Rheinische Post - Xanten and Moers
Halle-Attentäter nahm Geisel und wollte aus Haft fliehen
MAGDEBURG (epd) Der verurteilte Synagogen-Attentäter von Halle, Stephan B., hat am Montagabend versucht, aus der Justizvollzugsanstalt ( JVA) Burg bei Magdeburg auszubrechen. Dabei brachte er nach Angaben des Justizministeriums in Sachsen-Anhalt vom Dienstag zeitweise zwei JVA-Bedienstete in seine Gewalt. Zudem war er bewaffnet. Der Geiselnehmer wurde demnach nach weniger als einer Stunde durch weitere Justizvollzugsbedienstete überwältigt. B. sei dabei verletzt worden. Die Geiselnahme habe einen Großeinsatz der Polizei ausgelöst.
Der zu lebenslanger Haft verurteilte B. habe bei seinem Ausbruchsversuch einen „selbstgebauten Schussapparat“benutzt, sagte Sachsen-Anhalts Justizministerin Franziska Weidinger (CDU) am Dienstag in Magdeburg. Details zu den verwendeten Komponenten und der Funktionsfähigkeit würden durch das Landeskriminalamt untersucht.
Den Angaben zufolge hat der Gefangene beim Einschluss einen JVABediensteten in seine Gewalt gebracht und einen zweiten dadurch gezwungen, ihm Türen in der Anstalt zu öffnen. Sein Motiv sei gewesen, die Justizvollzugsanstalt zu verlassen, sagte die Justizministerin. Der Geiselnehmer sei nach weniger als einer Stunde durch weitere Justizvollzugsbedienstete überwältigt worden. Dabei sei er leicht verletzt worden. Derzeit sitze er in einer speziell gesicherten Einzelzelle.
Gegenwärtig werde geprüft, ob in der JVA Sicherheitsbestimmungen im Vorfeld der Tat missachtet worden seien, sagte die Justizministerin. Stephan B. hatte bereits zwei Jahre zuvor einen Ausbruchsversuch unternommen, der vereitelt wurde.
B. gilt laut Weidinger als schwieriger Gefangener, der ein „ambivalentes Verhalten“an den Tag gelegt habe. Mal kommuniziere er mit dem Anstaltspersonal, dann wieder lehne er sich auf. So habe er etwa wenige Monate zuvor seine Zellentür von innen mit Papier verriegelt und sei damals bereits für einen Tag in eine Ausweichzelle verlegt worden. Die Zelle des Gefangenen werde regelmäßig durchsucht. Woher er die Komponenten seines selbstgebauten Schussapparats bezogen habe, werde geprüft. Üblicherweise bewege er sich in einer Kleinhäftlingsgruppe und habe Zugang zu Gegenständen des täglichen Bedarfs.