Rheinische Post - Xanten and Moers

Eine Bergbauhüt­te für alle

- VON JUTTA LANGHOFF

Über drei Jahre hinweg ist im Freizeitho­f des SCI-Jugendcafé­s ein ganz besonderer Erweiterun­gsbau entstanden. Die Dekoration und ein Kunstwerk im Inneren vermitteln ein prägendes Stück Kamp-Lintforter Geschichte.

KAMP-LINTFORT Rund 75 Jugendlich­e und junge Erwachsene besuchen von montags bis freitags täglich das Kamp-Lintforter SCIJugendc­afé an der Moerser Straße 265. Mit einem solch großen Interesse hatte, als es vor jetzt 13 Jahren eingericht­et wurde, niemand gerechnet. „Das freut uns natürlich, aber dadurch platzen wir inzwischen aus allen Nähten,“sagt SCI-Geschäftsf­ührer Frank Liebert. „Nachdem sich das Café in den letzten Jahren bereits in den Keller und die erste Etage erweitert hat, haben wir überlegt, wie wir vielleicht auch unseren Freizeitho­f hinterm Haus noch effektiver nutzen könnten.“

Die Idee, die dabei am Ende das Rennen machte, war eine Hütte, in diesem Fall jedoch nicht irgendeine. Wenn, dann sollte es eine zu Kamp-Lintfort passende Bergbauhüt­te werden. Das war vor drei Jahren. Eigentlich wollte man damals mit dem Bau gleich loslegen. Dank der Vermittlun­g des Kamp-Lintforter SPD-Landtagsab­geordneten René Schneider und des ersten Beigeordne­ten der Stadt, Christoph Müllmann, hatte die „Stiftung Kinder und Jugend“der Sparkasse Duisburg bereits ihre finanziell­e Unterstütz­ung zugesagt, sodass man schon einen Teil der nötigen Materialie­n kaufen konnte.

Auch einen versierten Konstrukte­ur, den ehemaligen Bergmann Martin Rexin, gab es schon. Rexin war bereit, das Bauprojekt ehrenamtli­ch mit den jugendlich­en Cafébesuch­ern zusammen auf die Beine zu stellen. „Das hat mir sehr viel Spaß gemacht“, berichtet er. „Ich hatte vorab schon mal in meinem Garten eine ähnliche Hütte gebaut, allerdings etwas kleiner, damit hier nichts mehr schiefgehe­n konnte.“Doch da irrte er sich, denn wenig später kam Corona. Ab da waren auch Außenarbei­ten nur noch begrenzt erlaubt, sodass die Baumaßnahm­en nur noch schleppend voranginge­n. Aber an diesem Freitag war es dann endlich soweit. Die neue Bergbauhüt­te im Freizeitho­f des Kamp-Lintforter Jugendcafé­s ist fertig.

Und sie kann sich wahrhaftig sehen lassen. Auf vier starken hölzernen Stützen stehend, überdacht und an zwei Seiten offen, bietet sie den Jugendlich­en mit ihrer rund vier mal 2,5 Meter großen Grundfläch­e eine Vielzahl unterschie­dlicher Nutzungsmö­glichkeite­n.

Dazu kommen an einer Wand ein vom Rheinberge­r Graffiti-Künstler Julian Winkler gesprühtes Bild eines Lehrstolle­ns und diverse, von der Kamp-Lintforter „Fördergeme­inschaft für Bergmannst­radition – Linker Niederrhei­n“gestiftete bergmännis­che Nutzungsut­ensilien und Schilder.

„Die Anfrage nach den Dekoration­sstücken kam schon ganz zu Anfang“, erinnerte sich der Pressewart des Vereins, Dirk Thomas: „Dabei hat unser Vorsitzend­er Norbert Ballhaus sofort zugesagt. Zugegeben, das war auch ein bisschen

Selbstzwec­k. Wir möchten nämlich nicht nur unsere Tradition pflegen, sondern hoffen damit auch, junge Leute für die Jugendarbe­it unseres Vereins zu gewinnen.“

Das sieht auch Frank Liebert so: „Ich denke, wir haben mit dieser Hütte sicherlich ein Stück bergmännis­che Identität geschaffen. Immerhin hat der Bergbau viele Jahrzehnte das Zusammenle­ben in Kamp-Lintfort geprägt. Davon darf, auch wenn es hier jetzt keinen aktiven Abbau mehr gibt, ruhig etwas an die nächsten Generation­en weitergege­ben werden.“

 ?? RP-FOTO: NOP ?? Auch Landtagsab­geordneter René Schneider (1.v.l.) schaute am Freitag zur Eröffnung der Bergbauhüt­te vorbei.
RP-FOTO: NOP Auch Landtagsab­geordneter René Schneider (1.v.l.) schaute am Freitag zur Eröffnung der Bergbauhüt­te vorbei.

Newspapers in German

Newspapers from Germany