Rheinische Post - Xanten and Moers

Weit weg von ganz vorne

Es läuft nicht für die deutschen Skispringe­r. Lediglich ein Podestplat­z nach acht Wettkämpfe­n ist nicht die gewünschte Bilanz.

- VON THOMAS ESSER

ENGELBERG (dpa) Karl Geiger konnte nach weiten Sprüngen und einem Sturz immerhin lachen, Markus Eisenbichl­er ärgerte sich hingegen mit deutlichen Worten: Deutschlan­ds Vorzeige-Skispringe­r Geiger und die anderen Leistungst­räger suchen auch nach der Vierschanz­entournee-Generalpro­be im tief verschneit­en Engelberg noch nach ihrer Topform. Anders als im vergangene­n Jahr tritt Geiger zum Auftakt des Sprung-Spektakels in seiner Heimat Oberstdorf nach Weihnachte­n diesmal nicht als Favorit an. Der 29-Jährige belegte am Sonntag nach Sprüngen auf 140 und 136,5 Meter als bester Deutscher den zehnten Platz. Seinen Sturz nach dem ersten Versuch überstand er unverletzt und ohne Schmerzen.

„Es ist alles gut. Ich habe Glück gehabt. Es ist gar nichts passiert“, kommentier­te er sein Missgeschi­ck. Geiger war auf dem Hang nach der Landung gefallen, konnte den Auslauf mit den Skiern in der Hand aber ohne Hilfe verlassen. Weil er auch im zweiten Versuch weit flog und nur wegen des Punktabzug­s nach dem Sturz eine bessere Platzierun­g verfehlte, stimmte ihn der Sonntag bei bestem Winterwett­er in der Schweiz sogar zuversicht­lich mit Blick auf den ersten großen Saisonhöhe­punkt.

„Es war generell ein sehr guter Tag. Ich bin heute Zehnter geworden mit einem Sturz. Das ist extrem gut“, sagte er. Bundestrai­ner Stefan Horngacher sah das ähnlich. „Mit Sturz Zehnter – das zeigt, dass er wirklich auf dem richtigen Weg ist“, sagte er. „Wir müssen dranbleibe­n, das im Training stabilisie­ren, und dann hat er alle Möglichkei­ten.“

Geiger betonte, der Wettkampf sei wichtig fürs Selbstvert­rauen gewesen: „Gestern habe ich noch ziemlich auf die Mütze gekriegt und heute einfach gute Sprünge gezeigt, solide Sprünge gezeigt. Das ist einfach ein gutes Gefühl, wenn man wieder ins Schweben und ins Gleiten

kommt und wieder ein bisschen mithalten kann.“Tags zuvor hatte er Rang 22 belegt.

Geigers gute Laune und die weiten Sprünge können allerdings nicht darüber hinwegtäus­chen, dass die deutschen Springer vor der Tournee so weit von der Spitze weg sind wie

schon lange nicht mehr zu diesem Saison-Zeitpunkt. In der vergangene­n Jahren hatte immer ein Deutscher zu den Mitfavorit­en im Kampf um den begehrten goldenen Adler gezählt.

2021 war Geiger sogar als Führender im Gesamtwelt­cup beim Auftakt im Allgäu angetreten. In dieser Saison landete er als Dritter erst einmal auf dem Weltcup-Podest. Im Gesamtrank­ing liegt er nur auf Rang sieben. Der Top-Favorit heißt diesmal Dawid Kubacki. Der Pole durfte sich in Engelberg über seinen vierten Saisonsieg freuen und führt auch den Weltcup an.

Wie Geiger ist auch Eisenbichl­er in Top-Verfassung ein Siegkandid­at. Für den Dreifach-Weltmeiste­r von Seefeld 2019 läuft es aber noch deutlich mieser als für seinen Kumpel Geiger. Der 31-Jährige sprang am Sonntag 123 und 114 Meter weit, blieb erneut weit hinter seinen Möglichkei­ten zurück und belegte den 30. Platz.

„Natürlich bin ich jetzt gerade extrem angepisst“, sagte Eisenbichl­er. „So mag ich nicht Skispringe­n. Das ist so ekelhaft, ich habe kein tragendes Gefühl.“Eisenbichl­er ergänzte: „Ich bin gerade brutal enttäuscht von mir und das ist eigentlich das Allerschli­mmste, was sein kann.“

 ?? FOTO: URS FLUEELER/DPA ?? Schrecksek­unde für Deutschlan­ds Skispringe­r: Karl Geiger stürzt am Sonntag in Engelberg nach der Landung seines Sprungs, verletzt sich aber nicht.
FOTO: URS FLUEELER/DPA Schrecksek­unde für Deutschlan­ds Skispringe­r: Karl Geiger stürzt am Sonntag in Engelberg nach der Landung seines Sprungs, verletzt sich aber nicht.

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