Rheinische Post - Xanten and Moers
Diskussion über Lärm von Sportfliegern
Ein Bürgerantrag fordert jetzt ein Überflugverbot für motorisierte „Lust-und-Laune-Flüge“ab dem Flugplatz Römerwardt für zwei Ortsteile. Die Luftsportfreunde Wesel halten das für unrealistisch. Auch die Stadt äußert sich.
WESEL (rme) Seit Jahrzehnten ist der Flugplatz Römerwardt ein beliebtes Ausflugsziel in den Sommermonaten. Einige Weseler sind jedoch genervt und fürchten sogar um ihre Sicherheit. Der Weseler Stadtrat wird sich in seiner Sitzung am heutigen Dienstag mit einem Bürgerantrag beschäftigen, der ein Überflugverbot motorisierter Maschinen für das Hanseviertel und Lackhausen fordert. Darin heißt es, die „Lust-undLaune-Flüge“gefährdeten die „Unversehrtheit von Leben und Werten“und stellten eine massive Belästigung der Anwohner dar. Die Stadt verweist darauf, dass erst jüngst der Lärmschutz verschärft wurde – mit der Folge, dass ein gewerblicher Anbieter den Flugplatz verlassen hat.
In dem Antrag wird auch an zurückliegende Abstürze erinnert
Die Bewohner der beiden Viertel „sehen sich mit zunehmender Tendenz“Überflügen und Rundflügen ausgesetzt, schreibt der Antragsteller und kritisiert, dass eine „privilegierte Minderheit zu Lasten der Allgemeinheit“ihrem Freizeitvergnügen nachgehe. Für Anwohner bedeuteten die Flüge in der Saison zwischen März und Oktober erhebliche Lärmbelästigung und eine Gefahr im Falle eines Unfalls.
In dem Antrag wird an zurückliegende Abstürze erinnert, der letzte ereignete sich im September auf dem Parkplatz des Duisburger Zirkusses Flic Flac – und natürlich an das tragische Unglück im Juli 2020 in Lackhausen: Drei Menschen starben, als ein Ultraleichtflieger auf ein Wohnhaus stürzte, darunter eine Bewohnerin des Hauses.
Die Stadtverwaltung entgegnet, dass im Zuge der neuen Nutzungsvereinbarung mit den Luftsportfreunden Wesel-Rheinhausen – die den Platz weitere 25 Jahre betreiben werden – auch Maßnahmen gegen Motorenlärm getroffen wurden. So sind Flüge gewerblicher Unternehmen laut Stadt massiv reduziert worden, was dazu führte, dass sich der Anbieter für Fallschirmsprünge vollständig vom Platz zurückgezogen hat. Außerdem wurde, außer bei der für Starts und Landungen obligatorischen Platzrunde, das Überfliegen einiger bewohnter Gebiete untersagt. Das betrifft die Bereiche Hansaring/Reeser Landstraße/Freybergweg/Ziegeleiweg, den Wohnbereich zwischen Alter Delogstraße und Am Katzbach sowie Flüren. Zwischen 13 und 15 Uhr darf außerdem nur noch in Richtung Rhein gestartet oder von dort kommend gelandet werden, was ebenfalls zur Reduzierung des Flugverkehrs
geführt habe. Im Januar soll es nun einen Gesprächstermin mit der Bezirksregierung, der Stadt und dem Verfasser des Antrags geben.
Die Luftsportfreunde WeselRheinhausen halten die Forderung nach einem Überflugverbot für das Hanseviertel und Lackhausen für unrealistisch. „Dann könnten wir den Betrieb einstellen“, so der zweite Vorsitzende Achim Strobel. In welche Richtung die Flieger starten und landen, hänge nämlich von der Windrichtung ab. „Das können wir uns nicht aussuchen.“Auch die Platzrunde sei vorgeschrieben und könne nicht geändert werden, darüber sei schon oft diskutiert worden. Maßgeblich, so Strobel, ist die Zustimmung der Bezirksregierung. Und: „Würden wir etwas verändern, würde sich das Problem nur verlagern.“Die Anliegen der Bürger seien durchaus verständlich, räumt er ein. Doch in den vergangenen Jahrzehnten sei schon viel über die Belastungen für Anwohner gesprochen worden – auch mit den Bürgern. „Wir tun alles, um den Lärm zu reduzieren.“Die aktuelle Lösung sei ein guter Kompromiss. Und Unfälle könnten trotz aller Sicherheitsmaßnahmen leider überall passieren – auch mit Verkehrsflugzeugen.