Rheinische Post - Xanten and Moers
Adventlich leuchtende Traktoren senden einen „Funken Hoffnung“
Landwirte waren wieder mit weihnachtlich geschmückten Schleppern auf der Straße, um Freude zu bringen und auf ihre Nöte aufmerksam zu machen. Der Konvoi in Rheinberg war 30 Maschinen lang, von Xanten nach Alpen waren rund 90 dekorierte Großfahrzeuge unterwegs, ebenso am Sonntag in Sonsbeck. Überall standen Menschen an den Straßen und winkten.
XANTEN/RHEINBERG Sie heben ihre Daumen hoch oder klatschen freudestrahlend – Menschen, die mit dem Auto anhalten und warten müssen – auf den 30 Schlepper langen Konvoi von Wallach aus über Drüpt, Millingen, Rheinberg-City, Ossenberg und Borth. Sie scheinen trotzdem nicht genervt zu sein. Obwohl hier erst einmal gar nichts mehr geht, sie aufgehalten werden. Einige steigen aus, heben ihre Kinder hoch, winken. Die Gesichter der Menschen strahlen, während die mit leuchtenden Rentieren und Nikolausmützen an den Spiegeln und Lichterketten geschmückten Traktoren vorbeiziehen – mit sechs bis zwölf Kilometer pro Stunde.
Die Landwirte sehen aus ihren Kabinen, wie sich die Menschen am Wegesrand freuen, während sie ein feierliches Hoffnungszeichen setzen im Kampf um ihre Existenz. Botschaft: „Ohne Landwirte geht es nicht“. Benedikt Günther aus Wallach fährt voran. Er hat die Lichterfahrt am dritten Adventswochenende
in Rheinberg organisiert. Sie dauert etwa zwei Stunden.
Die Bauern wollen „einen Funken Hoffnung“ins Dunkel der kalten Nacht senden – wie schon in den vergangenen Jahren kurz vor Weihnachten vielerorts in NordrheinWestfalen. Die Junglandwirte Sebastian Imgrund (33) und Fabian Unger (31) sagen: „Wir sind oft die BuhMänner. Wir möchten aber, dass unser Beruf wertgeschätzt wird. Irgendwoher muss das Essen schließlich kommen.“
Benedikt Günther und seine Freundinnen und Freunde erreichen die Menschen auf dem Weg ins Wochenende. Sie stehen an den Wegesrändern. Viele warten schon. Einige haben sich eingedeckt mit Glühwein, Punsch und eigenen Lichterketten. Die meisten haben ihre Handys gezückt. Der Wallacher Landwirt beobachtet die Zaungäste, sieht, dass ihre Augen leuchten.
Die großen Mühe im Vorfeld haben sich gelohnt. Anwohnen schauen aus den Häusern, machen die Lichter an und die Fenster auf, umarmen sich, winken, lächeln. Handys leuchten, Videos sollen die bewegenden Momente festhalten. Benedikt Günther kann sehen, wie gerührt die Leute sind. Aufgeregt hüpfende Kinder oder einen Mann, der im Auto „Daumen hoch“zeigt. Er hat auf der gegenüberliegenden Fahrbahn angehalten, um die Kolonne zu genießen. Das sei schön, sagt der Wallacher am Steuer des Traktors. Aus den Reaktionen nimmt er einen „Funken der Hoffnung“mit.
In Xanten startet die Lichterfahrt der Landwirte startete am Samstagnachmittag am Archäologischen
Park (APX). Mit einsetzender Dämmerung setzt sich der Konvoi in Bewegung – etwa 90 weihnachtlich geschmückte Trecker, mehrere Hundert Meter lang. Innerorts bewegte er sich im Schritttempo, außerorts mit etwa 20 Kilometern pro Stunde. Die Polizei eskortiert, fischt Autos, die sich dazwischen mogeln raus. Der Konvoi stoppt in Xanten und Alpen an Betreuungs- und Pflegeeinrichtungen sowie am St.-Josef-Hospital. Nach mehr als drei Stunden ist das Ziel, der große Firmenparkplatz bei Lemken in Alpen, erreicht.
Am Straßenrand stehen auch hier überall zahlreiche Menschen, warten auf den Konvoi und winken. Auf Facebook posten Menschen Fotos und Videos von der Lichterfahrt. Ein Renner. Sie sind dankbar. „Liebe Landwirte, es war wieder eine tolle Aktion von Euch“, schreibt eine Frau in einer Alpener Gruppe. „Mega mega mega schön“, frohlockt ein Mann in der Xantener Gruppe. Eine andere Frau dankt „allen Fahrern und deren Familien“und berichtet: „Wir sind immer mit den Enkelkindern dabei und sehen dann das Leuchten in ihren Augen.“