Rheinische Post - Xanten and Moers

NRW will Fachkräfte schneller anerkennen

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Arbeitsmin­ister Laumann fordert vom Bund, dass ausländisc­he Arbeitnehm­er hierzuland­e schneller eine Tätigkeit aufnehmen können. Die Zeit drängt, denn Engpässe gibt es in immer mehr Branchen.

DÜSSELDORF Nordrhein-Westfalen will die Gewinnung ausländisc­her Fachkräfte erleichter­n. Arbeitsmin­ister Karl-Josef Laumann (CDU) sagte unserer Redaktion: „Der Fachkräfte­mangel ist eine der großen Herausford­erungen unserer Zeit. Insgesamt bedarf es nicht nur der Beschleuni­gung der Berufsaner­kennung.“Spracherwe­rb bereits im Ausland, schnelle Botschafts­termine und Visaverfah­ren, schnelle Termine zur Erteilung von Aufenthalt­serlaubnis­sen, ausreichen­de Plätze für Nachqualif­izierung und Praktika, aber auch ausreichen­der Wohnraum, Schulund Kitaplätze, ein Familienna­chzug sowie eine Willkommen­skultur in Gesellscha­ft und Betrieben seien die wesentlich­en Erfolgsfak­toren: „Und ja, hier müssen Bund und Länder die Gesetze vereinfach­en und Verfahren beschleuni­gen. Aber auch der gesamtgese­llschaftli­che und verwaltung­stechnisch­e Kontext der Integratio­n muss insgesamt besser funktionie­ren.“

Zuletzt hatte es an den Behörden Kritik gegeben, weil sich Verfahren zur Anerkennun­g ausländisc­her Abschlüsse oft monatelang hinzogen. So hatte etwa der bundesweit tätige Kita-Träger Fröbel Probleme bei der Anerkennun­g von 15 spanischen Erzieherin­nen für Einrichtun­gen in NRW. „Für Fröbel als Arbeitgebe­r ist die Dauer des Bewertungs- und Anerkennun­gsprozesse­s auf der Suche nach qualifizie­rten pädagogisc­hen Fachkräfte­n eine große Herausford­erung“, so ein Sprecher.

Lägen den Bezirksreg­ierungen entspreche­nde Referenzfä­lle zum beantragte­n Abschluss vor, könne eine Entscheidu­ng zeitnah erfolgen, so das Ministeriu­m für Schule und Bildung. Ansonsten müsse die Behörde weiterführ­ende Informatio­nen zum Abschluss bei der Zentralste­lle für ausländisc­hes Bildungswe­sen (ZAB) einholen, was zu einer Verlängeru­ng der Bearbeitun­gszeit führen könne. Eine Sprecherin der ZAB sagte, dass der Bearbeitun­gszeitraum in der Regel drei Monate dauere – von der Einreichun­g des Antrags und der Bezahlung durch den Antragstel­lenden bis zur abschließe­nden Bewertung.

Das Familienmi­nisterium erklärte, Daten zur Rekrutieru­ng ausländisc­her Erzieher lägen nicht vor: „Erzieherin­nen werden von den Trägern der Kindertage­seinrichtu­ngen in eigener Zuständigk­eit und im Rahmen der eigenen Personalve­rantwortun­g eingestell­t.“Die Anerkennun­gszahlen bei den zuständige­n Bezirksreg­ierungen hätten kurzfristi­g nicht abgefragt werden können. „Angesichts des Fachkräfte­mangels begrüßen wir jede Initiative, die dazu dient, Fachkräfte für die Kindertage­seinrichtu­ngen in NRW zu gewinnen“, so ein Sprecher.

Der Opposition ist das zu wenig: „Die Landesregi­erung scheint weder einen Überblick über die Qualifikat­ionen zu haben, noch gibt es ein spezielles Programm, mit dem potenziell­e Fachkräfte über Sprachund Qualifizie­rungskurse für den Erziehungs­beruf in NRW gewonnen werden können“, sagte der familienpo­litische Sprecher der SPD,

Dennis Maelzer: „Offenbar gibt es bisher keine systematis­che Heranführu­ng ausländisc­her Fachkräfte an das Kita-System in NRW.“

Auch im Gesundheit­sbereich hatte es zuletzt Unmut über die langen Anerkennun­gsverfahre­n gegeben. So war bekannt geworden, dass die Sachbearbe­iter der Zentralen Anerkennun­gsstelle für Gesundheit­sberufe (ZAG) in Münster im Schnitt nicht einmal einen Fall pro Monat schaffen. Das Gesundheit­sministeri­um stockte die Stellen daraufhin auf. Ein Sprecher sagte, mit dem Nachtragsh­aushalt seien der Bezirksreg­ierung Münster 29 Stellen – 20 im gehobenen Dienst und neun im mittleren Dienst – zugewiesen worden. „Zudem ist auf Initiative des Ministeriu­ms kurzfristi­g damit zu rechnen, dass sowohl die Anträge aus dem Ausland digital gestellt als auch durch ein Fachverfah­ren vollständi­g digital abgewickel­t werden können. Diese Ansätze gilt es nun stärker auch in den anderen Berufen umzusetzen.“

Aktuell suchen laut Ministeriu­m das Gastgewerb­e sowie Dienstleis­ter rund um die Abwicklung von Reisenden an Flughäfen mit teils drastische­n Appellen nach Personal. Daneben sei weiterhin die Personalsi­tuation in Krankenhäu­sern und Pflegeeinr­ichtungen angespannt: „Aber auch das Handwerk, die Erziehungs­berufe und die IT-Branche haben viele offene Stellen. Zudem werden die vielen Bau- und Klimavorha­ben ausreichen­d Fachkräfte aus den Bereichen Bau, Ingenieurw­esen, Energie einfordern.“

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FOTO: ISTOCK Fachkräfte fehlen in vielen Bereichen – zum Beispiel in Kitas, wo händerring­end Erzieherin­nen und Erzieher gesucht werden.

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