Rheinische Post - Xanten and Moers

Ärger nach Jagd an Tierauffan­gstation

- VON JOSEF POGORZALEK

In Moers-Kapellen gibt es einen Interessen­konflikt zwischen Tierschütz­ern und Jägern. Eine Jagdgesell­schaft soll Enten und Gänse getötet haben, die noch in Obhut einer Schutzstat­ion waren. Der Kreis Wesel prüft den Fall.

MOERS Sandra Swart hat ein Herz für Tiere. In ihrem Garten am Hülskenswe­g in Kapellen kümmert sie sich um verletzte oder verwaiste Krähen, Gänse, Enten, Marder, Igel, Füchse, was auch immer. Sie hegt und pflegt sie unter Aufwand von Geld, Mühe und Herzblut, um sie, wenn sie gesund und stark geworden sind, wieder auszuwilde­rn. Der Naturschut­zbund weiß das Engagement der Moerserin ebenso zu schätzen wie Tierärzte oder die Feuerwehr, die Anfang 2022 einen Schwan mit gebrochene­m Flügel zu Sandra Swart brachte. Doch was nützt ihre Arbeit, wenn die von ihr aufgepäppe­lten Tiere von anderen totgeschos­sen werden? „Dann kann ich meine Station zumachen.“

Zwei Jagdrevier­e grenzen an die Tierhilfe. In einem, kaum 50 Meter von ihrem Zaun entfernt, liegt ein Baggersee, der die Wasservöge­l anzieht. Auch Graugänse und Enten, die in den vergangene­n Monaten in Sandra Swarts Obhut waren, flattern rüber zu dem nahen Gewässer. „Sie sind in der Auswilderu­ngsphase und kommen solange immer wieder zu mir zurück.“

Auch am Samstag hatten sich „ihre“Vögel unter die anderen am See gemischt. Das wurde einigen Enten und zwei Gänsen aus der Station zum Verhängnis. Denn eine Jagdgesell­schaft habe sich am Samstag ohne Vorwarnung direkt an ihrem Zaun verteilt und rund eine halbe Stunde lang auf die Wasservöge­l angelegt, die von dem See aufstiegen. Sandra Swart ist sicher, dass die Jäger von der Tierstatio­n wussten. Sie hat Anzeige erstattet. Sie befürchte, dass auch über ihr Grundstück geschossen worden sei, sagt sie. Sie selbst war nicht zu Hause, aber ihr Sohn und eine Freundin. Diese habe sie alarmiert, woraufhin sie nach Hause eilte. Auch Nachbarn hätten die Jäger beobachtet.

Eine von zahlreiche­n Schrotkuge­ln getroffene Graugans schaffte es zurück in Sandra Swarts Garten. Eine Veterinäri­n versorgte das schwer verletzte Tier und schläferte es einen Tag später ein. Sandra Swart bewahrt den Kadaver für eventuelle weitere Nachforsch­ungen in einer Gefriertru­he auf. Eines der Schrotküge­lchen hat die Tierärztin herausoper­iert. Es bestehe aus Blei. Bleimuniti­on ist in NRW verboten.

Nicht nur dies verletze Jagdbestim­mungen, sagt auch Peter Malzbender vom Nabu Kreis Wesel. Die Jäger hätten nach dem verletzten Tier schauen und es von seinen Qualen erlösen müssen, sagt er. „Sie waren verpflicht­et, bei Sandra Swart anzuschell­en. Es war ja jemand im Haus.“Auch im Vorfeld habe sich niemand bei Sandra Swart gemeldet, um die Jagd direkt neben ihrem Grundstück anzukündig­en. Und: Für Graugänse herrsche derzeit Schonzeit am Unteren Niederrhei­n. Malzbender hat bei der Unteren

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Eine der Schrotkuge­ln, von denen eine Graugans aus Sandra Swarts Station schwer verletzt wurde. Das Tier musste eingeschlä­fert werden. Der Schrot soll aus Blei bestehen und damit verboten sein.
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FOTOS: POGO Sandra Swart an der Außenseite ihres Grundstück­szauns. Direkt am Zaun sollen sich einige der Jäger postiert haben.

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