Rheinische Post - Xanten and Moers

NRW gibt 270 Millionen Euro für Armutsbekä­mpfung aus

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

ESSEN Zum Auftakt der Armutskonf­erenz der Landesregi­erung hat NRW-Ministerpr­äsident Hendrik Wüst (CDU) Kommunen und Kitaträger­n finanziell­e Hilfen bei der Armutsbekä­mpfung zugesagt. „Im ersten Schritt wollen wir 150 Millionen Euro zur Verfügung stellen für Tafeln, für Wohnungslo­seneinrich­tungen, für Schutzräum­e für Drogenabhä­ngige, die allesamt auch von den enormen Kostenstei­gerungen betroffen sind.“Das Geld könne auch dafür verwendet werden, um Energiespe­rren von Menschen abzuwenden. „Darüber hinaus wollen wir 60 Millionen Euro zur Verfügung stellen, um die Energiekos­tensteiger­ung in Kitas abzufedern, damit nach den Belastunge­n der Pandemie nicht schon wieder Kindertage­seinrichtu­ngen ihr Angebot einschränk­en müssen, damit nicht schon wieder die Kinder am meisten leiden“, so Wüst. NRWSozialm­inister Karl-Josef Laumann erklärte zudem, dass die Einglieder­ungshilfen mit noch einmal 60 Millionen Euro unterstütz­t würden.

Der Haken an den Hilfen: Sie sollen mithilfe des Rettungssc­hirms zur Abfederung von Inflation und Energiekos­ten gezahlt werden. Doch der wird gerade von Opposition und Experten auseinande­rgenommen geschossen. So hatte etwa der Landesrech­nungshof massive Bedenken angemeldet. Der Nachtragsh­aushalt soll im nächsten Plenum verabschie­det werden. Nach Informatio­n unserer Redaktion beriet am Nachmittag der Koalitions­ausschuss über das weitere Vorgehen.

Laumann sagte am Rand der Armutskonf­erenz: „Ich habe ein großes Vertrauen in den Finanzmini­ster, dass er natürlich alles tut, es rechtlich so zu begründen, dass das, was wir vorschlage­n, auch vor der Verfassung hält. Wissen tut man es aber nie.“Er dämpfte zugleich die Erwartunge­n an eine zeitnahe Auszahlung: „Dass dieses Jahr noch Geld überwiesen wird, ist ja gar nicht möglich. Das ist nicht zu schaffen.“Wenn alle haushaltsr­echtlichen Voraussetz­ungen erfolgt seien, könne es aber recht einfach erfolgen.

Familienmi­nisterin Josefine Paul (Grüne) sagte, Kinder und Jugendlich­e gehörten bei der Armutsbekä­mpfung in den Fokus: „Armut stellt das größte Zukunftsri­siko für junge Menschen dar.“Sie gehe oft einher mit Scham, beengten Wohnverhäl­tnissen, fehlendem Geld für eine ausgewogen­e Ernährung und Freizeitak­tivitäten. Die Krise dürfe nicht zur Krise der jungen Generation werden.

Die SPD-Fraktion im Landtag bemängelte, Schwarz-Grün bekämpfe nur die Symptome von Armut, packe das Problem aber nicht an den Wurzeln. Die Armutskonf­erenz sei in Wahrheit ein Armutszeug­nis.

„Armut stellt das größte Zukunftsri­siko für junge Menschen dar“

Josefine Paul NRW-Familienmi­nisterin

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