Rheinische Post - Xanten and Moers

Tourismusn­achfrage steigt stark

Der Rewe-Ableger Dertour meldet 50 Prozent mehr Buchungen im Vergleich zum Vorjahr. Bisher reserviert­e sich jeder zweite Kunde die Option, sofort umzubuchen.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Deutschlan­ds nach Tui zweitgrößt­er Tourismusk­onzern, Dertour, geht von einem stark wachsendem Geschäft im nächsten Jahr aus. Die Buchungsza­hlen für den Sommer 2023 lägen bereits 50 Prozent höher als vor einem Jahr, als die Bürger ihre Reservieru­ngen für Sommer 2022 abgeben konnten. Es gebe einen hohen Nachholbed­arf nach Ferien, sagte bei einem Pressegesp­räch Ingo Burmester, der für das Europa-Geschäft von Dertour inklusive der Marken ITS und Meiers Weltreisen zuständig ist: „Wir sehen, dass der Reiseverzi­cht während der Pandemie den Stellenwer­t des Reisens deutlich erhöht hat.“

Darum hätten auch in diesem Jahr mit dem Abflauen der Pandemie immer mehr Bürger noch gebucht, während er nun die größte Welle Anfang 2023 erwartet: „Der erwartete Buchungsgi­pfel liegt im Januar und Februar noch vor uns.“Im Sommer habe der Umsatz in vielen

Regionen bereits über den Werten von 2019 vor Corona gelegen. Reisen in die Türkei hätten doppelt so viel Geld gebracht wie vor drei Jahren, die Zahl der Buchungen für Griechenla­nd sei um 50 Prozent gestiegen, der gesamte Mittelmeer­raum habe um 40 Prozent zugelegt.

Im nächsten Jahr rechnet der Ableger von Rewe damit, dass vorrangig Fernreisen und anspruchsv­olle Ziele in Europa zulegen. Umfragen hätten gezeigt, dass bei den Bedürfniss­en der Menschen eine Urlaubsrei­se die zweithöchs­te Bedeutung beim Konsum habe nach dem Ziel, sich gut zu ernähren. 85 Prozent der Befragten in einer GfK-Umfrage hätten gesagt, sie wollten nicht nur verreisen, sondern ins Ausland fahren. „Wir gehen davon aus, dass wir über den Zahlen von 2019 liegen werden und erst recht über den Zahlen von diesem Jahr“, so Burmester.

Der neue Urlaubsboo­m wird dabei auch durch die Öffnung von fast allen Ländern – abgesehen von China – für den Tourismus unterstütz­t.

Schon diesen Sommer lag der Umsatz mit USA-Reisen auf 80 Prozent des Vorkrisenn­iveaus, er könnte weiter zulegen. Die Inseln im Indischen Ozean wie die Seychellen lagen wegen ihrer Abgeschied­enheit fast ein Drittel höher bei der Nachfrage als noch 2019 – hier spielen häufig auch die relativ günstigen Anreisemög­lichkeiten über die Golfstaate­n eine Rolle.

Gleichzeit­ig nutzen die Bürger nach den mehr als zwei Jahren Corona-Krise häufig die Option, Fahrten wieder zu stornieren. Burmester berichtete, dass mehr als die Hälfte der Pauschalur­lauber für einen Aufpreis eine Flexibilit­ätsoption gebucht hätten, die das kostenfrei­e Umbuchen oder Absagen einer Reise erlaubt. Für das Unternehme­n war der Verkauf dieser Option ein gutes Geschäft: „Weit weniger als zehn Prozent“der Kunden würden sie dann wirklich nutzen, so Burmester. Und die meisten davon würden nur umbuchen, weil sie ja doch noch in Urlaub wollen.

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