Rheinische Post - Xanten and Moers

Wenn das Publikum zum Chor wird

Beim Konzert des Musikverei­ns stand das Ensemble Nobiles auf der Bühne.

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WESEL (EK) „Spot on Krippe“haben die fünf Sänger des „Ensemble Nobiles“aus Leipzig ihr Konzert im Bühnenhaus genannt, zugleich das Weihnachts­konzert des Musikverei­ns. Sehr zur Freude des Publikums durfte bei einigen der Advents- und Weihnachts­lieder mitgesunge­n werden. Und das klang gut. Als hätte der „Chor“lange dafür geübt. Zwar waren die meisten Songs eher ernst und getragen, für ein wenig Heiterkeit sorgte aber Paul Heller mit seinen Moderation­en.

Und es war auch Hellers außergewöh­nliche Tenorstimm­e, die dem Konzert etwas Besonderes verlieh. Die Lieder des Vokal-Quintetts – zwei Tenöre, ein Bariton, ein Bassbarito­n, ein Bass – stammten aus verschiede­nen Ländern. Es begann mit einem lateinisch gesungenen, gregoriani­schen Gesang von Michael Praetorius . Bei „Wie soll ich dich empfangen“war zum ersten Mal das Publikum gefragt. Heller warb um rege Beteiligun­g, denn „wir suchen noch nach Stimmen für unsere nächste CD und Sie haben die Chance, sich heute zu bewerben.“So legten sich die gut 100 Besucher richtig ins Zeug.

Bei Benedict Ducis’ „Nun freut euch lieben Christen g’mein“glänzte dann erstmals Hellers Tenor – mit wunderbare­n Kolorature­n, die den Gesang der anderen förmlich umrankte. Jochen Petzold schrieb die Melodie zu „Die Nacht ist vorgedrung­en“, doch der Text stammt vom Theologen Jochen Klepper, den die Sänger an seinem Todestag, dem 11. Dezember, besonders ehren wollten: Drangsalie­rt von den Nazis, hat er vor 70 Jahren Selbstmord begangen.

Bevor das englische „In the bleak midwinter“des britischen Komponiste­n Gustav Holst erklang, waren wieder alle gefragt, für Georg Friedrich Händels berühmte „Tochter Zion“. „Händel ist wie Taylor Swift, alle singen irgendwie mit“, meinte Heller. Dass die Fünf die zweite Strophe dann aber allein bestritten, war gut. Um des wunderbare­n Tenors willen, der im Übrigen bereits als Kind gesungen hat – im berühmten Leipziger Thomanerch­or.

„There is no rose of such virtue”, eine altenglisc­he Hymne, von einem Unbekannte­n komponiert und durch Sting weltbekann­t geworden, hat der zweite Tenor Christian Pohlers, auch er ein Ex-Thomaner, für die Gruppe arrangiert: „Ich habe versucht, einen gregoriani­schen Choral daraus zu destillier­en. Und es war auch Destillat dabei im Spiel“, erklärte er augenzwink­ernd.

Zu Paul Gerhardts „Ich steh an deiner Krippen hier“hatte Bach eine Melodie komponiert und dafür war dann auch wieder das Auditorium gefragt, das sich damit ein Lob der Sänger einhandelt­e – selten habe man ein so sangeskräf­tiges Publikum erlebt, erklärten die Profi-Sänger.

Das durfte sich dann direkt auch noch einmal beweisen, bei „Herbei o ihr Gläub’gen“. Die Volksweise wurde von Paul Heller für die Truppe arrangiert. Mit einem Lied in Dialekt endete das Konzert. Es stammte aus dem Erzgebirge, wo laut Heller „Weihnachte­n erfunden wurde“. Verstanden hat man den Text nicht, aber es klang so richtig heimelig.

Verstanden hat man den Text im Dialekt zwar nicht, aber es klang so richtig heimelig.

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