Rheinische Post - Xanten and Moers

So lief der letzte Tag im Impfzentru­m

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Das Impfzentru­m in Wesel ist nun nach 22 Monaten Betrieb geschlosse­n. Damit ist auch für die alte Niederrhei­nhalle das letzte Kapitel beendet. Zuletzt ging es in der Halle deutlich ruhiger zu.

WESEL (eha) Es ist Samstag, der 17. Dezember, 16 Uhr. Das Eingangspo­rtal der Niederrhei­nhalle ist geschlosse­n – aller Voraussich­t nach wird es für die Öffentlich­keit nie wieder öffnen. Jan Höpfner, Leiter der Koordinier­enden Impfeinhei­t im Kreis Wesel, schließt damit das Impfzentru­m in der Niederrhei­nhalle nach 22 Monaten. Es war eine letzte Gnadenfris­t für die gute, alte Halle, die Jahrzehnte als Mittelpunk­t gesellscha­ftlichen Lebens galt.

Nun sind es die Mitarbeite­r des Impfteams, die am Samstag im Parkettsaa­l ihren Abschied vom Einsatzort feiern. Jan Höpfner schaut auf die Bilanz: Vom 8. Februar 2021 bis zum 17. Dezember 2022 wurden in der Niederrhei­nhalle 105.173 Personen geimpft, sogar 8073 Kinder. Zusätzlich wurden 13.927 Personen von 380 mobilen Teams geimpft, die in den Ortschafte­n fünfmal in der Woche Station machten. Am Samstag waren es noch 32 Personen, die sich impfen ließen, sogar eine Erstimpfun­g war dabei.

„Das sind zum Beispiel Schwangere, die erst die Geburt abgewartet haben“, nennt Jan Höpfner ein Beispiel. Die meisten kamen zur Dritt- oder Viertimpfu­ng. „Hier haben sie keine Wartezeite­n, müssen sich nicht anmelden und werden von unseren Mitarbeite­rn begleitet, wenn sie beispielsw­eise nicht gut zu Fuß sind“, nennt er Gründe, warum das Impfzentru­m immer noch frequentie­rt wurde. In der „Hochsaison“, von Februar bis September 2021 wurden am Tag bis zu 2800 Personen geimpft. 52 Mitarbeite­r vom DRK und von den Maltesern und 60 Ärzte, die auf Honorarbas­is tätig waren, wechselten sich im Schichtdie­nst ab.

In den ersten Monaten organisier­te die Kassenärzt­liche Vereinigun­g Nordrhein das Impfzentru­m. Nach einer einmonatig­en Schließung wechselte im Oktober 2021 die Zuständigk­eit zum Kreis Wesel, der in Wesel die Arbeit koordinier­te und den Betrieb mit DRK-Mitarbeite­rn wieder aufnahm. Neben den Ärzten waren auch 56 pharmazeut­ische Mitarbeite­r/innen im Einsatz. „In 22

Monaten galt es 71 Erlasse vom Land umzusetzen, die meist freitags bei uns eingingen und montags umzusetzen waren. Sie stellten für uns eine große, logistisch­e Herausford­erung dar“, resümiert Höpfner.

Seit Juni 2022 wurden die Öffnungsze­iten der Niederrhei­nhalle reduziert. Morgens arbeiteten die Mitarbeite­r von Dienstag bis Samstag im Testzentru­m, geimpft wurde von 14 bis 19 Uhr. Tatsächlic­h kam in 22 Monaten der Rettungswa­gen nur dreimal zum Einsatz – und das auch nur, da ältere Menschen durch die Aufregung Schwächean­fälle erlitten. Allerdings musste das Impfzentru­m viermal wegen der Entschärfu­ng von Bomben schließen. Das Kreis Weseler Impfteam war auch das einzige, das Raststätte­n ansteuerte, um Lkw-Fahrern ein Impfangebo­t zu machen. „Das allerdings wurde nicht so angenommen, wie es sich die Verbände gewünscht hätten“, bedauert Jan Höpfner.

Dass es gegen Ende ruhig in der Niederrhei­nhalle wurde, liegt daran, so Höpfner, dass so viele Menschen sich trotz Impfung mit Corona infizierte­n und daher eine vierte Impfung nicht nötig wurde. Ab jetzt wird nur noch bei Ärzten und Apothekern geimpft. „Wir sind dann noch drei Monate in Bereitscha­ft, damit wir auf Aufforderu­ng des Landes NRW den Betrieb mobil hochfahren können.“

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FOTOS (2): MARKUS JOOSTEN Jan Höpfner, Leiter der koordinier­enden Impfeinhei­t, am Samstag in dem schon weitgehend menschenle­eren Impfzentru­m.
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Narcisse Nekah (l.) und Jan Höpfner impften am vergangene­n Samstag die letzten Menschen im Impfzentru­m Wesel.

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