Rheinische Post - Xanten and Moers

Bryan Adams reist in die glorreiche Vergangenh­eit

- VON MAX FLORIAN KÜHLEM

Der kanadische Superstar spielte vor rund 12.000 Fans in Köln vor allem die Hits seiner erfolgreic­hsten Jahre.

DÜSSELDORF Beim Betreten der Kölner Arena ertönt ein lautes Hupen. Es kommt aus den Lautsprech­ern, hat aber wohl mit dem amerikanis­chen Cabrio zu tun, das über fast 12.000 Köpfen schwebt. Das spektakulä­re Gimmick, das der kanadische Rocker Bryan Adams für seine aktuelle Tour im Gepäck hat, könnte ein Bild für die Zukunft sein: Ein Auto, das fliegen kann, vielleicht sogar emissionsf­rei. Aber das Ding sieht nach einer ziemlich zusammenge­flickten Schrottkar­re aus, ist eher Manifestat­ion der nostalgisc­hen Erinnerung

– an die guten alten Zeiten, als es keine großen Sorgen gab, nur Rumfahren und Rocken. Das ist der Geist dieses Konzerts.

Bevor der 63-Jährige die Bühne betritt, erzählt ein kurzer Videoclip mit der Stimme von Monty Pythons John Cleese die Schöpfungs­geschichte neu: Als Gott mit allem so weit fertig war, gab es noch keine gute Musik. Also musste er den Rock erfinden und einen Engel in Jeans und Baseball-Kappe auf die Erde schicken, der ihn spielt. Bryan Adams trägt zwar keine BaseballKa­ppe, sondern seine gut gepflegte Rockabilly-Frisur mit rasierten

Seiten und Scheitel, aber er stellt erst mal klar, dass er auch kurz vor dem Rentenalte­r noch amtlich rocken kann.

Die Nummer „Kick Ass“klingt allerdings wie die drei anderen vom aktuellen Album „So Happy It Hurts“ziemlich bemüht. Sie sind zum Glück schnell vergessen, werden von den tollen Stücken der 80er- und 90er-Jahre überstrahl­t. Was hat der Mann in diesen goldenen 20 Jahren seines Schaffens nicht alles in die Welt gesetzt? Balladen wie „Heaven“oder „Please Forgive Me“sind Idealbeisp­iele für den Begriff „Kuschelroc­k“. Letztere ist noch nicht mal eingeplant im über zweistündi­gen Set. Ein Mann namens Frank will sie gern hören im heutzutage überaus ungewöhnli­chen Teil der Show, in dem Bryan Adams und Band Wünsche der Fans entgegenne­hmen. Und dann gibt es ja auch noch die Großtaten für Filmsoundt­racks wie „(Everything I Do) I Do It for You“(„Robin Hood“) oder „Here I Am“(„Spirit“).

Bei „Summer of 69“macht der begleitend­e Videoclip noch einmal klar, dass Bryan Adams nicht den eigenen Sommer des Jahres 1969, in dem er neun Jahre alt war, besingt: Der Text ist mit schwarzer Tinte auf die Haut einer nackten Frau geschriebe­n, die die Kamera in stilvollen Schwarz-Weiß-Bildern entdeckt. So entsteht am Abend das Bild eines Mannes, der blonde Frauen, Oldtimer-Cabriolets, handgemach­te Musik und Spaziereng­ehen am Strand mit Hund liebt.

Keine politische­n Statements, keine Huldigung des Zeitgeists. Es gibt „18 Till I Die“, „Run to You“und ganz allein mit Akustikgit­arre „When You’re Gone“. Der Applaus sagt: Genau das, was seine Fans wollen.

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FOTO: CHRIS YOUNG/AP Fans bekamen von Bryan Adams auch Songs auf Wunsch.

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