Rheinische Post - Xanten and Moers
Mit Champagner zum reichsten Mann der Welt
Bernard Arnault hat Elon Musk im Ranking abgelöst. Der französische Geschäftsmann baute sein Vermögen mit dem Luxuskonzern LVMH auf.
PARIS Bernard Arnault mag nicht im Rampenlicht stehen. Als im Sommer sein Privatjet wegen klimaschädlicher Kurzstrecken in die Schlagzeilen geriet, verkaufte er ihn und stieg auf ein Mietflugzeug um. „Jetzt kann keiner mehr wissen, wohin ich fliege“, sagte er dem Sender Radio Classique. Dennoch dürften die Aktivitäten des französischen Geschäftsmanns in den kommenden Wochen genau verfolgt werden. Arnault ist seit dieser Woche laut der Agentur Bloomberg mit einem Vermögen von 171 Milliarden Dollar (161 Milliarden Euro) reichster Mann der Welt. Der 73-Jährige überholte den Gründer von Tesla und Space X, Elon Musk, den vor allem die Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter Geld kostete.
Arnault, 1949 in der nordfranzösischen Industriestadt Roubaix geboren, absolvierte die Elite-Ingenieursschule Polytechnique, um dann mit 22 Jahren in die Baufirma seines Vaters einzutreten. Mitte der 80er-Jahre überzeugte er seinen Vater, der sich inzwischen dem Immobilienmarkt zugewandt hatte, doch in etwas Gewinnbringenderes zu investieren – nämlich in die Modemarke Christian Dior. Damit war der Grundstein für ein Luxusimperium gelegt.
1989 übernahm der als kühl geltende Geschäftsmann den Konzern LVMH, der zwei Jahre zuvor aus der Fusion des Lederwarenherstellers Louis Vuitton mit dem Spirituosenunternehmen Moët-Hennessy entstanden war. 75 Marken gehören inzwischen zu LVMH, darunter die besten Adressen der Reichen und
Schönen: Kenzo, Guerlain, Fendi, Bulgari, Marc Jacobs und der Kofferhersteller Rimowa.
Neben seinem Luxuskonzern nennt Arnault die Medienhäuser „Le Parisien“, „Les Echos“und „Challenges“sein eigen. Als Medienmogul, der die Politik beeinflusst, will er sich allerdings nicht sehen – im Gegensatz zum Milliardär Vincent Bolloré, der hinter den Kulissen im französischen Präsidentschaftswahlkampf den rechtsextremen Eric Zemmour unterstützte.
Arnault pflegt einen für den reichsten Mann der Welt passenden Lebensstil: Auch wenn er seinen Privatjet verkaufte, bleiben ihm noch die mehr als 100 Meter lange Yacht „Symphony“, ein 2000 Quadratmeter großes Haus in Paris und eine Insel in der Karibik. Seit er 1996 das Château d’Yquem für 211 Millionen
Euro aufkaufte, baute der Milliardär zudem ein Weinimperium auf, zu dem Weinberge in Spanien, Kalifornien, Argentinien und Neuseeland gehören.
Trotz seiner Zurückhaltung ist Arnault immer wieder an der Seite prominenter Politiker zu sehen. So feierte er 2007 die Wahl von Nicolas Sarkozy zum französischen Präsidenten im Luxusrestaurant Fouquet’s auf den Champs-Elysées. In Texas weihte er an der Seite von Donald Trump eine Vuitton-Fabrik ein, und im Kreml wurde er von Wladimir Putin empfangen. Als Kunstliebhaber schenkte er der Stadt Paris die Louis-Vuitton-Stiftung, die vom Stararchitekten Frank Gehry gebaut wurde. Arnault spielt hervorragend Klavier, hin und wieder gibt der schmächtige Unternehmer selbst Konzerte – zum Beispiel 2017, als er zusammen mit seiner Frau und einem seiner Söhne in Moskau vor 2000 Menschen auftrat.
Neben der musikalischen sucht der Milliardär auch die sportliche Herausforderung. Er spiele hin und wieder Tennis gegen die Schweizer Legende Roger Federer, verriet er dem Magazin „Challenges“. Dabei schaffe er es sogar, dem einstigen Weltklassespieler den einen oder anderen Punkt abzujagen.
Dass Arnault in den nächsten Jahren kürzertritt, ist nicht zu erwarten. Gerade erst stimmte die LVMH-Jahreshauptversammlung einer Erhöhung der Altersgrenze des Vorstandschefs auf 80 Jahre zu. Seine fünf Kinder arbeiten alle im Unternehmen. Ob eines von ihnen die Nachfolge antritt, gehört allerdings zu den gut gehüteten Geheimnissen des Geschäftsmannes.