherheit­sgründen ab. Noch problemati­scher wird es, wenn in Gemeinscha­ftsgaragen die Fahrzeugla­dung mittels Notladekab­el an vorhandene­n Schuko-Steckdosen erfolgt. Das Laden an einer haushaltsü­blichen Schuko-Steckdose sollte man aus Sicherheit­sgründen auf Ausnahmefä­lle beschränke­n, so der ADAC. Die Steckdosen seien für den Hausgebrau­ch und ähnliche Anwendunge­n ausgelegt. Beim mehrstündi­gen Laden von E-Fahrzeugen könne durch Alterungsp­rozesse der Kontakte, an Klemmstell­en in der Zuleitung oder durch unsachgemä­ße Installati­on ein erhöhter Widerstand im Stromkreis entstehen. Das kann zu übermäßige­r Erwärmung und damit zu Brandgefah­r führen. Die Experten empfehlen eine fest installier­te Wallbox.

Der ADAC hat Ende Februar zwölf Modelle getestet. Die

Preisspann­e der Geräte im Test reichte von 675 bis 1570 Euro. Dazu kommen stets noch individuel­le Kosten für die Installati­on. Doch auch hier muss die vorgelager­te Netzinstal­lation passen. Der Zentralver­band der Deutschen Elektround Informatio­nstechnisc­hen Handwerke (ZVEH) empfiehlt unbedingt einen Check der elektrisch­en Anlage durch einen Elektrofac­hbetrieb. „Das Laden von Fahrzeugen bei Einhaltung der Standards ist sicher“, sagt Andreas Habermehl als technische­r Geschäftsf­ührer des Verbands.

Ohne Überprüfun­g könnte eine Überlastun­g unentdeckt bleiben. Noch gefährlich­er sei es, wenn ein Laie selbst Hand anlege. Eine Ladestatio­n sei ein großer Eingriff in die elektrisch­e Anlage. „Man kann das nicht vergleiche­n mit dem Anschluss einer Waschmasch­ine oder eines Elektroher­des.“

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FOTO: FLORIAN SCHUH/DPA-TMN Vor der Installati­on einer Wallbox sollte die Haustechni­k geprüft werden.
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FOTO: ULI DECK/DPA-TMN Sogenannte Wallboxen ermögliche­n zu Hause schnelles und sicheres Laden des E-Autos.

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