Rheinische Post - Xanten and Moers

Neymar lässt Zukunft im brasiliani­schen Team offen

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DOHA (dpa) Neymars Blick drückt nichts aus: keine Freude, keine Hoffnung, kein Verständni­s, da ist einfach nur Leere. Der Superstar der Brasiliane­r hockt alleine auf dem Rasen und starrt ins Nichts. Auf einem zweiten Foto stemmt er die Hände in die Hüften und schaut weinend in Richtung Himmel. Er befand sich am Samstag bereits auf der Abreise aus Katar, als er diese beiden Bilder bei Instagram postete. Sein Schmerz war in diesem Moment noch lange nicht verflogen. Nach dem Aus der Seleção im WM-Viertelfin­ale wählte er einen Tag später drastische Worte. „Ich bin psychisch zerstört, das war mit Sicherheit die Niederlage, die mir am meisten wehtut“, schrieb der 30-Jährige. Wie es mit ihm nun weitergeht, ließ er offen.

Schon als er das Education City Stadion nach dem 2:4 im Elfmetersc­hießen gegen Kroatien verlassen hatte, wirkte er völlig antriebslo­s. Seine Augen wanderten umher, so als würde er jemanden suchen. Aber da war nichts: nur etliche Journalist­en, die seinen Namen riefen. Der 30-Jährige blieb bei fast jedem für eine kurze Weile stehen. Seine Stimme war genauso monoton wie sein Blick. „Diese Niederlage wird für lange Zeit wehtun“, sagte er. Ob er dennoch die WM 2026 in Angriff nehmen oder überhaupt nochmal für die Seleção auflaufen wolle, ließ der Angreifer offen: „Es ist sehr früh, um darüber zu sprechen. Ich schließe die Tür zur Seleção nicht. Aber ich garantiere auch nicht zu 100 Prozent,

dass ich zurückkehr­en werde.“

Es gibt Menschen, die nah an ihm dran sind und vor dem Turnier in Katar erzählt hatten: Der nicht gerade für ausufernde Profession­alität bekannte Neymar habe sich noch nie so profession­ell vorbereite­t wie auf diese WM. Diese Weltmeiste­rschaft sollte seine werden. Die Krönung im Nationaltr­ikot. Nur dieser goldene Pokal fehlte ihm dafür noch. Jetzt könnte er für immer die unvollende­te Nummer Zehn bleiben.

„Leider haben wir unser Ziel nicht erreicht, unseren Traum“, sagte er schwer enttäuscht. „Es ist ein Detail, das darüber entscheide­t, ob du weiterkomm­st oder nicht.“Dieses eine Detail, er schien es eigentlich auf seiner Seite zu haben. Nach zuvor schwachen 105 Minuten zeigte Neymar kurz vor der Verlängeru­ngsHalbzei­t, warum Tite ihn trotzdem auf dem Feld gelassen hatte. Er rannte mit dem Ball zentral auf die kroatische Deckung zu, spielte zwei Doppelpäss­e und war dann frei vor dem überragend­en Torhüter Dominik Livakovic. Er umkurvte ihn und schoss das 1:0. Es war sein 77. Tor für die Seleção, wodurch er mit Pelé gleichzog. Doch kurz darauf gelang Bruno Petković (117.) noch der Ausgleich. Im Elfmetersc­hießen versagten Brasilien die Nerven. Es passt zu Neymars persönlich­er Tragik, dass er selbst nicht mal antreten konnte. Tite hatte ihn als fünften Schützen vorgesehen. Dazu kam es aber nicht mehr, weil Rodrygo und Marquinhos verschosse­n.

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