Rheinische Post - Xanten and Moers
NRW will Fachkräfte schneller anerkennen
Arbeitsminister Laumann fordert vom Bund, dass ausländische Arbeitnehmer hierzulande schneller eine Tätigkeit aufnehmen können. Die Zeit drängt, denn Engpässe gibt es in immer mehr Branchen.
DÜSSELDORF Nordrhein-Westfalen will die Gewinnung ausländischer Fachkräfte erleichtern. Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sagte unserer Redaktion: „Der Fachkräftemangel ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Insgesamt bedarf es nicht nur der Beschleunigung der Berufsanerkennung.“Spracherwerb bereits im Ausland, schnelle Botschaftstermine und Visaverfahren, schnelle Termine zur Erteilung von Aufenthaltserlaubnissen, ausreichende Plätze für Nachqualifizierung und Praktika, aber auch ausreichender Wohnraum, Schulund Kitaplätze, ein Familiennachzug sowie eine Willkommenskultur in Gesellschaft und Betrieben seien die wesentlichen Erfolgsfaktoren: „Und ja, hier müssen Bund und Länder die Gesetze vereinfachen und Verfahren beschleunigen. Aber auch der gesamtgesellschaftliche und verwaltungstechnische Kontext der Integration muss insgesamt besser funktionieren.“
Zuletzt hatte es an den Behörden Kritik gegeben, weil sich Verfahren zur Anerkennung ausländischer Abschlüsse oft monatelang hinzogen. So hatte etwa der bundesweit tätige Kita-Träger Fröbel Probleme bei der Anerkennung von 15 spanischen Erzieherinnen für Einrichtungen in NRW. „Für Fröbel als Arbeitgeber ist die Dauer des Bewertungs- und Anerkennungsprozesses auf der Suche nach qualifizierten pädagogischen Fachkräften eine große Herausforderung“, so ein Sprecher.
Lägen den Bezirksregierungen entsprechende Referenzfälle zum beantragten Abschluss vor, könne eine Entscheidung zeitnah erfolgen, so das Ministerium für Schule und Bildung. Ansonsten müsse die Behörde weiterführende Informationen zum Abschluss bei der Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen (ZAB) einholen, was zu einer Verlängerung der Bearbeitungszeit führen könne. Eine Sprecherin der ZAB sagte, dass der Bearbeitungszeitraum in der Regel drei Monate dauere – von der Einreichung des Antrags und der Bezahlung durch den Antragstellenden bis zur abschließenden Bewertung.
Das Familienministerium erklärte, Daten zur Rekrutierung ausländischer Erzieher lägen nicht vor: „Erzieherinnen werden von den Trägern der Kindertageseinrichtungen in eigener Zuständigkeit und im Rahmen der eigenen Personalverantwortung eingestellt.“Die Anerkennungszahlen bei den zuständigen Bezirksregierungen hätten kurzfristig nicht abgefragt werden können. „Angesichts des Fachkräftemangels begrüßen wir jede Initiative, die dazu dient, Fachkräfte für die Kindertageseinrichtungen in NRW zu gewinnen“, so ein Sprecher.
Der Opposition ist das zu wenig: „Die Landesregierung scheint weder einen Überblick über die Qualifikationen zu haben, noch gibt es ein spezielles Programm, mit dem potenzielle Fachkräfte über Sprachund Qualifizierungskurse für den Erziehungsberuf in NRW gewonnen werden können“, sagte der familienpolitische Sprecher der SPD,
Dennis Maelzer: „Offenbar gibt es bisher keine systematische Heranführung ausländischer Fachkräfte an das Kita-System in NRW.“
Auch im Gesundheitsbereich hatte es zuletzt Unmut über die langen Anerkennungsverfahren gegeben. So war bekannt geworden, dass die Sachbearbeiter der Zentralen Anerkennungsstelle für Gesundheitsberufe (ZAG) in Münster im Schnitt nicht einmal einen Fall pro Monat schaffen. Das Gesundheitsministerium stockte die Stellen daraufhin auf. Ein Sprecher sagte, mit dem Nachtragshaushalt seien der Bezirksregierung Münster 29 Stellen – 20 im gehobenen Dienst und neun im mittleren Dienst – zugewiesen worden. „Zudem ist auf Initiative des Ministeriums kurzfristig damit zu rechnen, dass sowohl die Anträge aus dem Ausland digital gestellt als auch durch ein Fachverfahren vollständig digital abgewickelt werden können. Diese Ansätze gilt es nun stärker auch in den anderen Berufen umzusetzen.“
Aktuell suchen laut Ministerium das Gastgewerbe sowie Dienstleister rund um die Abwicklung von Reisenden an Flughäfen mit teils drastischen Appellen nach Personal. Daneben sei weiterhin die Personalsituation in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen angespannt: „Aber auch das Handwerk, die Erziehungsberufe und die IT-Branche haben viele offene Stellen. Zudem werden die vielen Bau- und Klimavorhaben ausreichend Fachkräfte aus den Bereichen Bau, Ingenieurwesen, Energie einfordern.“