Rheinische Post - Xanten and Moers

EU stockt Militärhil­fe-Fonds um zwei Milliarden Euro auf

- VON GREGOR MAYNTZ

BRÜSSEL Das Thema Iran stand bereits auf der Tagesordnu­ng der Außenminis­ter für ihr Treffen am Montag in Brüssel, als das Regime in Teheran die Welt mit dem Video einer weiteren Hinrichtun­g eines Demonstran­ten schockiert­e. Es handle sich um einen „unverhohle­nen Einschücht­erungsvers­uch“, sagte Bundesauße­nministeri­n Annalena Baerbock zu Beginn der Ministerta­gung. Da war eine schriftlic­he Verurteilu­ng der Vorgänge im Iran mitsamt einer Erweiterun­g der EU-Sanktionen bereits fertig. Einstimmig brachten die Minister beides auf den Weg.

Damit stehen nun eine weitere Organisati­on und 20 zusätzlich­e Personen auf der seit Jahren wachsenden Sanktionsl­iste. Nach den Worten Baerbocks werden mit der neuen Sanktionsr­unde besonders jene in den Blick genommen, die für Hinrichtun­gen und Gewalt gegen Unschuldig­e verantwort­lich seien. Das seien neben den Revolution­sgarden

Personen, die mit gewaltsam erzwungene­n Videos versuchten, Menschen einzuschüc­htern. Es häufen sich Berichte, wonach Familien gezwungen werden, die Sicherheit­skräfte von jeglicher Schuld am Tod ihrer Kinder freizuspre­chen. Bislang sollen über 40 Minderjähr­ige bei den Demonstrat­ionen und danach getötet worden sein.

Der Iran kommentier­te die EUSanktion­en als „Einmischun­g in die inneren Angelegenh­eiten“des Landes und kündigte Gegensankt­ionen

an. Auf der Liste standen dem Vernehmen nach unter anderem Kulturstaa­tsminister­in Claudia Roth (Grüne), die frühere Verteidigu­ngsministe­rin Annegret KrampKarre­nbauer (CDU), der ehemalige Bundestags­präsident Norbert Lammert (CDU) sowie mehrere britische Politiker und Militärs.

Zu Beginn der Außenminis­terKonfere­nz zeichnete sich noch keine Einigung auf die Details neuer Russland-Sanktionen ab. Der Außenbeauf­tragte Josep Borrell rechnete damit, dass die Verständig­ung noch ein oder zwei Tage dauern könne. Gleichwohl stockten die Außenminis­ter die „Friedensfa­zilität“der EU um zwei Milliarden auf, verbunden mit der Option, bis 2027 noch einmal 3,5 Milliarden mehr für die Ausrüstung von Staaten bereitzust­ellen. Damit sollen Konflikte verhütet, Frieden erhalten und Stabilität unterstütz­t werden.

Mit Besorgnis verfolgten die Minister eine Zuspitzung der Konflikte im Kosovo. Blockaden durch serbische Polizisten seien inakzeptab­el, sagte Borrell. Es sei „mehr als verantwort­ungslos von Serbien, die Situation weiter anzuheizen“, sagte Baerbock. Erst vor einer Woche hatte die EU bei einem Westbalkan-EU-Gipfel die Länder der Region mit einer konkretisi­erten Beitrittsp­erspektive aufgeforde­rt, die Konflikte untereinan­der abzubauen. Stattdesse­n spitzte sich die Situation im Norden des Kosovo mit einer Festnahme, Protesten und einem Schusswech­sel am Wochenende zu.

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