Rheinische Post - Xanten and Moers
NRW hat die höchsten kalten Nebenkosten
Nicht nur das teure Heizen und die Kaltmiete treiben die Preise. Auch Grundsteuer, Müllentsorgung und Co. sind deutlich teurer geworden.
DÜSSELDORF Die Situation für Mieter in Deutschland wird in naher Zukunft nicht einfacher. Die Kaltmieten in Deutschland drohen weiter zu steigen, weil immer mehr Menschen auf den Mietwohnungsmarkt drängen und gleichzeitig nicht genug neue Wohnungen in Deutschland gebaut werden. Zudem ist die weitere Entwicklung der Energiepreise noch offen. „Die steigen umso stärker, je größer die geopolitische Verunsicherung ist“, sagte Michael Voigtländer, Immobilienexperte des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), am Montag bei der Vorstellung des IW-Wohnnebenkostenreports. Mit anderen Worten: Solange der russische Krieg gegen die Ukraine andauert, bleiben die Preise zumindest stabil hoch.
Daneben gibt es aber noch die sogenannten kalten Nebenkosten (ohne Heizung und Warmwasser) als Treiber. Die sind der Studie zufolge zwischen September 2021 und September 2022 im Durchschnitt um neun Prozent gestiegen, und auch hier ist eine Entspannung nicht in Sicht. Das liegt daran, dass Tarifabschlüsse das Lohnniveau beispielsweise bei umlagefähigen Instandhaltungs- und Wartungsarbeiten steigen lassen. „Zudem verschlechtert sich die Haushaltslage der Kommunen“, sagt Voigtländer. Manche Städte und Gemeinden seien hoch verschuldet, so der Experte. Ihnen bleibt dann womöglich nichts anderes übrig, als beispielsweise die Hebesätze bei der Grundsteuer weiter zu erhöhen oder mehr für die Entsorgung von Müll zu verlangen, um die Einnahmen zu steigern.
Bei diesen kalten Nebenkosten liegt Nordrhein-Westfalen bundesweit ganz oben. An Rhein und Ruhr gibt es die meisten Standorte, an denen bei einer Neuvermietung im dritten Quartal die kalten Nebenkosten zwischen 1,75 und 2,26 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche lagen. Ganz anders sieht es aus, je weiter man nach Osten geht, und auch in Teilen Bayerns liegt dieser Teil der Kosten für Mieter mitunter nur halb so hoch wie im bevölkerungsreichsten Bundesland, nämlich zwischen 88 Cent und 1,20 Euro je Quadratmeter.
Andererseits sind in den zwölf Monaten zwischen September 2021 und dem gleichen Monat dieses Jahres natürlich vor allem die Heizkosten der große Treiber gewesen. Sie sind bundesweit der IW-Studie zufolge um 48 Prozent gestiegen. Und auch wenn der Preisanstieg sich mittlerweile beruhigt hat, sind Gas und Öl immer noch sehr teuer und belasten viele Mietparteien extrem. Sie tragen dazu bei, dass vor allem für einkommenschwache Haushalte manche Wohnungen nicht mehr erschwinglich sind.
Und auch wenn manche Entlastungen wie höheres Wohngeld und die Preisbremsen bei Gas und Strom auf den Weg gebracht worden sind, bleibe die Belastung für Mieterinnen und Mieter hoch, sagte Frank Wojtalewicz, Chef der Deutsche Invest Immobilien (DII), die die Wohnnebenkostenstudie bei der IW in Auftrag gegeben hat. Man müsse die Anreize für die energetische Sanierung hochhalten, fordert der Fachmann. Die ist indes aus Rentabilitätsgründen für Vermieter weniger attraktiv geworden. Einerseits durch gestiegene Zinsen, die die Finanzierung solcher Maßnahmen verteuert haben, und höhere Baukosten. Andererseits dürfen Vermieter von den angefallenen Modernisierungskosten acht Prozent auf die Jahresmiete umlegen, aber nur bis zu drei Euro pro Quadratmeter innerhalb von sechs Jahren. Das drückt auf die Rendite.
Das Fazit der Studie macht wenig Hoffnung: „Die Nebenkosten werden in den nächsten Jahren nicht sinken“, sagt DII-Chef Wojtalewicz. Und das vor dem Hintergrund, dass die Kaltmieten in Deutschland im dritten Quartal dieses Jahres gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum um fast sechs Prozent gestiegen sind – deutlich stärker als im Durchschnitt der Monate Juli bis September in den vergangenen drei Jahren (4,5 Prozent).