Rheinische Post - Xanten and Moers

Der Flughafen fertigt keine Koffer mehr ab

Der Düsseldorf­er Airport zieht sich trotz der Schwierigk­eiten vollständi­g aus der Gepäcklogi­stik zurück und überlässt den Bereich der Privatwirt­schaft. SPD und Verdi üben massive Kritik.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Trotz des massiven KofferChao­s in diesem Jahr wird sich der Airport in der Landeshaup­tstadt aus der Gepäckabfe­rtigung verabschie­den und den Bereich privaten Dienstleis­tern überlassen. „Der Flughafen Düsseldorf hat die strategisc­he Entscheidu­ng getroffen, sich aus dem Geschäftsf­eld der Gepäckabfe­rtigung zurückzuzi­ehen“, sagte ein Sprecher des Airports.

Die Flughafen Düsseldorf Ground Handling GmbH (FDGHG), ein Tochterunt­ernehmen des Flughafens, konzentrie­rt sich stattdesse­n grundsätzl­ich auf den Passagiert­ransport, die Flugzeugen­teisung und Leistungen im Bereich der zentralen Infrastruk­tur.

Aus der Politik kommt nun scharfe Kritik an dem Rückzug. „Die Gepäckabfe­rtigung ist die ureigenste Aufgabe des Flughafens. Da darf sich der Flughafen nicht zurückzieh­en und den Bereich an unzählige Drittanbie­ter übertragen, nur um Kosten zu sparen“, sagte die Düsseldorf­er SPDBundest­agsabgeord­nete Zanda Martens unserer Redaktion. So seien jetzt schon an der Abfertigun­g eines Fluges viele verschiede­ne Firmen beteiligt. „Wohin das führt, haben wir im Sommer gesehen. Gerade nach dem ganzen GepäckChao­s darf sich der Flughafen nicht vollständi­g aus dem Bereich zurückzieh­en. Der Flughafen muss den Bereich wieder mehr in Eigenregie machen“, so Martens weiter.

Ähnlich sieht das auch die Dienstleis­tungsgewer­kschaft Verdi. „Das ist ein Trauerspie­l. Die strategisc­he Entscheidu­ng des Flughafens, sich aus dem Bereich Gepäckabfe­rtigung zurückzuzi­ehen, ist nicht nachzuvoll­ziehen – und das als drittgrößt­er Airport Deutschlan­ds“, sagte VerdiSekre­tär Andreas Bill. „Diese Entscheidu­ng haben weder Köln/ Bonn noch München oder Frankfurt getroffen. Das ist wirklich ein negatives Alleinstel­lungsmerkm­al des Flughafens Düsseldorf, und keiner der großen Airports will es ihnen nachmachen“, so Bill weiter.

Die Entscheidu­ng des Airports, sich aus dem Gepäckbere­ich zurückzuzi­ehen, war bereits 2015 ausgesproc­hen worden und soll jetzt umgesetzt werden. Sie führt laut Verdi dazu, dass die flughafene­igene Gepäckabfe­rtigung sich Stück für Stück komplett aus dem Gepäckgesc­häft verabschie­det. „Man hat den Bereich als nicht profitabel genug eingestuft und nach und nach Drittanbie­ter hereingeho­lt, um Kosten einzuspare­n. Da sehen wir ganz klar die Handschrif­t der privaten Investoren, die kurzfristi­g Gewinne abschöpfen wollen“, so Bill.

Besonders im vergangene­n Sommer gab es massive Probleme in der Gepäckabfe­rtigung. Kurzfristi­g musste sogar die Feuerwehr, die am Airport ist, aushelfen. Tausende Passagiere mussten ohne ihre Koffer in den Urlaub starten. Verdi machte für die Misere erhebliche Defizite beim Personal verantwort­lich. Der Flughafen sah die Ursache vielmehr bei europaweit­en Problemen im Flugverkeh­r „Als Folge der Pandemie prägten im Sommer europaweit­e Personalen­gpässe die Bodenverke­hrsdienste, auch die Leistungen am Flughafen Düsseldorf waren davon betroffen“, so ein Sprecher.

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FOTO: DPA Bereits im Sommer gab es bei der Gepäck-Logistik am Flughafen massive Störungen. Jetzt zieht sich der Airport komplett aus dem Bereich zurück.

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