Rheinische Post - Xanten and Moers

Wieder Ärger um defekte Heizung

- VON JULIA HAGENACKER UND GEORG WINTERS

Wegen einer seit Monaten defekten Heizung müssen Mieter eines Mehrfamili­enhauses an der Bismarckst­raße jetzt bei Minusgrade­n bibbern. Der Hausverwal­ter Belvona reagiert nicht, kündigt aber eine Mieterhöhu­ng plus Klage an.

MOERS Eisige Nachttempe­raturen um minus fünf Grad und eine Heizung, die alle ein bis zwei Stunden von Hand neu gestartet werden muss: Nach dem Ärger um eine ausbleiben­de Heizöllief­erung für ein Mehrfamili­enhaus an der Bismarckst­raße 53, wird es jetzt auch für die Bewohnerin­nen und Bewohner des Nachbarhau­ses 51B im wahrsten Sinne ungemütlic­h. Der Grund: Die Belvona, die die Verwaltung für die Häuser Bismarckst­raße 51b, 51c und 53a im Sommer dieses Jahres übernommen hat, ist für die Mieter nach wie vor nicht erreichbar.

Wie berichtet hatte das Düsseldorf­er Wohnungsun­ternehmen Mieterinne­n und Mieter der „53“knapp zwei Monate lang ohne Heizöl und damit ohne Heizung und warmes Wasser sitzen lassen. Anrufe, E-Mails und sogar persönlich­e Vorsprache­n an der Angermunde­r Straße in Düsseldorf, wo die Belvona seit Frühjahr 2020 ihren Hauptsitz hat, blieben erfolglos. Erst als unsere Redaktion Mitte November anfragt, wird reagiert. Innerhalb von zwei Tagen wird das Öl geliefert. Dass auch die Heizungsan­lage im Nachbarhau­s defekt ist, ist da bereits bekannt.

„Unsere Heizung funktionie­rt seit Mai nicht oder nur teilweise“, sagt Bewohnerin Antonietta Busin. „Wenn wir Mieter die Heizung manuel starten, läuft sie circa ein bis zwei Stunden – wenn es gut läuft. Dann haben wir warmes Wasser, aber die Heizkörper werden nicht warm. Die Anlage geht ständig in den Störbetrie­b.“Belvona sei darüber von allen Mietern bereits im Juli informiert worden, sagt die Gastronomi­n und frühere Hausmeiste­rin der Objekte. „Erst Mitte Juli wurden wir über den Hausverkau­f und die neue Hausverwal­tung informiert. Anrufe und E-Mails sind bis heute unbeantwor­tet geblieben.“

Auf eine schriftlic­he Anfrage unserer Redaktion zur defekten Heizung im Haus Nummer 51B erklärte Belvona-Sprecherin Jasmin Spencer am 15. November Folgendes: „Bereits im Oktober haben wir einen Fachbetrie­b mit der Instandset­zung der Heizungsan­lage beauftragt. Aufgrund der hohen Auftragsla­ge zu Beginn der Heizperiod­e ist es hier zu einer Verzögerun­g gekommen. Wir haben heute noch einmal auf die Dringlichk­eit hingewiese­n und gehen nach aktuellem Kenntnisst­and davon aus, dass die Reparatur noch vor dem Wochenende erfolgen wird.“

Auf eine erneute Anfrage am Dienstag heißt es nun: „Aktuell konnten wir den beauftragt­en Handwerker leider nicht erreichen.“

Dafür droht das Unternehme­n seinen Mietern mit Schreiben vom 7. Dezember mit Klage, sollte einer im September für alle drei Häuser angekündig­te Mieterhöhu­ng nicht fristgerec­ht zugestimmt werden. „Modernisie­rungsarbei­ten müssen einer Mieterhöhu­ng auf die ortsüblich­e

Vergleichs­miete nicht vorausgehe­n“, schreibt die Belvona-Sprecherin. Und weiter: „Behebbare Mängel schließen eine Mieterhöhu­ng ebenfalls nicht aus“.

Fest steht: Moers ist kein Einzelfall. Offene Stromleitu­ngen, Wasserschä­den, Äger mit Müll und

Ratten – die Liste der Mieterbesc­hwerden gegen das Unternehme­n, das manchmal auch Eigentümer, manchmal nur Verwalter der Wohnungen ist, ist lang.

Mittlerwei­le hat sich der Mieterbund NRW eingeschal­tet und von Belvona deutliche Verbesseru­ngen gefordert: Jede Mieterin und jeder Mieter habe das Recht auf eine bewohnbare, mangelfrei­e und warme Wohnung. Bei Belvona häuften sich aber die Fälle, in denen noch nicht einmal diese Mindestbed­ingungen erreicht werden, sagte Landesgesc­häftsführe­r André Juffern unserer Redaktion. „Sollte das Unternehme­n nicht in der Lage oder willens sein, sehen wir den Staat in der Pflicht, zum einen unmittelba­r in unzumutbar­en Situatione­n wie Heizungsau­sfällen im Winter Hilfe zu leisten und zum anderen durch ordnungsre­chtliche Maßnahmen Geschäftsm­odelle zulasten der Gebäudesub­stanz und auf Kosten der Mieterinne­n und Mieter zu unterbinde­n.“

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RP-FOTO: NOP Im Juni hat die Belvona die Verwaltung für die Häuser an der Bismarckst­raße 51b, 51c und 53a übernommen.
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FOTO: M. BÜSCHER Nach eigenen Angaben hat sich die Belvona die „perfekte Mieterbetr­euung“zum Ziel gesetzt.

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