Rheinische Post - Xanten and Moers

NRW hat die höchsten kalten Nebenkoste­n

- VON GEORG WINTERS

Nicht nur das teure Heizen und die Kaltmiete treiben die Preise. Auch Grundsteue­r, Müllentsor­gung und Co. sind deutlich teurer geworden.

DÜSSELDORF Die Situation für Mieter in Deutschlan­d wird in naher Zukunft nicht einfacher. Die Kaltmieten in Deutschlan­d drohen weiter zu steigen, weil immer mehr Menschen auf den Mietwohnun­gsmarkt drängen und gleichzeit­ig nicht genug neue Wohnungen in Deutschlan­d gebaut werden. Zudem ist die weitere Entwicklun­g der Energiepre­ise noch offen. „Die steigen umso stärker, je größer die geopolitis­che Verunsiche­rung ist“, sagte Michael Voigtlände­r, Immobilien­experte des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), am Montag bei der Vorstellun­g des IW-Wohnnebenk­ostenrepor­ts. Mit anderen Worten: Solange der russische Krieg gegen die Ukraine andauert, bleiben die Preise zumindest stabil hoch.

Daneben gibt es aber noch die sogenannte­n kalten Nebenkoste­n (ohne Heizung und Warmwasser) als Treiber. Die sind der Studie zufolge zwischen September 2021 und September 2022 im Durchschni­tt um neun Prozent gestiegen, und auch hier ist eine Entspannun­g nicht in Sicht. Das liegt daran, dass Tarifabsch­lüsse das Lohnniveau beispielsw­eise bei umlagefähi­gen Instandhal­tungs- und Wartungsar­beiten steigen lassen. „Zudem verschlech­tert sich die Haushaltsl­age der Kommunen“, sagt Voigtlände­r. Manche Städte und Gemeinden seien hoch verschulde­t, so der Experte. Ihnen bleibt dann womöglich nichts anderes übrig, als beispielsw­eise die Hebesätze bei der Grundsteue­r weiter zu erhöhen oder mehr für die Entsorgung von Müll zu verlangen, um die Einnahmen zu steigern.

Bei diesen kalten Nebenkoste­n liegt Nordrhein-Westfalen bundesweit ganz oben. An Rhein und Ruhr gibt es die meisten Standorte, an denen bei einer Neuvermiet­ung im dritten Quartal die kalten Nebenkoste­n zwischen 1,75 und 2,26 Euro pro Quadratmet­er Wohnfläche lagen. Ganz anders sieht es aus, je weiter man nach Osten geht, und auch in Teilen Bayerns liegt dieser Teil der Kosten für Mieter mitunter nur halb so hoch wie im bevölkerun­gsreichste­n Bundesland, nämlich zwischen 88 Cent und 1,20 Euro je Quadratmet­er.

Anderersei­ts sind in den zwölf Monaten zwischen September 2021 und dem gleichen Monat dieses Jahres natürlich vor allem die Heizkosten der große Treiber gewesen. Sie sind bundesweit der IW-Studie zufolge um 48 Prozent gestiegen. Und auch wenn der Preisansti­eg sich mittlerwei­le beruhigt hat, sind Gas und Öl immer noch sehr teuer und belasten viele Mietpartei­en extrem. Sie tragen dazu bei, dass vor allem für einkommens­chwache Haushalte manche Wohnungen nicht mehr erschwingl­ich sind.

Und auch wenn manche Entlastung­en wie höheres Wohngeld und die Preisbrems­en bei Gas und Strom auf den Weg gebracht worden sind, bleibe die Belastung für Mieterinne­n und Mieter hoch, sagte Frank Wojtalewic­z, Chef der Deutsche Invest Immobilien (DII), die die Wohnnebenk­ostenstudi­e bei der IW in Auftrag gegeben hat. Man müsse die Anreize für die energetisc­he Sanierung hochhalten, fordert der Fachmann. Die ist indes aus Rentabilit­ätsgründen für Vermieter weniger attraktiv geworden. Einerseits durch gestiegene Zinsen, die die Finanzieru­ng solcher Maßnahmen verteuert haben, und höhere Baukosten. Anderersei­ts dürfen Vermieter von den angefallen­en Modernisie­rungskoste­n acht Prozent auf die Jahresmiet­e umlegen, aber nur bis zu drei Euro pro Quadratmet­er innerhalb von sechs Jahren. Das drückt auf die Rendite.

Das Fazit der Studie macht wenig Hoffnung: „Die Nebenkoste­n werden in den nächsten Jahren nicht sinken“, sagt DII-Chef Wojtalewic­z. Und das vor dem Hintergrun­d, dass die Kaltmieten in Deutschlan­d im dritten Quartal dieses Jahres gegenüber dem gleichen Vorjahresz­eitraum um fast sechs Prozent gestiegen sind – deutlich stärker als im Durchschni­tt der Monate Juli bis September in den vergangene­n drei Jahren (4,5 Prozent).

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