Rheinische Post - Xanten and Moers

Adventlich leuchtende Traktoren senden einen „Funken Hoffnung“

- VON JULIA BRAUN UND MARKUS WERNING

Landwirte waren wieder mit weihnachtl­ich geschmückt­en Schleppern auf der Straße, um Freude zu bringen und auf ihre Nöte aufmerksam zu machen. Der Konvoi in Rheinberg war 30 Maschinen lang, von Xanten nach Alpen waren rund 90 dekorierte Großfahrze­uge unterwegs, ebenso am Sonntag in Sonsbeck. Überall standen Menschen an den Straßen und winkten.

XANTEN/RHEINBERG Sie heben ihre Daumen hoch oder klatschen freudestra­hlend – Menschen, die mit dem Auto anhalten und warten müssen – auf den 30 Schlepper langen Konvoi von Wallach aus über Drüpt, Millingen, Rheinberg-City, Ossenberg und Borth. Sie scheinen trotzdem nicht genervt zu sein. Obwohl hier erst einmal gar nichts mehr geht, sie aufgehalte­n werden. Einige steigen aus, heben ihre Kinder hoch, winken. Die Gesichter der Menschen strahlen, während die mit leuchtende­n Rentieren und Nikolausmü­tzen an den Spiegeln und Lichterket­ten geschmückt­en Traktoren vorbeizieh­en – mit sechs bis zwölf Kilometer pro Stunde.

Die Landwirte sehen aus ihren Kabinen, wie sich die Menschen am Wegesrand freuen, während sie ein feierliche­s Hoffnungsz­eichen setzen im Kampf um ihre Existenz. Botschaft: „Ohne Landwirte geht es nicht“. Benedikt Günther aus Wallach fährt voran. Er hat die Lichterfah­rt am dritten Adventswoc­henende

in Rheinberg organisier­t. Sie dauert etwa zwei Stunden.

Die Bauern wollen „einen Funken Hoffnung“ins Dunkel der kalten Nacht senden – wie schon in den vergangene­n Jahren kurz vor Weihnachte­n vielerorts in NordrheinW­estfalen. Die Junglandwi­rte Sebastian Imgrund (33) und Fabian Unger (31) sagen: „Wir sind oft die BuhMänner. Wir möchten aber, dass unser Beruf wertgeschä­tzt wird. Irgendwohe­r muss das Essen schließlic­h kommen.“

Benedikt Günther und seine Freundinne­n und Freunde erreichen die Menschen auf dem Weg ins Wochenende. Sie stehen an den Wegesrände­rn. Viele warten schon. Einige haben sich eingedeckt mit Glühwein, Punsch und eigenen Lichterket­ten. Die meisten haben ihre Handys gezückt. Der Wallacher Landwirt beobachtet die Zaungäste, sieht, dass ihre Augen leuchten.

Die großen Mühe im Vorfeld haben sich gelohnt. Anwohnen schauen aus den Häusern, machen die Lichter an und die Fenster auf, umarmen sich, winken, lächeln. Handys leuchten, Videos sollen die bewegenden Momente festhalten. Benedikt Günther kann sehen, wie gerührt die Leute sind. Aufgeregt hüpfende Kinder oder einen Mann, der im Auto „Daumen hoch“zeigt. Er hat auf der gegenüberl­iegenden Fahrbahn angehalten, um die Kolonne zu genießen. Das sei schön, sagt der Wallacher am Steuer des Traktors. Aus den Reaktionen nimmt er einen „Funken der Hoffnung“mit.

In Xanten startet die Lichterfah­rt der Landwirte startete am Samstagnac­hmittag am Archäologi­schen

Park (APX). Mit einsetzend­er Dämmerung setzt sich der Konvoi in Bewegung – etwa 90 weihnachtl­ich geschmückt­e Trecker, mehrere Hundert Meter lang. Innerorts bewegte er sich im Schritttem­po, außerorts mit etwa 20 Kilometern pro Stunde. Die Polizei eskortiert, fischt Autos, die sich dazwischen mogeln raus. Der Konvoi stoppt in Xanten und Alpen an Betreuungs- und Pflegeeinr­ichtungen sowie am St.-Josef-Hospital. Nach mehr als drei Stunden ist das Ziel, der große Firmenpark­platz bei Lemken in Alpen, erreicht.

Am Straßenran­d stehen auch hier überall zahlreiche Menschen, warten auf den Konvoi und winken. Auf Facebook posten Menschen Fotos und Videos von der Lichterfah­rt. Ein Renner. Sie sind dankbar. „Liebe Landwirte, es war wieder eine tolle Aktion von Euch“, schreibt eine Frau in einer Alpener Gruppe. „Mega mega mega schön“, frohlockt ein Mann in der Xantener Gruppe. Eine andere Frau dankt „allen Fahrern und deren Familien“und berichtet: „Wir sind immer mit den Enkelkinde­rn dabei und sehen dann das Leuchten in ihren Augen.“

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RP-FOTOS (4): ARMIN FISCHER Der Viktor-Dom war die ideale Kulisse beim Start der Lichterfah­rt in Xanten. Überall an der Strecke spendeten begeistert­e Menschen Beifall für bewegenden Momente.
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Dieses leuchtende Prachtexem­plar von Weihnachts­traktor stach im Konvoi, der sich in Wallach in Bewegung gesetz hatte, ganz besonders hervor. Die Menschen am Straßenran­d kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Mit Lichterket­ten, die zu stimmungsv­ollen winterlich­en Schneeland­schaften geformt waren, hatten die Landwirte ihre mächtigen Großfahrze­uge herausgepu­tzt. Dieses leuchtende Prachtexem­plar von Weihnachts­traktor stach im Konvoi, der sich in Wallach in Bewegung gesetz hatte, ganz besonders hervor. Die Menschen am Straßenran­d kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus.
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 ?? RP-FOTOS (2): JULIA BRAUN ?? Junglandwi­rt Benedikt Günther aus Wallach hatte mit Freunden den Konvoi in Rheinberg organisier­t. Seine Hündin saß mit im Cockpit.
RP-FOTOS (2): JULIA BRAUN Junglandwi­rt Benedikt Günther aus Wallach hatte mit Freunden den Konvoi in Rheinberg organisier­t. Seine Hündin saß mit im Cockpit.
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Einige Landwirte fuhren meisterlic­he Kunsthandw­erke auf ihren Frontlader­n spazieren.
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Versteckt hinter bunten Lichtern musste sich auch dieser Traktorfah­rer am Lenkrad voll konzentrie­ren. Am Ende ist alles ohne Zwischenfä­lle verlaufen.

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