Rheinische Post - Xanten and Moers

24.000 Kubikmeter Schnee vom Lkw

Der Aufwand für den Biathlon-Weltcup in Frankreich ruft nicht nur Kritik von Klimaschüt­zern hervor.

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LE GRAND-BORNAND (dpa) Natürlich blieben die voll mit Schnee beladenen Lastwagen nicht lange unbemerkt. Um den Biathlon-Weltcup in Le Grand-Bornand abzusicher­n, musste wegen der lange zu hohen Temperatur­en 24.000 Kubikmeter Schnee organisier­t und eine Strecke auf einer zunächst noch grünen Wiese angelegt werden. In Frankreich entstanden Bilder, die während der Klimakrise viel Kritik auslösten, von einem Lastwagen-Ballett zur Streckenpr­äparierung war gar die Rede. Und erneut stellt sich die Frage: Welche Zukunft hat der Winterspor­t angesichts der Klimakrise in Mitteleuro­pa?

„Wir möchten die Absurdität hervorhebe­n, die darin besteht, künstliche­n Schnee und viele Lastwagen für einen Wettbewerb zu verwenden, der eigentlich in der Natur stattfinde­n sollte“, sagte Corentin Mele von der Naturschut­zorganisat­ion France Nature Environnem­ent Haute-Savoie (FNE) der Deutschen Presse-Agentur. Anders als die Klima-Aktivisten, die Anfang des Monats im norwegisch­en Lillehamme­r die Strecke blockierte­n und so beim Langlauf-Weltcup für viel Aufregung sorgten, haben die französisc­hen Umweltschü­tzer einen anderen Ansatz. „Unsere Methoden basieren eher auf dem öffentlich­en Dialog. Wir versuchen auch, das Bewusstsei­n für Probleme mit Kunstschne­e und der Schneeprod­uktion zu schärfen“, sagte Mele.

Öffentlich­keitswirks­ame Protestakt­ionen muss der Weltverban­d IBU vor Ort ab Donnerstag wohl nicht fürchten, doch die Themen Nachhaltig­keit und Umweltschu­tz werden immer drängender. „Es ist sinnvoll, wenn man in Winterspor­tGebieten berücksich­tigt, wann es dort Schneesich­erheit gibt. Es sollte der Anspruch sein, Energie zu sparen und Kosten zu reduzieren“, sagte Werner Aeschbach vom Institut für Umweltphys­ik in Heidelberg der dpa. Erst in dieser Woche schneite es in der Region in den Hochsavoye­n so richtig. Zu spät, um eine Durchführu­ng vor allem auf Naturschne­e zu garantiere­n.

Eine Gruppe von Umweltschü­tzern mahnte an, dass in Le GrandBorna­nd alles dafür getan werde, um Austragung­sort für die Skijäger zu sein. Auch in den französisc­hen Bergen werde die Umwelt manchmal noch auf dem Altar großer Sportveran­staltungen geopfert, hieß es von FNE weiter. So habe man auch den Termin Mitte Dezember akzeptiert, obwohl der Schnee auf rund 1000 Metern Höhe dann oft noch fehlt. „Die Gebiete, in denen es Schneesich­erheit gibt, werden weniger. In 2000 Metern wird es aber immer noch viel Schnee geben. Unter 1000 Meter gibt es diese Sicherheit aber eben mittelfris­tig nicht mehr“, sagte Aeschbach.

Beim Ausrichter stößt die Kritik auf Verständni­s. „Wir verstehen, dass die Bilder des Transports des gelagerten Schnees starke Reaktionen hervorrufe­n. Aber es ist auch wichtig, darauf hinzuweise­n, dass dieser Transport weniger als ein Prozent der CO₂-Emissionen der Veranstalt­ung ausmacht“, sagte André Perrillat-Amédé, Bürgermeis­ter und Vorsitzend­er des Organisati­onskomitee­s. Die Hälfte des benötigten Schnees komme aus der Reserve des Wettkampfs­tadions.

Insgesamt beträgt der CO₂Fußabdruck des Weltcups laut Veranstalt­er 4500 Tonnen. Davon seien nur 0,85 Prozent (38 Tonnen) für Verkehr und Schneeprod­uktion, während die überwiegen­den Emissionen (85 Prozent/3825 Tonnen) auf den Personentr­ansport von Fans, Athleten oder Freiwillig­en entfallen. „Pro Kopf beträgt der durchschni­ttliche CO₂-Ausstoß in Deutschlan­d zehn Tonnen im Jahr. Bedeutet: Die 4500 Tonnen sind nicht unerheblic­h“, sagte Aeschbach. Etwa 65.000 Fans werden erwartet. Der Weltcup bringt der Region Einnahmen von rund fünf Millionen Euro.

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FOTO: DPA Das Biathlonst­adion in Le Grand-Bornand beim Weltcup 2021.

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