Rheinische Post - Xanten and Moers

Inflation und Energiekri­se: Koch gibt auf

- VON MARKUS WERNING

Nils Hegmann betreibt seit fünf Jahren das Schnellres­taurant „Essen für Jedermann“in Xanten. Kurz vor Weihnachte­n wird er den Imbiss schließen. Lebensmitt­el und Energie seien so teuer geworden, dass ein weiterer Betrieb unmöglich sei, sagt er.

XANTEN Nils Hegmann hat lange mit sich gerungen. Ein eigener Imbiss war immer sein Traum gewesen. Vier Jahre lang war er auch Realität. Aber in einigen Tagen ist er zu Ende. Er habe sich entschiede­n, dass er am 23. Dezember zum letzten Mal den Herd an der Rheinstraß­e 56 in Xanten einschalte­t. Abends wird „Essen für Jedermann“dann für immer schließen. „Ich sage Tschüss!“, schreibt Hegmann auf der Facebookse­ite seines Imbisses und bedankt sich bei allen Gästen, „die mir treu zur Seite gestanden haben“.

2018 hatte er den Imbiss „80/10/10“an der Ecke Rheinstraß­e / Ostwall übernommen und als „Essen für Jedermann eröffnet. Auf seiner Speisekart­e standen Pommes

„Ich habe mir diese Entscheidu­ng nicht leicht gemacht, aber die wirtschaft­liche Lage lässt mir leider keinen Spielraum“

Nils Hegmann

Inhaber von „Esssen für Jedermann“in Xanten

Frites, Currywurst und Hamburger. Aber Hegmann bot weit mehr als das klassische Imbiss-Angebot: Woche für Woche hatte er ein wechselnde­s Mittagsang­ebot. Am Freitag servierte er zum Beispiel Chili con Carne mit Fladenbrot für 6,50 Euro, Spaghetti Bolognese für 6,50 Euro und Schweinerü­ckensteak mit Pfeffersau­ce, Pommes und Majo für 7,50 Euro.

Auf Facebook bekommt Hegmann für seine Entscheidu­ng sehr viel Verständni­s. „Das ist ein herber Verlust für unsere Stadt, aber absolut nachzuvoll­ziehen“, kommentier­te zum Beispiel Rainer Groß. „Danke für die leckeren Pommes, Burger, Hähnchen...“, schrieb eine Frau. „Das ist wirklich sehr schade, es war immer lecker, gemütlich und freundlich“, meinte eine andere Nutzerin. „Die Entscheidu­ng ist leider absolut nachvollzi­ehbar.“Sie befürchte, dass andere Betriebe folgen könnten. So oder ähnlich äußerten sich viele.

Er habe sich diese Entscheidu­ng nicht leicht gemacht, erklärt der gelernte Koch. „Aber die wirtschaft­liche Lage lässt mir leider keinen Spielraum.“Alles sei teurer geworden. „Energiekos­ten und Inflation machen es mir unmöglich, meine Preise zu halten.“Wenn er seinen Wocheneink­auf für den Imbiss mache, müsse er mittlerwei­le doppelt so viel bezahlen wie noch vor Monaten. Und die Preise würden weiter steigen: Seine Lieferante­n hätten schon angekündig­t, im nächsten Jahr noch einmal mindestens 20 Prozent mehr zu verlangen, schreibt Hegmann weiter. Die höheren Einkaufsko­sten könne er aber nicht ausgleiche­n. Niemand bezahle sechs, sieben, acht Euro für eine Currywurst. „Da weder ich, noch meine Gäste solche Preissteig­erungen in Kauf nehmen können, habe ich schweren Herzens beschlosse­n, ‚Essen für Jedermann‘ zu schließen.“

Billigere Zutaten zu nehmen, komme für ihn nicht infrage, erklärt Hegmann im Gespräch mit der Redaktion. Convenienc­e-Produkte, also vorgeferti­gte Lebensmitt­el, verwende er nicht, er mache alles selbst. Für die Hamburger-Patties nehme er zum Beispiel frisches Rindfleisc­h. Fertigprod­ukte wolle er nicht. Den Unterschie­d schmecke man, und er wolle bei seiner Qualität bleiben. Das sei zu den bisherigen Preisen aber nicht mehr möglich.

Die Menschen seien zurückhalt­ender geworden, gäben weniger Geld aus, hat Hegmann beobachtet. Sie versuchten zu sparen, weil sie nicht wüssten, was auf sie zukomme. Er hat wenig Hoffnung. Januar und Februar würden für viele schwierige Monate, befürchtet er. Deshalb will er auch nichts anderes eröffnen. Selbststän­dig würde er sich jetzt nicht machen. Für ihn geht es anders weiter: nicht mehr als Chef, sondern als Angestellt­er in einem anderen Unternehme­n. Ein guter Job, sagt er. Und in diesen Zeiten ein Stück Sicherheit für den Familienva­ter.

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RP-FOTO: WER Das Schnellres­taurant „Essen für Jedermann“liegt an der Rheinstraß­e in Xanten.

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