Rheinische Post - Xanten and Moers
Wie viel teurer das Heizen bei Kälte wird
Zuletzt wurde es winterlich in NRW. Ein Energieberater rechnet vor, was Minusgrade finanziell bedeuten.
DÜSSELDORF Die gestiegenen Energiepreise beschäftigen seit Monaten viele Menschen, die Temperaturen sanken in der vergangenen Woche, die Heizungen liefen wohl mehr als sonst. Doch wie beeinflusst das den Energieverbrauch beim Heizen?
Heribert Rubarth kann Antworten darauf geben. Er ist Energieberater aus Düsseldorf und berät Kunden auch im Auftrag der Verbraucherzentrale. Er rechnet vor, wie viel mehr die Heizungen nun leisten müssen. Heizen bedeute – vereinfacht gesagt – einen Ausgleich zur Außentemperartur zu schaffen, um einen gewissen Wärmebedarf zu decken, sagt er. Das bedeutet, bei einer angestrebten Innentemperatur von beispielsweise 19 Grad Celsius muss die Heizung 20 Grad Ausgleich liefern, wenn es draußen minus ein Grad kalt ist. Liegt die Außentermpartur hingegen bei zehn Grad, muss sie nur neun Grad ausgleichen. Dafür verbraucht die Heizung logischerweise weniger Energie. Wie viel teurer dieser erhöhte Ausgleich dann am Ende sei, das unterscheide sich stark je nach Wohnsituation. „Da spielt natürlich mit rein, welche Form der Heizung ich habe. Aber auch, ob man zum Beispiel ein freistehendes Einfamilienhaus heizt oder eine Wohnung in einem großen Haus, die umgeben ist von anderen Wohnungen“, so Rubarth.
Generell könne man davon ausgehen, dass die Erhöhung der Raumtemperatur um ein Grad rund fünf bis sechs Prozent mehr Energie verbraucht. Grob könne man das auch auf die Situation übertragen, in der die Heizung niedrigere Außentemperaturen ausgleichen muss. Pro Grad kälterer Außentemperatur seien also im Schnitt fünf bis sechs Prozent mehr Energie nötig, je nach Wohnsituation.
„Wirklich etwas dagegen tun kann man leider auch nicht. Wenn es kälter ist, muss mehr geheizt werden, da kommt man kaum drum herum“, sagt Rubarth. Doch es gebe Möglichkeiten, generell Heizenergie zu sparen. „Rund zehn bis 15 Prozent sind da je nach Heizform und Wohnsituation drin“, sagt er. Denn auch wenn es helfen könne, die Raumtemperatur zu reduzieren, unter 15 Grad solle sie nicht dauerhaft fallen, so der Energieexperte. „Dann kann es nämlich Probleme mit Luftfeuchtigkeit
Heribert Rubarth Energieberater, zu Einsparmöglichkeiten
und am Ende mit Schimmel geben“, sagt er. Deshalb rät er, Türen zwischen unterschiedlich stark beheizten Räumen geschlossen zu halten. „Man heizt sonst nicht nur passiv mit, sondern lässt auch die warme, feuchtere Luft in die kühleren Räume, wo sie kondensiert und Schimmelprobleme auslösen kann“, sagt er. Entscheidend für die richtige Raumfeuchte sei das Lüften. Je kälter die Außentempertaur sei, desto schneller ginge der Luftaustausch aber auch. „Als Faustregel kann man sagen: Mindestens zwei bis drei Minuten lüften, bei Plusgraden ungefähr so viele Minuten wie es Grad Celsius draußen sind“, sagt er. Ganz visuell könne man das im Winter oft an beschlagenen Fensterscheiben sehen. „Die entstehen durch die Kondensation. Also, Fenster auf, solange bis die Scheiben wieder klar sind, dann ist auch die Luftfeuchtigkeit reguliert“, so Rubarth.
Er empfiehlt, ein Thermometer, am besten sogar ein Thermo-Hygrometer, in der Wohnung aufzustellen. Dieses misst dann nicht nur die Temperatur, sondern auch die Luftfeuchtigkeit. „45 bis 55 Prozent sind optimal, ab 60 Prozent sollte man dringend lüften“, sagt er. Auch über die gemessene Temperatur könne man das eigene, gefühlte Wärmeempfinden besser kontrollieren. Und die Heizung dann im Zweifelsfall ein bisschen runterdrehen.
„Rund zehn bis 15 Prozent sind da je nach Heizform und Wohnsituation drin“