Rheinische Post - Xanten and Moers

Festliches Schwelgen in Bergbaueri­nnerungen

- VON JUTTA LANGHOFF

Der „Knappencho­r Rheinland“war bei der Glück-auf-Nacht auf Schacht IV zu Gast.

MOERS Kalt war’s bei der dritten weihnachtl­ichen Glück-auf-Nacht am Samstag in der Maschinenh­alle

des ehemaligen Rheinpreuß­enSchachts IV. Sehr kalt sogar, aber auch sehr stimmungsv­oll. Trotz eisiger Temperatur­en waren an diesem Abend zahlreiche Besucher in das heute denkmalges­chützte Moerser Zechengebä­ude gekommen und erlebten dort bei Kerzensche­in gut 90 Minuten lang mit dem „Knappencho­r Rheinland“und den Schauspiel­ern Patrick Dollas und Klaus Steffen einen unterhalts­amen Rückblick auf die Bergbauzei­t an Rhein und Ruhr.

Geplant und organisier­t hatten die erinnerung­strächtige Veranstalt­ung auch diesmal wieder der „Grafschaft­er Museums- und Geschichts­verein“und der Verein „100 Jahre Kolonie Meerbeck“. „Das Besondere ist die starke Emotionali­tät, die mit dieser Feier verbunden ist“, hatte es Jens Franke vom Stadtteilb­üro „Neu-Meerbeck“am 30. November bei der Presse-Bekanntgab­e des Termins formuliert, und so war es tatsächlic­h. Schon die zum Auftakt von Patrick Dollas und Klaus Steffen dargeboten­e szenische Lesung aus dem beschwerli­chen Arbeitsall­tag zweier Bergleute ließ bei manch einem Besucher nicht nur nostalgisc­he Erinnerung­en hochkommen.„Das ist deine Grubenlamp­e. Du kommst auf Sohle sieben, direkt vor die Kohle“, wies in der Inszenieru­ng Klaus Steffen als alter, erfahrener Kumpel seinen neuen Kollegen Patrick in dessen zukünftige­n Arbeitspla­tz ein. „Und halte dein Essen hoch, damit die Ratten nicht daran kommen.“„Gibt es hier viele davon?“fragte der Neuling daraufhin erschrocke­n und erfuhr anschließe­nd nicht nur davon, sondern auch von den ganz frühen Arbeitsbed­ingungen unter Tage, als noch ganze Familien einschließ­lich ihrer Kinder dort eingesetzt wurden, und so manches Kind am Ende der Schicht nicht wieder auftauchte.

Und dann wurde es zum Schluss auch noch richtig dramatisch. „Notstand! Raus! Raus!“schrie dabei Kumpel Klaus mit überschlag­ender Stimme. „Die Decke senkt sich.

Heilige Barbara steh uns bei!“Doch da war es schon zu spät, sodass sein Kollege Patrick am Ende nur noch bitten konnte: „Schicht und Grab, Grab und Schicht raunen still: vergesst uns nicht.“

Der zweite Teil des Abends wurde dann anschließe­nd musikalisc­h von den Sängern des „Knappencho­rs Rheinland“und seinem Dirigenten Martin Ebeling gestaltet. Dabei präsentier­ten sie in zwei „Schichten“zunächst einige typische Bergmannsl­ieder, darunter zum Beispiel „Es lebe hoch der Bergmannss­tand“und natürlich das traditione­lle „Glück auf der Steiger kommt“, und anschließe­nd, mit einer Schnapspau­se für alle dazwischen, mehrere bekannte Weihnachts­lieder.

Inzwischen hatten einige Besucher, wahrschein­lich wegen der wirklich ziemlich heftigen Kälte, die Halle allerdings schon verlassen, doch für ein abschließe­ndes gemeinsame­s „Stille Nacht, heilige Nacht“reichten die Stimmen trotzdem noch aus. „Bleiben Sie gesund“, wünschte Chorleiter Ebeling und versprach schließlic­h zum Schluss: „Wir kommen im nächsten Jahr wieder und hoffen, dass wir dann wieder Frieden haben werden.“

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RP-FOTO: NORBERT PRÜMEN Konzert bei Kerzensche­in: der Knappencho­r Rheinland in der Maschinenh­alle auf Schacht IV.

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