Rheinische Post - Xanten and Moers
Einigung im Öltanker-Streit
Tagelang hatte die Türkei Schiffe an der Fahrt durch den Bosporus gehindert und von fehlendem Versicherungsschutz gesprochen. Nun löst sich der Stau offenbar auf.
Isik. Auf der anderen Seite habe die Türkei die neuen Anforderungen für Versicherer eingeführt, ohne mit der Branche zu reden: „Mehr Konsultationen hätten diese chaotische Situation verhindern können.“
Die Türkei argumentiert, sie könne es nicht zulassen, dass Tanker voller Öl ohne Versicherung durch den Bosporus und damit mitten durch die Metropole Istanbul fahren. Grundsätzlich habe die Türkei mit ihrer Vorsicht recht, sagte Isik. Anderswo ist man der Ansicht, nicht der neue Preisdeckel für russisches Öl, sondern die neuen Regeln der Türkei seien Grund für die Störungen,
zitierte die „Financial Times“einen Regierungsvertreter aus einem westlichen Land.
Unklar blieb, ob politische Motive hinter dem türkischen Verhalten standen. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete, die Türkei wolle Russland zu einem Preisnachlass von 25 Prozent bei Erdgas-Importen bewegen. Weil die Türkei einen Großteil ihrer Gas- und Ölimporte aus Russland bezieht, könnten Preissenkungen die Chancen von Staatschef Recep Tayyip Erdogan bei den türkischen Wahlen im kommenden Jahr verbessern. Der Chef des russischen Gasunternehmens
Gazprom, Alexej Miller, hatte nach Medienberichten in den vergangenen Tagen den türkischen Präsidenten in Istanbul besucht.
Erdogan sprach am Sonntag mit Kremlchef Wladimir Putin über Energiefragen; ob die Tanker erörtert wurden, war nicht bekannt. Russland erklärte, in dem Gespräch sei es um das Vorhaben gegangen, die Türkei zu einem Verteilzentrum für die Lieferung von russischem Erdgas an die Weltmärkte zu machen. Westliche Sanktionen seit Beginn des russischen Angriffes auf die Ukraine im Februar behindern die Erdgas-Exporte aus Russland.