Rheinische Post - Xanten and Moers
Klinik sieht sich für Blackout gewappnet
Das St.-Bernhard-Hospital folgt unabhängig von Energiekrise und Krieg in der Ukraine einem gesetzlich festgelegten Notfallplan im Falle eines Stromausfalls. Wie das Krankenhaus die Versorgung seiner Patienten sicherstellt.
KAMP-LINTFORT Um ein Krankenhaus wie das St.-Bernhard-Hospital zu betreiben, braucht es viele technische Anlagen. Etwa zwei Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr verbraucht das Kamp-Lintforter Haus – für Licht, lebensnotwendige medizinische Geräte und klimatisierte OP-Räume beispielsweise. Um die Versorgung der Patienten und Patientinnen bei einem Energie-Blackout sicherzustellen, folgt das Krankenhaus gesetzlichen Vorgaben – und zwar unabhängig von Energiekrise und Krieg in der Ukraine, sagt Jörg Verfürth, Pressesprecher des Krankenhauses. „Dieser Fall ist klar geregelt und mit Land und Kreis abgestimmt. Es gibt DIN-Normen, nach denen wir uns zu richten haben.“Denn, wenn in Krankenhäusern der Strom ausfällt,
„Der Diesel-Vorrat für unsere Notstromaggregate reicht für 45 Stunden, fast die doppelte der vorgegebenen Zeit“
Jörg Verfürth St.-Bernhard-Hospital
kann es schnell um Leben und Tod gehen. So sei beispielsweise vorgeschrieben, erläutert Verfürth, dass die Notstromversorgung von Krankenhäusern bei einem Netzausfall innerhalb von 15 Sekunden laufe.
Auch Notstromaggregate mit Selbstzündern, also Dieselmotoren, müssen alle Krankenhäuser vorhalten. Festgelegt sei außerdem, dass der Kraftstoffvorrat für mindesten 24 Stunden gewährleistet sein müsse. „Der Diesel-Vorrat für unsere Notstromaggregate reicht für 45 Stunden, also fast die doppelte der vorgegebenen Zeit“, betont Verfürth. Über das Notstromnetz seien alle relevanten und wichtigen Bereiche im St.-Bernhard-Hospital versorgt: die Intensivstation, die OP-Säle, das Herz-Katheter-Labor und die IMC-Station, um alle Eingriffe, fachlich korrekt und adäquat durchführen zu können. Das gelte auch für alle lebenswichtigen Geräte. „Viele medizintechnische Geräte wie Infusionspumpen oder Monitore verfügen zum Beispiel über eine Akku-Pufferung, so dass die Sicherheit der Patienten gewährleistet ist“, erklärt der Krankenhaus-Sprecher.
Einer der Röntgenräume sei am St.-Bernhard-Hospital ebenso direkt mit dem Notstromnetz verbunden, um in Notfällen wichtige Untersuchungen durchzuführen. Auf allen Stationen sei darüber hinaus für die
Notbeleuchtung der Flure und Patientenzimmer gesorgt. Im Jahresmittel ist das 356-Betten-Haus mit seinen zehn Fachkliniken laut Jörg Verfürth zu 60 bis 70 Prozent belegt.
In den Zimmern seien Steckdosen installiert, die den Zugang zur Notstromversorgung des Krankenhauses sicherstellen. Am St.Bernhard-Hospital gebe darüber hinaus Anschlüsse für externe Notstromaggregate – beispielsweise von Feuerwehr und THW. Die Krankenhaus-Küche verfüge über Kombi-Dämpfer, die über das Notstromnetz betrieben werden könnten. „So halten wir die Speiseversorgung weiter aufrecht.“Und für den Fall, dass der Blackout an der Bürgermeister-Schmelzing-Straße in Kamp-Lintfort länger als 45 Stunden andauere, könne man auf einen Heizöltank der Stadtwerke Kamp-Lintfort zurückgreifen, der mit 38.000 Litern Heizöl befüllt sei. „Damit wäre dann ein Notstrombetrieb von 16 Tagen gewährleistet. Das Krankenhaus bezieht seine Wärme aus dem Fernwärmenetz“, erläutert Verfürth. Einmal im Jahr unterzieht das St.-Bernhard-Hospital seine Stromversorgung einem Stresstest – wie übrigens alle Krankenhäuser. „Dabei simuliert man einen Stromausfall“, erläutert der Krankenhaussprecher. Der letzte
Blackout-Test fand am 6. April dieses Jahres statt. „Hinzu kommt eine monatliche Testung. Beides ist gesetzlich vorgeschrieben“, betont Jörg Verfürth. Dass alles reibungslos im Krankenhaus funktioniert, dafür sorgt das Team der technischen Abteilung. „Wir sind auf ein BlackoutSzenario vorbereitet. Im Ernstfall wird ein Krisenstab gebildet, dem auch externe Fachleute angehören werden“, betont Verfürth.