Rheinische Post - Xanten and Moers
Kalenderblatt
12.12.1837
Als im Jahr 1837 Ernst August I. als König von Hannover den Thron bestieg, endete die 123-jährige Personalunion mit
Großbritannien. Dort hatte Queen Victoria ihren Onkel William IV. beerbt. Die weibliche Thronfolge war zwar in Großbritannien möglich, in Hannover aber nicht vorgesehen. Ernst August I. galt als erzkonservativ. Sein Königreich hatte sich jedoch erst vier Jahre zuvor ein neues Staatgrundgesetz gegeben. Dieses „Grundgesetz von Hannover“hatte die konstitutionelle Monarchie eingeführt und Hannover zu einem der liberalsten Länder innerhalb des deutschen Staatenbundes gemacht. Ernst August wollte dies nicht ohne Weiteres hinnehmen. Er verweigerte den Eid auf die Verfassung und hob das Grundgesetz, für das die liberalen Kräfte so hart gekämpft hatten, kurzerhand auf. Friedrich Christoph Dahlmann, Staatstheoretiker und Historiker an der Universität Göttingen, wollte dagegen protestieren. Er war vier Jahre zuvor einer der Hauptverfasser des Gesetzes gewesen. Er fand sechs Mitstreiter, die mit ihm einen Brief unterzeichneten. Die „Göttinger Sieben“waren wie Dahlmann Professoren an der Universität. Unter ihnen waren auch die Germanisten Jacob und Wilhelm Grimm, besser bekannt als Brüder Grimm. Die „Göttinger Sieben“wurden als Strafe für ihren Protest am 12. Dezember 1837 von Ernst August entlassen, drei von ihnen mussten das Land verlassen. Die Reaktion des Königs löste im deutschen Bund ein gewaltiges politisches Echo aus. Die Professoren wurden als Märtyrer und Kämpfer für die Freiheit verehrt. Sie wurden später rehabilitiert und erneut als Professoren berufen – zwei von ihnen lehrten sogar wieder in Göttingen.
Entlassung der „Göttinger Sieben“