Rheinische Post - Xanten and Moers
Viel Gutes und viel Risiko
Das „Handlungskonzept Unterrichtsversorgung“– so heißt das Maßnahmenpaket von Schulministerin Dorothee Feller (CDU) gegen den Lehrermangel in NRW – enthält viel Gutes. So ist es zum Beispiel richtig, dass die Ministerin jetzt offensiver auf Abordnungen setzt. Es wird noch auf Jahre zu wenig Lehrerinnen und Lehrer geben, aber Kinder haben überall das gleiche Recht auf Bildung. Es geht zu ihren Lasten, wenn an den Schulen, denen es am schlechtesten geht, immer weniger Bewerbungen ankommen, während anderswo die Welt noch halbwegs in Ordnung ist. Im Sinne der gesellschaftlichen Gerechtigkeit musste die Schulministerin hier gegensteuern. Es ist nicht schön, aber notwendig.
Schlichtweg notwendig ist auch ein Kernstück des Konzeptes. Der erleichterte Seiteneinstieg ins Grundschullehramt. Gerade der birgt leider ein Risiko. Wenn es so kommt, wie das Land sich erhofft, dann werden in den nächsten Jahren möglichst viele Menschen aus ganz anderen beruflichen Bereichen ausgerechnet die Kleinsten unterrichten. Zwar wird auch Lehramtsstudierenden oft erst in der berufspraktischen Phase klar, ob sie der Aufgabe überhaupt gewachsen sind. Aber das wird schon lange kritisiert, darum gibt es die Forderung nach mehr Praxis im Studium. Und wenigstens hatten diese angehenden Lehrkräfte von Anfang an die grundlegende Motivation, jungen Menschen etwas beizubringen. Außerdem müssen die Lehramtsanwärter auch fachlich begleitet werden. Auf die Schulen kommt damit eine neue große Herausforderung zu: Sie werden Beratung und Begleitung brauchen.
Besonders heikel und nicht unbedingt nötig ist es allerdings, Beschäftigte zu Vollzeit zu zwingen, die sich Teilzeit wünschen. Da drohen Überforderung, Krankenstände und innere Kündigungen. Es wäre nicht verwunderlich, wenn dieser Plan des Schulministeriums frühzeitig wieder versenkt wird.