Rheinische Post - Xanten and Moers
Ärger nach Jagd an Tierauffangstation
In Moers-Kapellen gibt es einen Interessenkonflikt zwischen Tierschützern und Jägern. Eine Jagdgesellschaft soll Enten und Gänse getötet haben, die noch in Obhut einer Schutzstation waren. Der Kreis Wesel prüft den Fall.
MOERS Sandra Swart hat ein Herz für Tiere. In ihrem Garten am Hülskensweg in Kapellen kümmert sie sich um verletzte oder verwaiste Krähen, Gänse, Enten, Marder, Igel, Füchse, was auch immer. Sie hegt und pflegt sie unter Aufwand von Geld, Mühe und Herzblut, um sie, wenn sie gesund und stark geworden sind, wieder auszuwildern. Der Naturschutzbund weiß das Engagement der Moerserin ebenso zu schätzen wie Tierärzte oder die Feuerwehr, die Anfang 2022 einen Schwan mit gebrochenem Flügel zu Sandra Swart brachte. Doch was nützt ihre Arbeit, wenn die von ihr aufgepäppelten Tiere von anderen totgeschossen werden? „Dann kann ich meine Station zumachen.“
Zwei Jagdreviere grenzen an die Tierhilfe. In einem, kaum 50 Meter von ihrem Zaun entfernt, liegt ein Baggersee, der die Wasservögel anzieht. Auch Graugänse und Enten, die in den vergangenen Monaten in Sandra Swarts Obhut waren, flattern rüber zu dem nahen Gewässer. „Sie sind in der Auswilderungsphase und kommen solange immer wieder zu mir zurück.“
Auch am Samstag hatten sich „ihre“Vögel unter die anderen am See gemischt. Das wurde einigen Enten und zwei Gänsen aus der Station zum Verhängnis. Denn eine Jagdgesellschaft habe sich am Samstag ohne Vorwarnung direkt an ihrem Zaun verteilt und rund eine halbe Stunde lang auf die Wasservögel angelegt, die von dem See aufstiegen. Sandra Swart ist sicher, dass die Jäger von der Tierstation wussten. Sie hat Anzeige erstattet. Sie befürchte, dass auch über ihr Grundstück geschossen worden sei, sagt sie. Sie selbst war nicht zu Hause, aber ihr Sohn und eine Freundin. Diese habe sie alarmiert, woraufhin sie nach Hause eilte. Auch Nachbarn hätten die Jäger beobachtet.
Eine von zahlreichen Schrotkugeln getroffene Graugans schaffte es zurück in Sandra Swarts Garten. Eine Veterinärin versorgte das schwer verletzte Tier und schläferte es einen Tag später ein. Sandra Swart bewahrt den Kadaver für eventuelle weitere Nachforschungen in einer Gefriertruhe auf. Eines der Schrotkügelchen hat die Tierärztin herausoperiert. Es bestehe aus Blei. Bleimunition ist in NRW verboten.
Nicht nur dies verletze Jagdbestimmungen, sagt auch Peter Malzbender vom Nabu Kreis Wesel. Die Jäger hätten nach dem verletzten Tier schauen und es von seinen Qualen erlösen müssen, sagt er. „Sie waren verpflichtet, bei Sandra Swart anzuschellen. Es war ja jemand im Haus.“Auch im Vorfeld habe sich niemand bei Sandra Swart gemeldet, um die Jagd direkt neben ihrem Grundstück anzukündigen. Und: Für Graugänse herrsche derzeit Schonzeit am Unteren Niederrhein. Malzbender hat bei der Unteren