Rheinische Post - Xanten and Moers
Erinnerung an einen „flüchtigen Moment“
Am 10. Dezember 1941 begann die systematische Deportation der Mitglieder der Moerser Synagogengemeinde. Nun erinnert eine Geschichtsstation an dieses Ereignis. Sie wurde zum 81. Jahrestag auf der Neustraße aufgestellt.
MOERS Karl Coppel aus NeukirchenVluyn, Helene Karten aus Homberg und Leo Mandelberg aus Moers: Die Namen dieser Personen wurden am Samstag zweimal von Schülerinnen des Gymnasiums Adolfinum verlesen. Zum ersten Mal wurden sie unter den 85 Bürgern jüdischen Glaubens aufgezählt, für die in Moers am 10. Dezember 1941 die Deportation nach Riga begann. Zum zweiten Mal wurden sie als die drei Überlebenden genannt, die nicht im dortigen Konzentrationslager oder in den Lagern Stutthoff, Auschwitz und Theresienstadt ermordet wurden. 81 Jahre liegt dieses Ereignis zurück, mit dem die systematische Deportation der Mitglieder der Synagogengemeinde Moers startete. Zum Jahrestag wurde nun eine Tafel mit Text und Bildern an der Neustraße eingeweiht, um auf diesen Tag zurückzublicken und die Erinnerung in die Zukunft zu tragen. Deshalb ist auf dieser Geschichtsstation auch die zweite große Deportation vermerkt, bei der 21 Mitglieder der Moerser Synagogengemeinde am 25. Juli 1942 ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert wurden. Diese waren vor allem ältere Mitglieder gewesen, die in das Konzentrationslager 80 Kilometer nordwestlich von Prag gebracht wurden, um dort ermordet zu werden. Nur Fanny Vollmann überlebte die Deportation, die am Samstagmittag ebenfalls zweimal genannt wurde.
Die Initiative, diese 48. Geschichtsstation in der Grafenstadt zu installieren, geht auf den Verein Erinnern für die Zukunft, den Grafschafter Museums- und Geschichtsverein sowie die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit zurück. Im Unterschied zu den anderen 47 Geschichtsstation steht sie nicht vor einem historischen Gebäude, das mit einem Thema verbunden ist, wie beispielsweise die Station vor dem Moerser Schloss. Die neue Station befindet sich an der „Steinschen Kreuzung“, einem Ort, der an einen „flüchtigen Moment“erinnert, wie Peter Boschheidgen als Vorsitzender des Grafschafter Museumund Geschichtsverein beim Gedenkakt sagte, der der Einweihung der Geschichtsstation in der
Aula des Adolfinums voranging. Diese war von Daniel Schirra, Geschichtslehrer und Leiter des Auschwitzprojekts des Gymnasiums, organisiert worden.
Der Gasthof von Johann Steinschen, der der Steinschen Kreuzung ihren Namen gab, existiert nicht mehr, genauso wenig wie der Haltepunkt der Straßenbahn nach Krefeld, die, wie der Gasthof, der neuen Kreuzung von Krefelder Straße, Hülsdonker Straße und Neustraße