Rheinische Post - Xanten and Moers
Kreativer Budenzauber an der Kirche
Der Spektakel-Markt lockt wieder zahlreiche Besucherinnen und Besucher in Rheinbergs Innenstadt. Die Macher suchen zwar weiter eine neue Bleibe für die Institution. Aber es kann sein, dass an alter Stelle noch nicht Schluss ist.
RHEINBERG Vor 25 Jahren lud der Rheinberger Verein Spektakel erstmals zum Adventsmarkt rund um die evangelische Kirche ein. Diesmal trübte die Ankündigung, dass der Budenzauber zum letzten Mal in diesem reizvollen Ambiente stattfinden soll, ein wenig die Vorfreude. Spektakel-Vorsitzende Corinna Gribl hat allerdings die Flinte noch nicht ins Korn geworfen: „Vielleicht sind wir im kommenden Jahr noch mal hier. Einen neuen Standort suchen wir aber auf jeden Fall.“
Zum Spektakel-Markt zählt immer auch ein musikalisches Programm. Ein offenes Weihnachtssingen
„Wir suchen einen neuen Standort. Aber vielleicht sind wir nächstes Jahr noch mal hier“
Corinna Gribl Spektakel-Vorsitzende
in der Kirche unter Leitung von Michael Wulf-Schnieders diente am Freitag zur Einstimmung. Am Samstagnachmittag hieß es dann Bühne frei für Xanthiadoo. Die Xantener sorgten mit einem Streifzug durch alle Genres für den akustischen Rahmen rund um den obligatorischen Glühweinstand.
Das Herz des Adventsmarktes sind die 24 Holzhütten, in denen Kunsthandwerker, Künstler und kreative Köpfe eine unglaubliche Vielfalt an „Mitbringsel“fürs Fest anboten. Am Stand von „Knotenmuddi“Christiane Fischer fühlten sich so manche in der Zeit zurückversetzt. „Makramee ist wieder im Kommen. Eine Freundin hat mich gefragt, ob ich für ihre Hochzeit Platzdeckchen in dieser Technik machen könnte. Seitdem knote ich in jeder freien Minute.“Und zwar alles – vom Hundehalsband über Jutebeutel bis zum Wandbehang.
Ebenfalls wieder schwer im Kommen sind Etagèren, vor allem, wenn sie so liebevoll handgemacht sind wie die von Martina Thiemann. Grundlage dafür sind Sammeltassen und viel Geduld. „Man muss die Tassenböden ganz langsam durchbohren, um sie auf das Gestell schieben zu können“, erzählt die Kunsthandwerkerin, deren „Bastelklub“Anika und Brigitte John vervollständigen. Zum Repertoire der beiden zählen dekorative Holzstelen oder mit Gesichtern
und einer Socke als Zipfelmütze verschönerte „Flaschenlampen“.
Wer ein Herz für Kleingetier hat, wurde am Häuschen von Kathi Bartsch fündig. Ihre Muscheln aus Ton werden mit Stroh befüllt, auf einem Stab in den Garten gestellt und dienen Tausendfüßlern und Marienkäfern als kuscheliges Winterquartier. Der Ossenberger Holzkünstler Alexander Lehmann gehört zum Inventar des Marktes. Für einige seiner schönsten Werke hat er Wurzelholz aus dem Wald besorgt. Dabei nimmt der Holzschnitzer am liebsten Hölzer, über die der Förster mit seinem Auto gefahren ist. „Die äußere Schicht platzt dabei ab, und das Holz verharzt. Dadurch erhält es diesen einzigartigen Glanz“, erklärt Lehmann.
Auch zahlreiche Vereine sind vertreten. Die Mütter der Annaberger
Grundschüler haben jede Menge Weihnachtsplätzchen gebacken – sogar Hundekekse. „Wir verkaufen das Gebäck, um mit dem Erlös Theaterfahrten anzubieten oder beispielsweise die Lesefitness der Kinder zu erhöhen“, sagt Andreas Tiegelkamp vom Förderverein der Grundschule. Die Rheinberger Tafel hatte gleich zwei Hütten besetzt. Die ehrenamtlichen Helferinnen haben 300 Liter Grünkohl mit Würstchen im Angebot und eine besondere Marmelade. „Wenn am Ende Obst übriggeblieben ist, schmeißen wir das nicht weg, sondern kochen daraus Marmelade in allen Variationen“, erzählt Tanja Braun. Für die Ortsgruppe der DLRG sind Märkte wie dieser eine unverzichtbare Einnahmequelle, sagt Christian Höger: „Wenn Bäder geschlossen sind und Märkte abgesagt werden, fehlt uns Geld für die Jugendarbeit.“