Rheinische Post - Xanten and Moers
Die Tage des Werberings scheinen gezählt
Bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung geht es um nicht weniger als die Zukunft der organisierten Kaufmannschaft.
ALPEN Der Werbering in Alpen, steht vor seinem 50. Geburtstag. Nächstes Jahr wär‘s so weit. Aber ob der Zusammenschluss der Kaufmannschaft sein Jubiläum erlebt, ist gerade mehr als fraglich. Statt Jubel über fünf Jahrzehnte im Einsatz für den örtlichen Einzelhandel, droht dem Werbering ein trauriges Ende. Am Mittwochabend fällt bei der außerordentlichen Versammlung im Gasthof Zum Dahlacker eine Vorentscheidung.
„Ich hab’s noch mal für drei Jahre gemacht, weil mir der Einzelhandelsstandort Alpen am Herzen liegt“
Werner Paduch
Noch Vorsitzender des Werberings
Eines steht schon fest: Der alte Vorstand um den Vorsitzenden Werner Paduch (70) und seiner Stellvertreterin Birgit Muth hört auf. Aber Leute, die den Laden übernehmen, sind bis unmittelbar vor der Versammlung nicht in Sicht. „Eventuell ist jemand bereit, den Vize-Vorsitz zu übernehmen“, sagt Paduch. Aber es brauche ein ganzes Team, das die Interessen der Geschäftsleute bündelt und den schwächelnden Einzelhandelsstandort mit Aktionen wieder nach vorne bringt.
Der Trend aber marschiert scheinbar unaufhaltsam in die gegenläufige Richtung. Die traditionelle Weihnachtsverlosung, von denen die Kundschaft aber auch soziale Einrichtungen im Ort immer profitiert haben, ist diesmal ausgefallen. Der Werbering hat die Bühne auf dem von ihm lange mitorganisierten Nikolausmarkt, wo sonst die ersten Gewinne gezogen worden sind, nicht mehr betreten.
Für Werner Paduch, der vor drei Jahren für Optiker Thomas Eckholt, der durch Entwicklungen im eigenen Betrieb stark gefordert war, abgelöst hat, ist definitiv Schluss. Er war zwar mehr als vier Jahrzehnte in Alpen geschäftlich vertreten, hat aber sein eigenes Schuhgeschäft schon vor fünf Jahren aufgegeben. Er lebt inzwischen in Sonsbeck. „Ich hab’s noch mal gemacht, weil mir Alpen am Herzen liegt“, sagt er. Aber aus der Entfernung einen Job zu machen, „für den ich fast jeden Morgen am heimischen PC sitze“, dafür sei er inzwischen zu alt.
In seinen Entschluss aufzuhören, mischt sich auch eine Portion Bitternis. „Wenn man was macht, wird oft nur gemeckert.“Auch seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter, oft schon viele Jahre dabei, sehen sich aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr in der Lage, den großen Karren zu ziehen, seien mit ihren eigenen Geschäften komplett ausgelastet.
Vor allem das Internet und am Ende Corona macht Padurch für den Wandel verantwortlich, der zu immer mehr Geschäftsaufgaben und letztlich zum Sterben der Werbegemeinschaften führe. Das treffe ja nicht nur Alpen. „Die Umsätze gehen immer weiter zurück, jeder und jede kämpft ums Überleben“, so der erfahrene Geschäftsmann. Die Dauerbaustelle im Ort sei zwar belastend
fürs Geschäft, so Paduch, aber nicht ausschlaggebend für die Probleme des Werberings. Davon, der Verwaltung Vorwürfe zu machen für den schleppenden Fortgang, ist er weit entfernt. Von den Plänen zur Ansiedlung von Rossmann und Rewe verspricht er sich einen lebenserhalten Impuls für den Einzelhandelsstandort Alpen insgesamt. „Wenn die Anker, die Kaufkraft anlocken, denn auch tatsächlich kommen.“
Noch größer sind seine Zweifel, dass zum außerordentlichen Treffen des Werberings genügend der noch 80 Mitglieder kommen. Mindestens die Hälfte müsste da sein, um das formelle Ende zu beschließen. So weit wird es in diesem Jahr wohl nicht mehr kommen. Aber den 50. wird der Werbering, so sieht es jedenfalls aus, kaum überleben.