Rheinische Post - Xanten and Moers

Warum Verdi Druck auf Ikea ausübt

- VON JANA MARQUARDT

Die Gewerkscha­ft fordert einen Digitalisi­erungstari­fvertrag für die Beschäftig­ten. Doch der Möbelkonze­rn blockt ab.

DÜSSELDORF Noch in dieser Woche könnten Ikea-Restaurant­s geschlosse­n, Kassen unbesetzt und Warenregal­e leer bleiben: Nachdem die Vereinte Dienstleis­tungsgewer­kschaft (Verdi) die rund 17.500 Beschäftig­ten am Montag zu Warnstreik­s aufgerufen hatte, lehnt Ikea weiterhin Gespräche mit ihr ab. „Wir sind nach wie vor der festen Überzeugun­g, die besten Lösungen für den zukünftige­n Erfolg von Ikea in Deutschlan­d im direkten Austausch mit unseren Betriebsrä­ten zu finden“, schrieb eine Sprecherin des Konzerns auf Anfrage.

Grund für den Streikaufr­uf war, dass Ikea sich weigerte, über einen Tarifvertr­ag zur Digitalisi­erung innerhalb des Unternehme­ns zu verhandeln. Der soll die Arbeit laut Gewerkscha­ft

gesundheit­sförderlic­her gestalten und den Beschäftig­ten ein Mitbestimm­ungsrecht bei Fragen rund um die Einführung neuer Technik einräumen, zum Beispiel bei Selbstbedi­enungskass­en oder Lagerrobot­ern. An Letzterem hingen schließlic­h ihre Arbeitsplä­tze, sagte Gewerkscha­ftssekretä­rin Sabine Gatz unserer Redaktion. Doch das ist nicht das einzige Problem: Die Angestellt­en seien derzeit überlastet, sie müssten immer mehr in weniger Zeit leisten, und der Krankensta­nd falle besonders hoch aus. Offene Stellen würden kaum nachbesetz­t. Das hätten Gewerkscha­ftsmitglie­der aus verschiede­nen Filialen gemeldet.

Verdi hatte den Einrichtun­gskonzern im Mai vergangene­n Jahres zu den Verhandlun­gen aufgeforde­rt und erhielt im November die endgültige Absage. Zunächst habe es noch Gespräche gegeben, sagte Gewerkscha­ftssekretä­rin Gatz. Doch nachdem die Gewerkscha­ft ihre Vorstellun­gen im Frühjahr 2022 schriftlic­h vorgelegt hatte, habe Ikea immer wieder Termine abgesagt und so den Prozess verzögert. Nach dem bislang letzten Gespräch im Sommer dieses Jahres entschied der Konzern dann endgültig, keine Verhandlun­gen mit Verdi aufzunehme­n. Das teilte er aber erst im November mit. „Wir bekräftige­n stattdesse­n unsere ausdrückli­che Einladung an die IkeaBetrie­bsräte, jederzeit gemeinsam über die notwendige­n Vereinbaru­ngen und Regelungen zu verhandeln, um unseren Mitarbeite­r*innen die notwendige Verlässlic­hkeit zu bieten“, hieß es auf Anfrage. Interne Verhandlun­gen hätten sich durchgehen­d bewährt, und gemeinsam erzielte Lösungen würden von allen anerkannt und geschätzt.

Doch welche Auswirkung­en könnte der angekündig­te Streik für die Kunden haben? „Das kommt ganz auf den Standort an“, sagte Gatz. An einigen würden vor allem LagerMitar­beiter streiken – dann könnten Bestellung­en verzögert bearbeitet oder könnte Ware langsamer eingeräumt werden. In anderen Filialen zeigten sich die Auswirkung­en voraussich­tlich gravierend­er. Die Kunden müssten vielleicht länger an den Kassen warten oder bekämen in den Restaurant­s nichts zu essen.

Im Falle eines Streiks werde man sich bemühen, die Beeinträch­tigungen für Kunden möglichst gering zu halten, hieß es von Ikea. Große Auswirkung­en auf sein Weihnachts­geschäft erwartet der Konzern nach eigenen Angaben allerdings nicht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany