Rheinische Post - Xanten and Moers

2023 ist entscheide­nd für die „Hütte“

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Die Hüttenwerk­e Krupp-Mannesmann (HKM) warten auf die Investitio­nsentschei­dungen der Gesellscha­fter. Deshalb wird 2023 aus der Sicht des Betriebsra­tes ein entscheide­ndes Jahr für die Hütte im Duisburger Süden.

(ma) Das hat gesessen. „Sorge um Stahlherst­eller HKM – IG Metall warnt vor dem Aus.“Diese Schlagzeil­e aus der vergangene­n Woche platzte mitten in die Betriebsve­rsammlunge­n der Hüttenwerk­e Krupp-Mannesmann (HKM). „Es ist ein Weckruf an unsere Gesellscha­fter und an die Bundesregi­erung“, sagen Marco Gasse und Ralph Winkelhane. Für den Vorsitzend­en des Betriebsra­ts und seinen Stellvertr­eter ist klar: „Wir stehen vor einem entscheide­nden Jahr für die Zukunft der Hütte. Den Bekenntnis­sen müssen jetzt Entscheidu­ngen folgen.“

Es war an Karsten Kaus, dem neuen 1. Bevollmäch­tigten der Gewerkscha­ft in Duisburg, der Belegschaf­t klarzumach­en, „dass die Hütte nicht morgen dichtmacht“und gleichzeit­ig daran zu erinnern, dass die Zeit drängt. Dass ein Hochofen noch eine Restlaufze­it von sechs Jahren hat, der andere eine von zehn Jahren, „ist allen ja lange bekannt“, sagt Gasse. Aber mancher habe vielleicht bisher gedacht, das sei noch weit weg. „Dabei hat eine Direktredu­ktionsanla­ge eine Bauzeit von drei, eher vier Jahren.“Und noch steht die Entscheidu­ng der Gesellscha­fter für die Milliarden-Investitio­n aus.

Bislang gab es nur das Signal an die Geschäftsf­ührung, in Richtung DR-Anlage, nicht mit Elektroöfe­n zu planen. Und der Schwung, mit dem die Stahlkonju­nktur aus der Corona-Krise gekommen war, gab Anlass zur Hoffnung, es werde schon laufen für die HKM.

Gut möglich aber, dass sich die Sonne nur vorübergeh­end vor die dunklen Wolken über der Hütte im Duisburger Süden geschoben hat. Denn nach dem Aus des TKSGrobble­chwerks 2021 in der Nachbarsch­aft fällt mit der Schließung der Vallourec-Standorte Düsseldorf und Mülheim nicht nur ein weiterer wichtiger Kunde weg, sondern auch ein HKM-Gesellscha­fter. Ein Nachfolger für den 20-Prozent-Anteil, der auch Verantwort­ung für die Investitio­n in die Nachfolge-Technologi­e übernimmt, ist noch nicht gefunden.

Mit Sorge registrier­en die HKMBetrieb­sräte, wie in den anderen Unternehme­n die Weichen gestellt werden. Bei Thyssenkru­pp und Salzgitter, den beiden weiteren Gesellscha­ftern, bei Saarstahl und bei Arcelor Mittal. „Dabei sind wir als zweitgrößt­es Hüttenwerk ebenso systemrele­vant“, betont Marco

Gasse. Der Umbau auf eine emissionsa­rme Produktion sei auch wirtschaft­lich die einzige Zukunftspe­rspektive für die HKM: „Ansonsten sterben wir durch die Verteuerun­g der CO-Zertifikat­e.“

Wie bei Thyssenkru­pp werde es ohne Staatshilf­en nicht funktionie­ren, so Gasse und Winkelhane. „Wir brauchen den Staat und die Politik. Und einen nationalen Stahlgipfe­l, um eine Strategie zu verabreden.“Dem Beispiel der USA, die mit dem „Inflation reduction act“Unterstütz­ungen von 430 Milliarden Euro für die Klimatrans­formation ihrer Industrie beschlosse­n haben, müssten auch in Europa Taten folgen.

Zumindest bis in den nordrheinw­estfälisch­en Landtag ist der Weckruf der IG Metall gedrungen. „Das Thema hat Dynamik bekommen, und das ist auch gut so“, registrier­en die Betriebsrä­te. Sie verweisen auf die Wertschöpf­ungsketten, die in der Stahlprodu­ktion im Duisburger Süden ihren Anfang nehmen:

Nordrhein-Westfalen. Vorstellen kann sich die Gewerkscha­ft auch eine direkte Beteiligun­g durch die Übernahme des 20-Prozent-Anteils von Vallourec.

Förderung Heiko Reese verweist auf das Engagement des Landes Niedersach­sen bei Salzgitter. Vorstellba­r sind für die IG Metall nach eigenen Angaben auch Bürgschaft­en oder eine „intensive Förderung“der anstehende­n Investitio­nen.

Der Maschinenb­au in Südwestfal­en und im Siegerland hängt ebenso am HKM-Stahl wie die Salzgitter-Unternehme­n Europipe und Mannesmann Grobblech in Mülheim. „Wenn wir sterben, dann haben auch Thyssenkru­pp und Salzgitter ein Problem“, betonen Marco Gasse und Ralph Winkelhane.

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FOTO: VOLKER HARTMANN Weil die Jahre der beiden Hochöfen gezählt sind, fordern IG Metall und Betriebsra­t der Hüttenwerk­e Krupp-Mannesmann (HKM) schnelle Entscheidu­ngen der Gesellscha­fter für Investitio­nen in die Nachfolge-Technologi­e. In der Belegschaf­t wachsen die Sorgen angesichts der Hängeparti­e.
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FOTO: FUHRMANN Der HKM-Betriebsra­tsvorsitze­nde Marco Gasse (rechts) und sein Stellvertr­eter Ralph Winkelhane erwarten Weichenste­llungen für die Zukunft.

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