Rheinische Post - Xanten and Moers
Henkel sucht weiter Klebstoff-Chef
Der neue Vorstand sollte im Januar übernehmen. Nun rudert der Konzern zurück.
DÜSSELDORF Der Düsseldorfer DaxKonzern Henkel braucht länger als erwartet, einen neuen Chef oder eine neue Chefin für die sehr wichtige Klebstoffsparte zu finden, die mehr als 60 Prozent des Gewinns einfährt. Als Aufsichtsratschefin Simone Bagel-Trah am 11. November noch verkünden ließ, dass der altgediente Spartenchef Jan-Dirk Auris am 31. Januar den Konzern verlassen werde, hieß es noch, dass Auris „die Übergabe der Verantwortung an seine Nachfolge begleiten wird“. Diese Formulierung verstanden viele so, als ob klar sei, dass ein interner Kandidat Nachfolger werde, weil sonst ja nicht sichergestellt sei, dass die Person noch von Auris ins Amt eingeführt werde.
Jetzt rudert der Konzern zurück: Der Prozess der Kandidatensuche laufe, heißt es auf Anfrage. Man sei auch „zuversichtlich“, die Entscheidung „bekannt geben zu können, bevor Herr Auris das Unternehmen verlassen wird“. Von einer Einarbeitungszeit an der Seite des bisherigen Spartenchefs ist also nicht mehr die Rede. Der Grund sei, dass es zwar „starke interne Kandidaten für die Nachfolge“gebe. Doch Aufsichtsratschefin Bagel-Trah und der für Personalfragen entscheidende Gesellschafterausschuss wollen sich auch noch andere Kandidaten und Kandidatinnen anschauen: „Bei der Besetzung eines wichtigen Geschäftsbereiches, der rund die Hälfte des Konzernumsatzes erzielt, ist es wichtig, externe Optionen für die Nachbesetzung einzubeziehen.“
Egal wie die Entscheidung am Ende ausfällt, geschickt gemanagt wird der Übergang nicht. So sickerte eine Reihe an Informationen darüber, wie Auris und Vorstandschef Carsten Knobel sich in der vergangenen Zeit gestritten haben, an das „Handelsblatt“durch. Plausibel klingt dabei, dass Auris im Januar 2020 gerne selber Vorstandschef geworden wäre, als der glücklose Hans Van Bylen nach nur dreieinhalb Jahren gehen musste.
Nun stehen Bagel-Trah und der Gesellschafterausschuss unter Zugzwang. Weil die Suche nach einem Kandidaten so richtig erst am 11. November starten konnte, halten sich die Optionen für Gesprächstermine in Grenzen. Erst recht ist es schwierig, den Background externer Kandidaten genau kennenzulernen.