Rheinische Post - Xanten and Moers
Anwohner beklagen quietschende Züge
Der Ärger um den Orsoyer Hafen und die Güterzüge nimmt kein Ende. Die Interessengemeinschaft spricht von rücksichtslosen Zuführerinnen und Zugführern. Die Niag als Betreiberin der Bahnlinie reagiert gelassen.
ORSOY Die Interessengemeinschaft der Anlieger des Orsoyer Niag-Hafens klagt wieder über Belästigungen. Diesmal geht es um das Quietschen beim Abbremsen der Züge bis zum Stillstand. Bei einer ersten Beschwerde im Juli dieses Jahres hatte die Niag darauf verwiesen, dass dies aus betrieblichen Gründen erforderlich gewesen sei und dass es sich dabei um Ausnahmen gehandelt habe. „Aber die Vorgänge wiederholten sich“, so Dankwart Bender, der nahe der Bahnlinie in Orsoy lebt und Sprecher der Anwohner-Initiative ist. In einer Mail an den NiagVorstand nennt er acht weitere, von ihm selbst beobachtete Vorfälle zwischen Ende August und Mitte November. Bender: „Da ich nicht ständig auf der Lauer liege, gehe ich von einer erheblichen Dunkelziffer aus.“
Dass es sich bei den aufgeführten Vorkommnissen nicht um Ausnahmen handeln könne, liegt für den Orsoyer auf der Hand: „Vielmehr treten diese Vorkommnisse immer dann auf, wenn die Züge mit relativ hoher Geschwindigkeit zum Hafen fahren, während gemäßigt fahrende Züge ohne Abbremsen und Stillstand den Hafen erreichen.“Hier handele es sich offenbar um „rücksichtsloses Verhalten der Zugführer“, das durchaus abstellbar sei. Vor allem durch die Fahrtenschreiber der Lokomotiven beziehungsweise die Einsatzpläne der Zugführer würden Möglichkeiten bestehen, die Verursacher herauszufinden und entsprechend anzusprechen. Die Anwohner-Initiative fordert die Niag „dringend auf, diese Belästigungen einzustellen“.
An anderer Stelle gebe das Verkehrsunternehmen an, die Schienen seien durchgängig verschweißt.
Dennoch würden vor allem beladene Züge an bestimmten Abschnitten erhebliche Stoß- und Rumpelgeräusche erzeugen. Auch sei gesagt worden, dass eine Schienenschmieranlage zur Verringerung des Kurvenquietschens installiert worden sei. Bender: „Der Anschein spricht dagegen. Die Züge fahren zeitweise erheblich quietschend, sogar auf geraden Strecken.“Gleiches gelte für die Behauptung, dass Güterwagen eingesetzt würden, die mit leisen Bremseinrichtungen ausgerüstet seien. Diese Bremsen erwiesen sich als keineswegs leise, sondern es komme regelmäßig zu Quietschgeräuschen. Hinzu kämen häufig rumpelnde, polternde und ähnliche Geräusche von Güterwaggons, die zu erheblichen Lärmbelästigungen führten.
Die Niag reagiert gelassen auf die Anschuldigungen. Es habe sich am Sachverhalt nichts geändert, so ein Unternehmenssprecher: „Bei einzelnen Zufahrten ist es betrieblich erforderlich, dass Züge vorübergehend auch außerhalb des Hafengeländes zum Stehen kommen. Dies unterliegt keiner Regelmäßigkeit und ist Teil des Güterbahnbetriebs.“
Ein von Dankwart Bender unterstelltes „rücksichtsloses Verhalten
der Zugführer“könne die Niag nicht erkennen. Bender und die anderen Anwohner dürften davon ausgehen, dass die eingesetzten Triebfahrzeugführerinnen und -führer geschult und aufgefordert seien, „die Strecken mit Bedacht und möglichst geringer Geräuschbelastung zurückzulegen“.
Im Übrigen habe man der Initiative die Ergebnisse der unabhängigen Untersuchungen zu Geräuschen und Erschütterungen auf der Bahnstrecke bereits im August zugeleitet. Dazu hatte der Anwohner sein Grundstück für die Messungen zur Verfügung gestellt.